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Schlechte Master-Arbeit und Selbstwertproblem

machmal

Mitglied
Hallo an alle, die dies lesen,

ich habe vor zwei Tagen per Post meine Master-Arbeit-Note erhalten und fühle mich so, als habe man mir nun endgültig bescheinigt, dass ich dumm bin und nichts kann. Die Worte sind sehr gelinde, es hat mich wirklich tief getroffen. Erst habe ich es hingenommen, aber es war fast wie bei einer Trennung oder der Tod eines Menschen: Einen Tag später ist so vieles in mir losgebrochen und ich habe seit gestern nur geweint.

Warum? Weil ich so lange studiert habe, weil ich alles gegeben habe und es eben nicht reicht, weil ich immer davon geträumt habe, an der Universität zu diesen "tollen" Menschen zu gehören, die dort Dozenten und intelligent sind, doch vor allem habe ich über die ungerechte Interaktion mit meinem Professor geweint. Oder vielmehr die Projektionen auf meine Person und das unfaire Procedere der Themenstellung.

Ich weiß auch gar nicht, warum ich hier schreibe. Ich kann diese Trauer und Enttäuschung einfach nicht in passende Worte kleiden. Für mich geht mit dieser Note ein Lebensabschnitt zu Ende, in dem ich erfahren habe, dass ich dumm bin. Ich möchte mich verkriechen und verstecken oder weinen. Ich gehöre einfach nicht hierher und die Welt kann mich nicht gebrauchen.

Ich danke euch fürs Lesen!
 
Gibt es einen Grund, warum Du deine Selbstwahrnehmung so an einer Note festmachst? Du hast Träume und Wünsche: Warum hägst Du die Entscheidung, ob und wie Du diese Träume verwirkliches an eine Note? Wie lief denn Dein studium sonst so? hast Du denn die Arbeit bestanden, oder bist Du durchgeflogen?
Bitte versuche jetzt einen kühlen Kopf zu bewahren: Klar, das tut erstmal weh, aber dann sollte man sich auch an die Analyse machen. Warum war die Arbeit schlecht? Falsches/ungeschickt gewähltes Thema? Zu wenig Vorbereitung? nicht sorgfältig gearbeitet?
Analysiere mal ruhig die lage und vergiss nicht: EINE Note sagt noch lange nichts darüber aus, wie gut oder schlecht du insgesamt in Deinem Beruf bist und schon garnicht sagt sie was über deine generellen Qualitäten aus
 
Liebe TE [....]

Darf man fragen, wie die Note deiner Masterarbeit ausgefallen ist? Nach meinem Empfinden kann man schlecht beurteilen, ob die Note tatsächlich schlecht ist oder du zu hohe Anforderungen an dich selbst hast, je nach Sachlage fallen die Ratschläge hier evtl. auch anders aus.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo an die drei Forum-User, die mir geantwortet haben,

die Arbeit - bitte steckt mich jetzt nicht in eine falsche Schublade - wurde mit einer 3,0 bewertet. Dies ist an und für sich objektiv keine schlechte und keine gute Note, es liegt objektiv im Mittelfeld. Es ist jedoch so, dass ich eben in all den Jahren, in denen ich studiert habe, ALLES für die Universität getan habe. Und auch für diese Master-Arbeit habe ich ALLES getan. Wäre ich sie etwas spontaner oder weniger verbissen angegangen, hätte ich mich über die Note vielleicht gefreut. Denn dann hätte ich sagen können, dass ich mehr könnte, wenn ich mich anstrengen würde. Aber sie attestiert, dass ich kein Talent fürs wissenschaftliche Arbeiten habe und nicht an die Universität gehöre. Ich habe einfach kein Talent und auch mit härtester Arbeit habe ich eine 3,0 hinbekommen. Das ist es, was mich traurig macht.

Zu der Verbissenheit muss ich sagen, dass ich unter einem wahnsinnigen Druck studiert habe. Ich bin nie auf einer Party gewesen, habe trotz dessen, dass ich über 30 bin keine Kinder und an meine letzte Beziehung kann ich mich nicht erinnern. Ich bin jeden Tag unterbezahlt arbeiten gegangen, um mir mein Studium und irgendwann eine eigene Wohnung leisten zu können, habe Flaschen gesammelt, um genug zum Essen zu haben und männliche Zeitgenossen in jeder Hinsicht auf Distanz gehalten, weil ich Sorge hatte, Kinder zu bekommen oder durch Beziehungsstress Zeit für das Studium und damit für eine bessere Zukunft zu verlieren. Daher erklärt es sich, dass ich so viel an dieser Note festmache. Ich habe 10 Jahre lang für die Universität und diesen Abschluss gelebt, ich habe niemanden und hatte den Traum, mir nach dem Studium eine selbstbestimmte Zukunft jenseits von Geldsorgen und Beleidigungen finanzieren zu können. Durch den Abschluss sind mir bestimmt einige berufliche Wege versperrt.

