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Joey_Silver
Gast
Moin! Eine sehr interessante Antwort 🙂
Also ich sehe in Norwegen keine Dekadenz (oder hast du das auch gleich nach Deutschland gedacht - ernstgemeinte Frage!)
Welches krankende Gesetz meinst du? Es gibt kein krankendes Gesetz, das dafür sorgt, dass Leute andere Leute töten. Es gibt kein krankendes Gesetz, dass sagt: Mörder dürfen einfach wieder raus. Es wär schön, wenn du das ein bisschen präzisieren könntest, denn klar, unsere Gesetze sind qualitativ im Sinken begriffen, was Ausdruck, Klarheit und Durchdachtheit anbelangt, aber ich sehe nicht, dass sie sich von "menschlichen positiven Grundzügen" entfernen. Im Gegenteil. § 57a StGB (lebenslang = nach 15 Jahren kriegt man dich uU wieder raus) ist Ausdruck von "Menschlichkeit", einer Menschlichkeit, die verlangt, dass auch Mördern die Chance gegeben wird, wieder aus dem Knast zu kommen. (Was man davon halten mag, lass ich jetzt mal dahingestellt, aber allein der Grundgedanke ist nicht unmenschlich.)
Ich persönlich störe mich an der Umsetzung der Gesetze.
Du hast eine Möglichkeit ausgelassen: Es tatsächlich zum Guten wenden. Das finde ich immer beeindruckend bei zB Knochenmarkspenden: Ein tragischer Anstoß bringt einen Stein ins Rollen, der etwas Gutes hervorbringt.
Ja, seh ich genauso.
Das Gefangenenlagerbeispiel löst irgendwie nix in mir aus. Kann mich da nicht reinversetzen. Ich kann weder (noch nicht) schießen, noch würde ich dann die Frau erschießen wollen. Wir reden hier so locker philosophisch übers Töten und sehen dabei eine Lage vor Augen, die in unseren Breitengraden dermaßen selten ist, dass wir uns diese Ausnahmesituation gar nicht richtig vorstellen können. Bei mir persönlich setzt meine (nennen wir es) emotionale Fantasie da aus, wo es einfach zu krass oder aber zu abstrakt ist.
Ich war bislang nur ein einziges Mal bewusst, überdacht und gewollt in der Position, in der mir egal war, was jetzt passiert und ich das "Richtige" getan habe, um meine Werte zu verteidigen - alles andere hätte ich in der Situation nicht verantworten können. Ist aber ein verdammt schmaler Grad.
Nein, gleichzustellen wärst du nicht. Du würdest in diesem Beispiel Täter töten (nur um den Unterschied nochmal klar zu machen). Dein Angriff richtet sich dann seinerseits gegen die Angreifer. Ist was anderes (schon rechtlich).
Ich will dich nicht reizen und dir schon gar nichts unterstellen (ich denke, irgendwo ahne ich, was du sagen willst), aber diese abstrakte Philosophie dürfte auch Breivik verfolgt haben. Er wollte Norwegen vor den "bösen Muslimen" retten, die seiner Ansicht nach das Land infiltrieren und auf den Untergang zusteuern (und blablabla). Er hat etwas objektiv falsches getan - Menschen töten - und das "wofür" ist ein (seiner Ansicht nach!) hehres Ziel. Das ist das Problem mit dem, was wir für richtig oder für falsch halten. Er hält sich auch für einen zwielichten Helden und dieses unglaubliche Verbrechen für seine Lebensmission. Völlig bescheuert.
Hehehe, du verwendest meinen Ansatz gegen mich 🙂
Weiß nicht, was ich mir als Verteidiger dächte. Dass er es getan hat, ist in diesem Fall ja mal völlig klar. Das heißt, der Job des Verteidigers dürfte sich darauf beschränken, seine Verfahrensrechte zu wahren. Und: Der Verteidiger kann mit ihm reden. Vielleicht würde mich das auch "reizen" in dem Sinne, dass diese Tat sooo dermaßen unbegreiflich, weil für mich irgendwie megaunlogisch (wenn er was gegen Muslime hat - wieso erschießt er dann Kinder in dem Polit-Jugendcamp?), dass ich mit ihm reden wollen würde, um es zu begreifen. Und eine Morddrohung würde mich mit Sicherheit davon nicht abhalten! Hm, wahrscheinlich sogar ganz im Gegenteil ^^'' Denn: Wo kommen wir denn da hin, wenn sich das durchsetzt, was die wollen, die am lautesten schreien? Denn bei mir gilt dann deine Philosophie auch: Niemand könnte mich davon abhalten, das zu tun, von dem ich überzeugt bin, dass es richtig ist. Und schon gar niemand, der sich auf die Seite des Unrechts stellt. Sowas würde mich wütend machen und mich dazu animieren, ein Zeichen zu setzen (auch nicht unbedingt die intelligenteste Art, aber so bin ich ^^)
Im Übrigen kenne ich ein paar Strafverteidiger und die sind alle durchdachte, integre Persönlichkeiten, die engagiert ihren Job machen und sich wirklich einsetzen und auf ihre Art für das "Gute" kämpfen (mit der Grund, warum ich nur gedacht hab: Wie bitte?! Warum den Verteidiger erschießen?!)
