Nordrheiner
Sehr aktives Mitglied
Dazu habe ich eine Frage.
Es soll also eine Entscheidung ohne Rückkehr getroffen werden? Und die "Prüfung" sollte ohne Verbindlichkeiten erfolgen? Wie soll denn die Alltagstauglichkeit überprüft werden ohne Alltag?
Kannst du mir bitte verdeutlichen, wie du dir das Projekt Partnerschaft vorstellst?
A) ich bin für gemeinsamen Alltag.
Ich brauche niemanden heiraten oder mit ihm in einer Gemeinschaft "wie ein Ehepaar" leben, um festzustellen, welche Werte, Lebenseinstellungen, Ziele er hat und wie authentisch er ist. Gerade der Alltag zeigt, inwieweit die Worte zu den Gedanken und die Gedanken zu der verkündeten Einstellung passt. Viel Zeit miteinander verbringen halte ich durchaus für sehr wichtig. Dafür braucht es aber keinen Alltag wie bei verheirateten Paaren.
Wenn ich als Arbeitnehmer einen Arbeitsvertrag unterschreibe, dann habe ich mich soweit wie möglich vor Unterschrift informiert. Umgekehrt macht dies ein Arbeitgeber auch. Es ist der Unehrlichkeit der Menschen sowie der Fehlerhaftigkeit der erhaltenen Informationen geschuldet, dass ein Kündigungsrecht nach z.B. 4 Wochen ausgeübt werden kann.
In der Paarbeziehung - vor verbindlicher Zusage - sollten also sowohl Unehrlichkeit (Mangel an Authentizität) und fehlerhaften Informationen als Ergebnis der gegenseitigen Prüfung ausgeschaltet werden können. Dies zu prüfen sollte in der Zeit der Verliebtheit erfolgen.
B) Liebe erfordert und fördert Kontinuität und Stabilität. Die Realität zeigt uns, dass es im Laufe von Jahren dazu kommen kann, dass ein bislang treuer Partner untreu wird und ein verantwortungsvoller Mensch seinen Partner/in im Stich lässt etc etc. Ja, dann ist eine Trennung durchaus eine Option. Die äussere Trennung ist dann lediglich ein Sichtbarmachen der vorliegenden inneren Kündigung. Dies lässt sich nicht von vorneherein ausschalten. Dieser Rest an Unsicherheit gehört zum Leben.
Das Problem vieler Paare, lieber Trampelzwerg, liegt nicht in den Prüfungen, die nicht perfekt und auch nicht 100% vollständig erfolgen (können). Das Problem, meiner Meinung nach, liegt darin, dass eben viele Menschen sich unglaublich oberflächlich in eine Beziehung (= wie ein Ehepaar zusammenleben) stürzen - lediglich auf Grundlage ihrer Gefühle. Da ist oft nichts mit Prüfung.
Um nochmal den Vergleich zur Arbeitswelt zu bemühen: Je qualifizierter der Arbeitsplatz ist, je sorgfältiger geht ein Arbeitgeber vor bzw. bei der Einstellung vor. Und diese Sorgfalt lassen Menschen vermissen, die sich auf einen Partner einlassen wollen. Als ob dies weniger wichtig wäre, wie das Finden eines guten Arbeitsplatzes/Arbeitnehmers.
C) Kaum vorstellbar, dass ein qualifiziert vorgehender Arbeitgeber sagen würde: Ich stelle Herrn X ein, weil er so sympathisch ist und meine Gefühle dafür sprechen. Und ich schmeisse Frau Y raus, weil meine Gefühle mir nicht mehr bestätigen, dass sie an ihrem Arbeitsplatz gut ist.
Wenn sich Menschen im Privatbereich, bei der Partnerfindung, wie bei C) verhalten, dann ist auch verständlich, dass es so oft zu katastrophalen Entscheidungen kommt. Das ist die "try-and-error" Methode. Wenn man nach dieser Methode auf Partnersuche geht - stellt sich die Frage: Wieviele Bettpartner braucht es durchschnittlich, um seinen Lebenspartner zu finden, der auch außerhalb des Bettes zu "mir" passt?
Man muß nicht alle Fehler selber machen, um zu lernen.