Ich verspüre irgendwie immer wieder den Wunsch, mein Fehlverhalten gegenüber meiner Frau zu offenbaren.
Hallo Alfred, das finde ich ein gutes Vorhaben.
Den Menschen der einem an nächsten steht daran teilhaben zu lassen, was einen belastet. Das ist fast noch intimer als sich sexuell nah zu sein.
Auf der anderen Seite empfinde ich eine Offenbarung als sehr egoistisch. Sie dient ja vor allem dazu, mein Gewissen zu erleichtern.
Sehe ich nicht so. So ziemlich alles miteinander zu teilen, sich dem anderen mit seinen Ängsten und Nöten anzuvertrauen, schafft eine starke Verbindung.
Natürlich nur wenn der andere das nicht irgendwann einmal gegen einen verwendet.
Wie siehst du es umgekehrt? Würde deine Frau mit ähnlichen Ängsten und Selbstzweifeln kämpfen, wolltest du das nicht wissen? Ist es dir egal, was sie evtl schon jahrelang bedrückt? Fändest du das egoistisch wenn sie sich dir, ihrem Ehemann, anvertraut?
Ist das nicht ein wesentliches Merkmal einer guten Freundschaft und Ehe wenn man dem anderen alles erzählen kann?
Was befürchtest du konkret?
Das sie es herunter spielt und nicht ernst nimmt evtl?
Oder du an Ansehen bei ihr verlierst?
Irgendwie, warte ich aber noch immer auf die passende Situation. Die sich Entweder noch nicht gefunden hat oder ich nicht genug Eier in der Hose hatte.
Da fällt mir eine Empfehlung von einem Paartherapeuten ein. Er meint es ist wichtig den Kontakt in der Ehe zueinander nicht zu verlieren und im Gespräch und Austausch zu bleiben. Dafür kann man sich auf eine bestimmte Zeit festlegen, zb Samstag Abends gemütlich auf der Couch, oder Sonntag morgens beim oder nach dem Frühstück usw.
Und dann beantwortet jeder 2 Fragen,- Wie geht es mir mit mir und wie geht es mir mit dir.
Das soll kein reines Auskotzen sein. Vor allem Fortschritte bei der eigenen Entwicklung können hervor gehoben werden, aber auch Dinge die einen belasten. Genauso was man beim anderen mag, oder was einen dann halt doch auch stört. Evtl lässt sich daran etwas ändern. Man umgeht damit, dass einem nach Jahren und Jahrzehnten vorgehalten wird was man immer in den Augen des Partner falsch gemacht hat, oder er sich immer anders gewünscht hätte.
Wie zb bei diesem Witz.
"Ein älteres Ehepaar feiert nach 50 erfüllten Ehejahren das Fest der Goldenen Hochzeit. Morgens beim gemeinsamen Frühstück sind die beiden noch unter sich und stärken sich für den großen Tag.
Beim Aufschneiden des Brötchens denkt die Frau so bei sich: "Seit 50 Jahren habe ich nun auf meinen Mann Rücksicht genommen und ihm immer das knusprige Oberteil des Brötchens gegeben. Heute will ich mir das gönnen und ihm das Unterteil geben!"
So schmierte sie sich genüsslich das Oberteil und gab ihrem Mann die untere Hälfte. Der war hocherfreut und bedankte sich herzlich: "Liebling, Du machst mir heute am Hochzeitstag die größte Freude. 50 Jahre habe ich Dir das Brötchenunterteil gegönnt, obwohl ich es lieber selbst gegessen hätte. Aber ich habe es Dir gelassen aus Liebe."
Wenn es so eine feste Verabredung gibt bei der man miteinander redet,- alles was einen belastet anspricht, fällt es sicher leichter auch lang verschwiegenes zu offenbaren.