Btw: Ich hab hier http://www.hilferuf.de/forum/sonstiges/148877-urteil-eines-strafprozesses-5.html#post2064233 schon mal was dazu geschrieben, ob man von Opfern eine "Anerkennung des Rechtsstaates" verlangen kann, vielleicht interessiert dich das.
Um ganz ehrlich zu sein: Ich wüsste auch nicht, was ich dann wirklich täte. Dazu kenne ich mich wiederum zu wenig, um jetzt rumzuschwadronieren und dann brennt mir doch ne Sicherung durch (hab keine Kinder).
Ich sehe das ähnlich wie du (wenn ich das richtig verstanden habe 😉): Es ist alles immer eine Frage dessen, was ich verantworten kann, vor mir selbst und anderen.
Vielleicht noch eine persönliche Frage: Für mich klingt was du schreibst, als hättest du schon negative Erfahrungen gemacht. Da klingt für mich irgendwie Wut raus. Ist dir was passiert?
Also ich sehe in Norwegen keine Dekadenz (oder hast du das auch gleich nach Deutschland gedacht - ernstgemeinte Frage!)
1. Man nimmt es so hin und wird nichts verändern, sondern im Gegenteil noch dazu beitragen dass sich unser krankendes Gesetz immer weiter von menschlichen positiven Grundzügen entfernt, oder:
Welches krankende Gesetz meinst du? Es gibt kein krankendes Gesetz, das dafür sorgt, dass Leute andere Leute töten. Es gibt kein krankendes Gesetz, dass sagt: Mörder dürfen einfach wieder raus. Es wär schön, wenn du das ein bisschen präzisieren könntest, denn klar, unsere Gesetze sind qualitativ im Sinken begriffen, was Ausdruck, Klarheit und Durchdachtheit anbelangt, aber ich sehe nicht, dass sie sich von "menschlichen positiven Grundzügen" entfernen. Im Gegenteil. § 57a StGB (lebenslang = nach 15 Jahren kriegt man dich uU wieder raus) ist Ausdruck von "Menschlichkeit", einer Menschlichkeit, die verlangt, dass auch Mördern die Chance gegeben wird, wieder aus dem Knast zu kommen. (Was man davon halten mag, lass ich jetzt mal dahingestellt, aber allein der Grundgedanke ist nicht unmenschlich.)
Ich persönlich störe mich an der Umsetzung der Gesetze.
2. Man stellt sich dagegen:
Das wiederum (Dagegenstellen) kann man auf 2 unterschiedliche Artundweisen tuen. Entweder man bleibt im Gesetz (den Gesetzesmöglichkeiten, Klage, Demonstration, Streik, Meinungswerbung etc.) oder man überschreitet das Gesezt und verhält sich ungesetzlich.
Du hast eine Möglichkeit ausgelassen: Es tatsächlich zum Guten wenden. Das finde ich immer beeindruckend bei zB Knochenmarkspenden: Ein tragischer Anstoß bringt einen Stein ins Rollen, der etwas Gutes hervorbringt.
Auch im Bezug auf Verantwortungsfähigkeit und Weitsicht. Es gibt Fälle (Extreme) in denen es besser ist eine krasse Entscheidung zu fällen, oder aber zu versagen, bzw. Dinge geschehen zu lassen, welche nicht tragbar sind. Das wiederum ist nat. Ansichtssache.
Ja, seh ich genauso.
Das Gefangenenlagerbeispiel löst irgendwie nix in mir aus. Kann mich da nicht reinversetzen. Ich kann weder (noch nicht) schießen, noch würde ich dann die Frau erschießen wollen. Wir reden hier so locker philosophisch übers Töten und sehen dabei eine Lage vor Augen, die in unseren Breitengraden dermaßen selten ist, dass wir uns diese Ausnahmesituation gar nicht richtig vorstellen können. Bei mir persönlich setzt meine (nennen wir es) emotionale Fantasie da aus, wo es einfach zu krass oder aber zu abstrakt ist.
Ich war bislang nur ein einziges Mal bewusst, überdacht und gewollt in der Position, in der mir egal war, was jetzt passiert und ich das "Richtige" getan habe, um meine Werte zu verteidigen - alles andere hätte ich in der Situation nicht verantworten können. Ist aber ein verdammt schmaler Grad.
Nach Deiner Aussage, obwohl meine Adaption zu Breivik eine gänzlich andere Situation darstellt (Ansichtssache der Prioritäten/Ziele), wäre ich dann gleichzustellen mit den Wärtern.
