Liebe »Ausgenutzte Blume«,
ich habe fast alle deine Beiträge gelesen und bin sehr entsetzt.
Dass du es irgendwie schaffen musst, irgendwie aus dieser absolut destruktiven und manipulativen Beziehung herauszukommen, ist dir bewusst. Aber wie? Es wurden dir hier bereits so viele Vorschläge genannt. Frauenberatungsstellen, Polizei ...
Ich war auch mal sechs Jahre lang in einer destruktiven Beziehung, allerdings ohne körperliche Gewalt, allerdings seelischer Gewalt, die sich ebenso furchtbar anfühlen kann. Ich habe diesen Mann geliebt und war emotional abhängig. Mein Umfeld hat es nicht mehr verstehen können, warum ich mich nicht »einfach trenne«. So einfach war es eben nicht, obwohl mir keine Gewalt angedroht wurde.
Frage: Ist es nur die Androhung von Gewalt, die dich von einer Trennung abhält, oder auch Abhängigkeit oder gar Mitleid für diesen Mann? Hängst du an ihm? Wie hältst du überhaupt noch seine Nähe aus?
Ich habe damals tatsächlich auch zunächst eine Therapie gemacht um zu lernen, mit ihm und seinen Wutausbrüchen und seiner psychischen Grausamkeit (er litt unter einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, fachlich bestätigt) umzugehen. Völliger Murks im Nachhinein.
Gewalt, egal in welcher Form und in welchem Ausmaß, muss man nicht verstehen, dulden oder ertragen, denn das hat mit Liebe nichts zu tun!
Ich habe damals nur mit Hilfe von sehr engagierten Frauen bei »www.re-empowerment.de«, einem Forum ausschließlich für Frauen (wird kontrolliert), die sich in destruktiven Gewaltbeziehungen befinden, meine Trennung geschafft. Das war hart und ich litt wie unter einer Art »Entzug«, völlig verrückt. Aber ich habe es geschafft. Anschließend habe ich analysiert, warum ich überhaupt anfällig für so eine Art Beziehung war, damit mir so etwas nie wieder passiert, aber das ist Schritt 2 für dich.
Ein textlicher Auszug aus diesem Forum:
»Psychische Gewalt ist heimtückisch. Körperliche Gewalt ist eindeutig, psychische Gewalt ist es nicht, niemand sieht die Verletzungen. Psychische Gewalt wird verdeckt ausgeübt. Die Täter manipulieren, handeln offen oder passiv-aggressiv.
Wer psychische Gewalt ausübt, geht meist strategisch vor. Die Partnerin erkennt zu spät, dass Sie Opfer häuslicher Gewalt ist. Meist dauert es Jahre, bis die Betroffenen begreifen, dass ein Großteil ihres Leidens durch das feindselige Verhalten des Menschen verursacht wird, der vorgibt, sie zu lieben.
Psychische Gewalt ist ein feindseliger Angriff auf das Denken, die Psyche, die Wahrnehmung und das Sein des Opfers. Je länger man dieser Gewalt ausgesetzt ist, desto größer werden die Selbstzweifel: Botschaften und Verhalten des Täters führen dazu, dass Betroffene an der eigenen Wahrnehmung und dem eigenen Verstand zweifeln. Es gehört zur Strategie des »Partners«, dem Opfer einzureden, dass die Grausamkeiten verdient, dass es an ihr liegt; dass die Beziehung ihretwegen in der Schieflage ist und es daher auch ihre alleinige Verantwortung ist, dass die Partnerschaft für ihn zufriedenstellender und befriedigender läuft. Dann – und nur dann – könnte er sie anders behandeln. SIE muss ihr Verhalten verändern. Es gehört zur Strategie des »Partners«, ihr das Gefühl zu vermitteln, sie sei schuld daran, dass er sie so behandelt, wie er es tut: sein Verhalten sei nur eine Reaktion auf IHRE (fehlerhafte) Person.«
Klick dich da durch, schreib deine Geschichte ins Forum und erfahre (hoffentlich) die gleiche wertvolle Unterstützung, die mir damals geholfen hat.
Ich wünsche dir sehr, dass du die nötige Kraft entwickelst und den festen Entschluss fasst, aus dieser ungesunden Beziehung auszubrechen!
Alles Gute für dich! Pass auf dich auf! Sei dir die wichtigste Person in deinem Leben!
PS. Noch eine Gedankenanregung: Stell dir vor (bildlich), du bist deine allerbeste Freundin, stehst neben dir und betrachtest dich von außen. Was würdest du dir raten?