Ich kann nicht ausdrücken, wie traurig ich bin, dass ich so eine Versagerin bin. Dass ich einfach nicht reiche, auch wenn ich alles Erdenkliche tue. Ihr mögt lachen, denn eine 3,0 ist eine 3,0. Aber im Hinblick auf die Situation ist eigentlich ein "mangelhaft", denn ich habe mein Bestes gegeben. Andere bekommen eine 3,0, wenn Sie diese Arbeit zwischen 3 Seminaren während des Semesters schreiben. Ich habe mir den Weg zeitlich freigeräumt und dennoch versagt.
 
Ich finde, du bist zu streng zu dir.

Allein der Umstand, dass eine Master Arbeit von dir bewertet wurde, sagt dass du intelektuell irgenwo im oberen Viertel zu Hause bist. Sei mal zufrieden.
 
Hallo TomTurbo,

wenn ich nicht ich wäre, würde ich auch sagen, es handelt sich um ein Luxus-Problem. Aber es ist doch folgendermaßen: Ich habe mit so viel Mühe ein Studium abgeschlossen, dass ich mit Sicherheit sagen kann, dass ich NICHT im oberen Viertel zu Hause bin. Andere schaffen dies in sehr viel kürzerer Zeit mit weniger Anstrengungen und besseren Noten.

Mein Studium hat mir - vorher habe ich mich für klug gehalten, zumindest für nicht dumm - in jeder Hinsicht attestiert, dass ich im Grunde auch im Bereich der "Intelligenten" nicht zu Hause bin. Ich gehöre einfach nirgendwo hin.

Ich möchte mich dennoch für die Worte bedanken, denn sicherlich hast du Recht, dass ich zufrieden sein sollte, dass ich einen Abschluss habe.
 
ich finde es sehr seltsam, dass Du solche Schlüsse ziehst: Das drängt sich einem ja nicht unbedingt auf: Da muss man schon sehr um die Ecke denken, dass man aus einer eher Mittelmäßigen Note und der Tatsache, dass man im Studium fleißig war eine bestätigung dafür sieht, dass man ein Versager ist...
Es muss Gründe geben, dass du diese Verknüpfung herstellst: Den Tatsachen scheint sie nicht zu entsprechen.
Musst Du denn zu den besten in Deinem Fach gehören, damit Du überhaupt in diesem Fach unterwegs sein "darfst"?
Würdest Du denn sagen, dass man zu den besten gehören muss, damit man dazugehört?
ich glaube, Du stellst Dir da dinge vor, die so nicht stimmen.
Nicht jeder, der in einem Job gut und zufrieden ist und auch nicht jeder, der in eienr Uni zB lehrt, muss der totale Überflieger sein.
Was hast Du denn für Ziele nach dem Studium? Sind die durch diese Note unerreichbar? Vermutlich nicht: das alles findet nur in Deinem Kopf statt: Du drückst Dir quasi selbst ein Sigel auf.

Denkbar wäre ZB auch, dass Du sagst: Meien Leistung ist ganz besonders heraussragend, weil ich mir alles mühsam erkämpfen musste: Mir wurde es nicht in die Wiege gelegt, aber ich habe hart für den Abschluss gearbeitet. Härter als die anderen und deswegen verdiene ich den Abschluss ganz besonders.

Auch so eine Interpretation Deiner Lage wäre denkbar (und ich fände sie auch viel "gerechter" Deiner person und Deiner leistung gegenüber) dass Du es so ganz anders siehst, aht sicher tiefere persönliche ursachen, denen DU auf den Grund gehen sollest, anstatt Dich jetzt an der Note festzubeißen.
 
ich finde es sehr seltsam, dass Du solche Schlüsse ziehst: Das drängt sich einem ja nicht unbedingt auf: Da muss man schon sehr um die Ecke denken, dass man aus einer eher Mittelmäßigen Note und der Tatsache, dass man im Studium fleißig war eine bestätigung dafür sieht, dass man ein Versager ist...
Es muss Gründe geben, dass du diese Verknüpfung herstellst: Den Tatsachen scheint sie nicht zu entsprechen.
Musst Du denn zu den besten in Deinem Fach gehören, damit Du überhaupt in diesem Fach unterwegs sein "darfst"?
Würdest Du denn sagen, dass man zu den besten gehören muss, damit man dazugehört?
ich glaube, Du stellst Dir da dinge vor, die so nicht stimmen.
Nicht jeder, der in einem Job gut und zufrieden ist und auch nicht jeder, der in eienr Uni zB lehrt, muss der totale Überflieger sein.
Was hast Du denn für Ziele nach dem Studium? Sind die durch diese Note unerreichbar? Vermutlich nicht: das alles findet nur in Deinem Kopf statt: Du drückst Dir quasi selbst ein Sigel auf.

Denkbar wäre ZB auch, dass Du sagst: Meien Leistung ist ganz besonders heraussragend, weil ich mir alles mühsam erkämpfen musste: Mir wurde es nicht in die Wiege gelegt, aber ich habe hart für den Abschluss gearbeitet. Härter als die anderen und deswegen verdiene ich den Abschluss ganz besonders.

