Ich habe mir jetzt zwar die Mühe gemacht, auf jeden einzeln einzugehen, allerdings überschneiden sich die angesprochenen Bereiche teilweise, dass es vielleicht gar nicht schlecht wäre, natürlich nur wenn Interesse bestehen sollte, auch meine Beiträge zu den anderen kurz zu überfliegen. Sofern ihr das nicht sowieso schon macht. 🙂
@Gast 1: Da gebe ich Dir Recht, dieser Entscheidungsprozess dauert auch bei mir schon beinahe die ganzen 7 Semester an. Ich sehe mich schon so "enden" wie Du, den Absprung nicht geschafft und dann aus Mangel an Möglichkeiten eben die Konsequenzen tragend. Wenn am Ende dabei ein zufriedenstellendes Examen rauskäme, wäre das alles vergessen. Nur was, wenn nicht?! Darf ich fragen, was Du studierst und was Dich dazu bewegt hat, das Studium doch durchzuziehen?
Das Problem an der Sache ist ja auch, dass man sich auf das eine nicht konzentrieren kann, wenn man das andere immer wieder im Hinterkopf hat. Wie oft dachte ich mir schon, wie es laufen würde, wenn ich die Energie, die ich mit dem ständigen Grübeln verbrauche, mal in mein Studium stecken würde?! Ich weiß, dass ich dabei auf keinen grünen Zweig komme und mache es trotzdem. Ganz schön doof.
Meine Angst ist eben auch, dass es ein Fehler ist, mich ans Studium wie an den letzten Strohhalm zu hängen, statt einfach loszulassen und nach neuen Strohhalmen zu suchen. Gerade auch der auferlegte Druck von einem selbst sowie von außen, dass die nächste Station, die man in Angriff nimmt, dann aber bitte auch ohne weiteren Fehltritt durchgezogen werden muss, erleichtert die Entscheidung nicht ansatzweise. Und wenn man keine Alternative hat, stürzt man sich ggf. entweder ins nächste Unglück oder bleibt halt in seinem momentanen Unglück stecken. Gerade, und das weiß ich momentan ja noch nicht mal, wenn das Problem eigentlich woanders liegt.
@Gast 2: Was Du schreibst, kommt mir bekannt vor. Ich kenne, ehrlich gesagt, fast niemanden, der Jura aus Leidenschaft studiert, so wie es bei Leuten aus anderen Studiengängen häufiger mal der Fall ist. Auch ich verbinde mit dem Fach eher sowas wie Hassliebe, was wohl mitunter auch ein Grund ist, weshalb ich mich (noch) nicht davon losreißen konnte.
Ich mag das Lernpensum und die veraltete Lehrweise überhaupt nicht und hab da auch echt meine Motivationsschwierigkeiten, aber wenn ich mal meinen unendlich großen Schweinehund überwunden habe, ist es im Grunde ganz cool. Nur der Weg dahin lässt mich einfach zu oft zweifeln. Zumal ich eben noch nicht wirklich ein Ziel damit anstrebe, was ja auch problematisch ist.
Ich habe das Studium nicht nur aus Alternativlosigkeit, sondern auch mit dem Gedanken, dass das evtl. meinen Neigungen und Interessen (Sprache, Menschen beraten -> Psychologie, Diskutieren, Analysieren) ein bisschen entsprechen könnte und ich mir mit dem Studium, im Gegensatz zu anderen Studiengängen, die meisten Möglichkeiten offen halten würde. Karriereorientiert bin ich da also von Anfang an nicht wirklich rangegangen. Alle streben sie die Wirtschaft, Grosskanzleien usw. an und ich hab das Gefühl, dazwischen unterzugehen.
Zugegebenermaßen wird im Studium selbst aber auch schon eine Grundangst geschürrt, die das Examen als unüberwindbare Hürde darstellt.. Meine Fragen wäre dann, was Dich trotz der schlechten Noten und der Missgunst gegenüber Jura dennoch dazu bewogen hat, überhaupt weiterzustudieren? Hattest Du keine Zweifel, dann ebenfalls ein schlechtes Examen zu schreiben oder den Stoff nicht mehr aufholen zu können? Hast du ein kommerzielles Rep besucht? Und hat es tatsächlich das sagenumwobene Systemverständnis gebracht oder hattest du das eigentlich schon früher und das hat dich dann immer auf die 4 gehoben? Ich hab zwar mittlerweile rausgefunden, dass Fallbücher besser zum Lernen sind, aber auch da hab ich noch nicht wirklich DAS Buch gefunden. Vor allem wir das da ja auch nie so geschildert, wie es die Damen und Herren dann später in der Klausur verlangen.