Nein, gleichzustellen wärst du nicht. Du würdest in diesem Beispiel Täter töten (nur um den Unterschied nochmal klar zu machen). Dein Angriff richtet sich dann seinerseits gegen die Angreifer. Ist was anderes (schon rechtlich).
In meiner Ansicht, wäre ich dann ein zugegebener Maßen "zwielichtiger" Held. Nur darauf kommt es nicht an, wichtig ist wofür man etwas tut, es kann eben auch mal das Falsche richtig sein, nur die Regel ist DAS natürlich nicht.
Ich will dich nicht reizen und dir schon gar nichts unterstellen (ich denke, irgendwo ahne ich, was du sagen willst), aber diese abstrakte Philosophie dürfte auch Breivik verfolgt haben. Er wollte Norwegen vor den "bösen Muslimen" retten, die seiner Ansicht nach das Land infiltrieren und auf den Untergang zusteuern (und blablabla). Er hat etwas objektiv falsches getan - Menschen töten - und das "wofür" ist ein (seiner Ansicht nach!) hehres Ziel. Das ist das Problem mit dem, was wir für richtig oder für falsch halten. Er hält sich auch für einen zwielichten Helden und dieses unglaubliche Verbrechen für seine Lebensmission. Völlig bescheuert.
Gruß an Deine Person und Hut ab für Deinen Mut und Deine gehaltvolle Aussage. Wenn ich meinen Mut zu meiner Aussage nicht gehabt hätte, wäre Dein schöner Text gar nicht erst entstanden. Das ist es was ich meinte< Fehler führen auch zu etwas Guten, aber nicht alle Fehler sind verzeihbar.
Hehehe, du verwendest meinen Ansatz gegen mich 🙂
Aber eine Anmerkung noch: Wenn ich ein Verteidiger wäre und jemand hätte öffentlich und ernst mit dem Mord an die Person gedroht, welche einen Breivik vertritt. Ich hätte diesen Fall nicht angenommen und wenn es meinen Job gekostet hätte, da kann man mal sehen wie der Staat es geschaft hat die Arbeitstelle für "lebenswichtig" zu deklarieren.
Weiß nicht, was ich mir als Verteidiger dächte. Dass er es getan hat, ist in diesem Fall ja mal völlig klar. Das heißt, der Job des Verteidigers dürfte sich darauf beschränken, seine Verfahrensrechte zu wahren. Und: Der Verteidiger kann mit ihm reden. Vielleicht würde mich das auch "reizen" in dem Sinne, dass diese Tat sooo dermaßen unbegreiflich, weil für mich irgendwie megaunlogisch (wenn er was gegen Muslime hat - wieso erschießt er dann Kinder in dem Polit-Jugendcamp?), dass ich mit ihm reden wollen würde, um es zu begreifen. Und eine Morddrohung würde mich mit Sicherheit davon nicht abhalten! Hm, wahrscheinlich sogar ganz im Gegenteil ^^'' Denn: Wo kommen wir denn da hin, wenn sich das durchsetzt, was die wollen, die am lautesten schreien? Denn bei mir gilt dann deine Philosophie auch: Niemand könnte mich davon abhalten, das zu tun, von dem ich überzeugt bin, dass es richtig ist. Und schon gar niemand, der sich auf die Seite des Unrechts stellt. Sowas würde mich wütend machen und mich dazu animieren, ein Zeichen zu setzen (auch nicht unbedingt die intelligenteste Art, aber so bin ich ^^)
Im Übrigen kenne ich ein paar Strafverteidiger und die sind alle durchdachte, integre Persönlichkeiten, die engagiert ihren Job machen und sich wirklich einsetzen und auf ihre Art für das "Gute" kämpfen (mit der Grund, warum ich nur gedacht hab: Wie bitte?! Warum den Verteidiger erschießen?!)
Btw: Ich hab hier http://www.hilferuf.de/forum/sonstiges/148877-urteil-eines-strafprozesses-5.html#post2064233 schon mal was dazu geschrieben, ob man von Opfern eine "Anerkennung des Rechtsstaates" verlangen kann, vielleicht interessiert dich das.
Um ganz ehrlich zu sein: Ich wüsste auch nicht, was ich dann wirklich täte. Dazu kenne ich mich wiederum zu wenig, um jetzt rumzuschwadronieren und dann brennt mir doch ne Sicherung durch (hab keine Kinder).
Ich sehe das ähnlich wie du (wenn ich das richtig verstanden habe 😉): Es ist alles immer eine Frage dessen, was ich verantworten kann, vor mir selbst und anderen.
Vielleicht noch eine persönliche Frage: Für mich klingt was du schreibst, als hättest du schon negative Erfahrungen gemacht. Da klingt für mich irgendwie Wut raus. Ist dir was passiert?