Ich vermute, wäre mein Weg ähnlich wie Deiner verlaufen, immer alles gleich bestanden, Regelstudienzeit, Freischuss und ggf Verbesserung nutzen können, wäre ich auch weniger ins Grübeln gekommen. Aber in der Situation bin ich, gänzlich selbstverschuldet, eben nicht mehr und muss jetzt irgendwie versuchen, die Suppe wieder auszulöffeln. Deswegen scheint mir ein etwaiger Abbruch ja auch eine Alternative zu sein. Begleitet von der Angst, dadurch nur von meinem eigentlichen Problem (?) wegzurennen.
Inwiefern kann man sich denn im Ref noch verbessern? Ich habe gehört, dass man da immerhin schon Kontakte für später knüpfen kann. Wie oben schon mal erwähnt, mache ich bald noch ein Praktikum in einer Kanzlei und erhoffe mir dadurch, meine Entscheidung vielleicht in eine eindeutigere Richtung fallen zu lassen.
Mein Plan sah bisher so aus, erst mal alle Scheine an der Uni zu sammeln und dann in ein kommerzielles Rep zu gehen, das Examen zu machen und dann erst bei Bestehen, den Schwerpunkt zu absolvieren. Sollte ich vorher aber die Uni wechseln, müsste ich den Schwerpunkt vorziehen. Außerdem ist der an meiner Uni ebenfalls mit einer Art NC besetzt, sodass man nicht mal den frei wählen kann und wenn ich ihn gewählt habe, bin ich verbindlich an der Uni, weil wechseln aufgrund der Seminararbeit nicht mehr ginge.
Ich denke, dass es vielleicht besser ist, alles Schritt für Schritt zu machen, allerdings verliere ich dadurch so viele Semester und brauche ewig. Wenn dabei dann noch ein schlechtes Examen rauskommt, hätte ich doch besser vorher umgesattelt.
@Gast 3: Damit hast auch Du einen wunden Punkt getroffen. Ich hab ewig gebraucht, um mich mit der Situation, noch zu Hause wohnen zu müssen, abzufinden. Da kam es auch öfter zu Diskussionen. So hatte ich mir mein Erwachsenwerden echt nicht vorgestellt und es nervt mich auch der Gedanke, dass ich noch lange Zeit zu Hause werde wohnen müssen, bis ich mir endlich überhaupt was Eigenes leisten könnte.
Mein Studienort ist leider sehr teuer, genauso wie der Semesterbeitrag selbst, der schon überdurchschnittlich ist. Das könnte ich mir alleine, selbst mit Nebenjob, niemals leisten. Selbst für ein mikriges WG Zimmer, das kleiner als mein eigenes ist, könnte man anderorts schon eine Wohnung bekommen. BAföG erhalte ich keins, wobei es damit in Hinblick auf meine Studiendauer sowieso eng geworden wäre und das kommerzielle Rep wird mich/meine Familie ja auch sowieso nochmal in Umkosten stürzen. Da ist schon genug Druck dahinter.
Deswegen dachte ich, dass ein Duales Studium ganz gut wäre, würde sich das nur nicht immer nur auf Wirtschaft und Technik beziehen. Ich war halt noch nie gut in Mathe und selbst wenn ich mich mit dem BWL-Kram abfinden würde, wüsste ich nicht, ob ich nicht doch scheitern würde.
Lange Rede, kurzer Sinn: Weil ich irgendwo nicht nur mit dem Studium, sondern auch der Gesamtsituation unzufrieden bin, bin ich mir halt unsicher, ob es wirklich am Studium liegt. Ich fände es letztlich echt schade, wenn ich abgebrochen hätte, nur aus dem Grund, weil "irgendwas" gefehlt hat.
In der Tat ist es nämlich so, dass andere einen da pushen können, einfach weil alle sich durchquälen müssen. Da kommt man sicher auch weniger ins Grübeln, wie wenn man oft alleine vor sich hinvegetiert und sich durch die lange Strecke doch immer wieder vom Studienort und Studium irgendwie distanziert. Wie viele andere junge Menschen scheine ich nämlich auch noch nicht diese eiserne Selbstdisziplin, diesen "Mir sind die anderen doch egal, ich brauch für den Erfolg nur mich und meine Bücher"-Gedanken zu haben. Das heißt aber nicht, dass ich mich grds. nicht dahinterklemmen könnte.
Als wir in der Uni mal ein mehrtägiges Seminar hatten, was man ja in Jura gar nicht so hat, hatte ich auch echt unerwartet meine Freude dran. Gut, das Seminar ging auch mehr in die psychologische Richtung, aber einfach mal Gruppenarbeiten machen, ein paar Tage lang die gleichen Leute zu sehen.. ich hätte nicht gedacht, dass ich das gut finden würde, in der Schule habe ich sowas ja immer gehasst.
@Eugenie: Hast Du selbst auch Jura studiert? Ich glaube, dass das Interesse, die Motivation aus mehreren Kanälen entspringen kann. Das muss nicht immer aus der Materie selbst stammen, die ja doch auf weite Strecken relativ langweilig ist. Das Studium bietet da ja wirklich keine Abwechslung. Wenn andere ein Dutzend verschiedener Module, mit immerhin verschiedenen Bereichen und Anforderungen, zu bewältigen haben, macht ein Jurastudent im Grunde ja immer das Gleiche. Aufgrund meiner geringen Praxiserfahrung könnte es ja auch sein, dass mir diese wiederum Freude bringen könnte (-> Praktikum).
Ich hab ein Problem, mich an den Stoff zu setzen, wenn ich mich dann endlich mal reingearbeitet habe, kommt das Interesse, zumindest für einzelne Bereiche, von allein. Dann finde ich es wirklich ein wenig faszinierend, wie man aufgrund der ganzen Einzelheiten so ein in sich schlüssiges Gutachten verfassen kann. Ich gebe zu, dass es nichts ist, was ich mir freiwillig während eines Päuschens im Park durchlesen würde, weil mich das alles so brennend interessiert, aber muss es das?
Wenn ich mir wieder bewusst mache, wie gesellschaftsnah und eigentlich auch sinnvoll das Studium im Vergleich zu vielleicht anderen Studiengängen ist, bin ich wieder "froh", mir dieses ausgesucht zu haben. Andererseits sehe ich einfach immer nur diesen Lernhaufen vor mir und die ständige Angst, am Ende ohne etwas dazustehen. Dazu noch die Unzufriedenheit bzgl. des Freundeskreises, die fehlende Motivation, die Angst, was zu verpassen, Fernweh usw.
Ich zerdenke das Ganze auch immer schon, bevor ich überhaupt erst angefangen habe. Deswegen hab ich im 1. Semester auch schon an die böse Hürde Examen gedacht.. als ob ich in der 5. Klasse schon ans Abi gedacht hätte?! Meine erste Klausur war die besagte Strafrechtsklausur, durch die ich gefallen bin. Da es die erste Klausur war, hatte ich das alles einfach unterschätzt. Meine Kommilitonen, mit denen ich näher zu tun hatten, schienen aber ausgerechnet alles "Überflieger" zu sein, so hatten nicht wenige gleich mal zweistellig bestanden.
Das hat mich so eingeschüchtert und ich hab mich auch, so doof das klingt, dafür geschämt durchgefallen zu sein, dass ich 1 Semester gebraucht hab, bis ich die Klausur überhaupt erneut angetreten bin. Und auch da hatte ich nicht aus meinem Fehler gelernt und die Klausur nur auf Lücke geschrieben. Ich wusste zwar, dass es an dieser und jener Stelle in meinem Gutachten Probleme gab, aber die genauen Streitstände hatte ich nicht parat.
Im Nachhinein war das alles total dämlich von mir, ich kannte mich so auch gar nicht, und das "Problem" wäre eigentlich gar keins gewesen, wenn ich nicht so empfunden hätte. So hab ich mich erst beim Drittversuch richtig hingesetzt, hab mir mehr oder weniger ein ganzes Semester nur für Strafrecht Zeit genommen und dann auch mit den 6 Punkten bestanden.
Ein nicht unerheblicher Unterschied waren aber auch die Lernunterlagen. Dieser Prof hatte uns leicht verständlich ausformulierte Fälle zur Verfügung gestellt, wohingegen uns im 1. Semester gar nichts und im 2. Semester nur diese typischen "Kurz-Lösungsskizzen" online gestellt wurden.
Gleichzeitig hab ich im 1. Semester allerdings auch meine Grundlagenhausarbeit geschrieben und dort sogar ein unteres "sehr gut" bekommen, was mir wieder Mut gemacht hatte.
Die restlichen Klausuren hab ich dann zwar beim erstem Versuch bestanden, allerdings hatte ich da auch das Problem, zu knapp vorher mit dem Lernen angefangen zu haben und nur das Glück, das Thema vorher schon ganz gut einschränken zu können.
Ein zweites Mal stand ich kurz vor der Exma, weil ich eine der Leistungen aufgrund der Startschwierigkeiten bis ins letztmögliche Semester geschoben und damit natürlich keinen Verbesserungsversuch mehr hatte.
Ich habe wohl auch ein Problem damit, alles können zu müssen und nicht zu wissen, was letztlich abgefragt wird. Durch ÖffR bin ich letztes Semester gefallen, weil mal wieder etwas ganz Anderes als erwartet drankam, das ich mir vorher zwar kurz angeschaut, aber darauf nicht den Schwerpunkt beim Lernen gelegt hatte. So hatte ich nur eine 50:50 Chance und hab natürlich den falschen Weg eingeschlagen. So ging es zwar dem Großteil, mit dem ich nach der Klausur gesprochen hatte, aber durchgefallen ist durchgefallen.
Da ich die Hausarbeiten, die ich grösstenteils alle alleine zu Hause geschrieben hatte, auch auf anhieb ganz okay bestanden hatte, dachte ich mir, dass ich sooo falsch ja dann doch nicht sein kann. Natürlich hab ich hier und da Hilfestellung gebraucht und mich mal mit anderen ausgetauscht, aber das kann ja nur förderlich sein.
Ich wollte mit meinem bisherigen Werdegang jetzt einfach nochmal ein bisschen mehr ins Detail gehen, damit man sich vielleicht noch ein besseres Bild machen kann.
Wenn alles mies liefe, dann fiele es mir auch einfacher, mich zu entscheiden. So hab ich immer noch im Hinterkopf, dass ich vielleicht doch zu der Gruppe gehöre, die sich aufs Examen hin zusammenreißen und das durchziehen könnte. Mal unabhängig davon, wie das Ergebnis ausfiele. Man zahlt ja eine Menge Geld, hat eine Gruppe, geregelte Zeiten, einen hoffentlich guten Dozenten und auch hilfreiche Lernunterlagen, mit denen man mehr als mit dem Unizeugs anfangen kann. Dazu wird man noch von der Angst angetrieben.. die allerdings auch hemmen könnte. Soweit meine Theorie. Das könnte aber auch alles ganz anders kommen, wenn irgendein Punkt nicht zufriedenstellend ist.
Es ist wirklich so, dass ich auf der einen Seite alles hinschmeißen will, auf der anderen Seite aber wie eine Art Neugier vorhanden ist, zu erfahren, wie es denn ausgehen würde. Das alles allerdings mit der Angst, letztlich vor einem Scherbenhaufen zu stehen und dem Wissen, dass es so, wie ich mich momentan verhalte, einfach nicht funktionieren wird. Es kann mir ja auch keiner garantieren, dass während der Examensphase nicht doch immer wieder solche Zweifel auftreten könnten. Ganz klar bräuchte ich dafür vorher eine vollumfänglich positive Einstellung!
Zu dem Punkt, dass es im Jurastudium ums Verstehen und nicht Auswendiglernen geht, kann ich nur sagen, dass man bei uns zumindest durchaus erst mal auswendig lernen muss, weil man das große Ganze weder im Überblick hat, noch verstehen kann. Anders könnte man sonst gar keine Klausur bestehen, meiner Meinung nach. Grundsätzlich scheint es ja ein Problem der Unis zu sein, das juristische Handwerkszeug einfach erst mal von Grund auf zu lehren. Das wird nämlich alles auf den Studenten abgewälzt. Nicht selten hört man ja, dass erst (!) im Rep ein Grundverständnis eingetreten ist. Dieses Konzept ist meiner Meinung nach sowieso überhaupt nicht didaktisch wertvoll und sehr fragwürdig, aber das ist ein anderes Thema.