Auch so eine Interpretation Deiner Lage wäre denkbar (und ich fände sie auch viel "gerechter" Deiner person und Deiner leistung gegenüber) dass Du es so ganz anders siehst, aht sicher tiefere persönliche ursachen, denen DU auf den Grund gehen sollest, anstatt Dich jetzt an der Note festzubeißen.

Ich denke, dass du mit dem, was du sagst, Recht hast. In guten Momenten sehe ich dies auch so, dann denke ich, ich übertreibe einfach.

Ich habe zum 1. Mai einen Referendariatsplatz (die werden notenunabhängig verteilt), allerdings ist dies eine 18-monatige Zwischenstation. Ich weiß gar nicht richtig, was ich will. Als ich aus der Schule kam hatte ich Angst davor, dass ich mich nie finanzieren kann und habe deswegen auf Lehramt studiert. Da sich in den mehr als 10 Jahren allerdings so viel verändert hat, ist dies wie ein altes Paar Schuhe, das ich noch "zu Ende putzen" muss. Ich mache dieses Referendariat nur, weil ich zu Ende bringen möchte, wofür ich so viel in Kauf genommen habe. Was mir eigentlich liegt, weiß ich nicht. Allerdings finde ich den Beruf der Lehrerin irgendwie doof. Ich wäre gerne Schriftstellerin geworden, aber ich bin zu bodenständig dazu. Ich bin mit Finanzsorgen aufgewachsen, da meine Mutter sehr jung war, als sie Kinder bekam, sich dann getrennt hat und mein Vater keinen Unterhalt gezahlt hat. Meine Mutter hatte leider bis dahin auch keine Ausbildung abgeschlossen, so dass ich eine - gefühlt - sehr turbulente Kindheit hatte. Ich habe mir mit 18 gesagt, dass ich deswegen spießig werden möchte. Allerdings weiß ich nicht, ob mir dies tief im Inneren entspricht.

Warum beschäftigt mich diese Note so? Vielleicht, weil es alles ist, was ich in meinem Leben habe. Und wenn man keine Kontakte mehr zu anderen Menschen hat, dann verliert durch einen möglichen Vergleich auch die Objektivität. Ich messe mich nur an mir selbst und meinen Noten. Und da hat man mich eben mit einem "befriedigend" bewertet, was mir weh getan hat, weil ich gerne "gut" wäre. Zumindest dann, wenn ich mich so bemühe, es zu sein.

Ich weiß nicht. Ich kann auch verstehen, wenn andere dies schwer nachvollziehen können. Ich bin seit Jahren wirklich nur alleine, ich hatte nur sporadischen Kontakt zu Kommilitonen und manchmal zu Professoren in Sprechstunden. Andere Kontakte sind weggebrochen und ab einem gewissen Zeitpunkt bin ich sie auch umgangen, weil ich Sorge hatte, jemand könnte bemerken, wie dumm und fehlerhaft ich bin. Da habe ich mich mit den Noten geschützt und dem Gedanken, dass ich es dann in Zukunft zumindest finanziell gut haben werde.

Ich würde auch gerne etwas anderes als das Lehramt machen, aber ich glaube einfach nicht mehr an mich. Als ich jünger war, habe ich noch viel gezeichnet und vor allem viele Gedichte verfasst. Dies hat aufgehört, als man mich nur noch nach oberflächlichen Kriterien bewertet hat, wie den Noten und dem Abschluss und ich habe angefangen, den Anforderungen zu entsprechen, um den ständigen Angriffen von außen zu umgehen ("Du studierst noch?" etc.). Nachdem ich dann eine Phase hatte, in der ich im Internet nach echten Talenten gesucht habe und diese auch gefunden habe, ist mir aufgefallen, dass ich schlechter bin, als ich einst annahm. Ich habe deswegen das Zeichnen und das Schreiben aufgegeben. Wen interessiere ich schon? Ich bin irgendeine mittelmäßige Frau aus einer mittelgroßen Stadt irgendwo in Deutschland, nichts Besonderes und angepasst bis zum Geht-Nicht-Mehr. Ich habe mich einfach völlig aufgegeben und verloren.

Ich sagte ja schon: Diese Note ist nicht irgendeine Note. Es fühlt sich an, als lasse ich eine langjährige Beziehung hinter mir, in die ich viel investiert habe, die meine Zukunft war. Ich habe wirklich so sehr geglaubt, dass ich vielleicht auch mal Professorin werden kann und mein Hobby - die Literatur - zu meinem Beruf machen kann ...

Ich möchte noch hinzufügen, dass diese Selbstaufgabe und Minderwertigkeit auch stark mit sehr negativen Beziehung (partnerschaftlich) zusammenhängt. Meine letzten beiden Freunde, dies liegt einige Jährchen zurück, aber dennoch, haben mich immer nur so lange akzeptiert, wie ich sie bewundert habe und mich ihnen untergeordnet habe. Wenn es schwierig wurde oder sie festgestellt haben, dass ich ein Mensch mit Fehlern bin, waren sie weg und haben mich beleidigt. Zurückgeblieben ist dieses Gefühl, meinen Rollen in bester Form gerecht werden zu müssen, weil ich sonst verletzt werde.

LG
 
Ich sage ich dir mal was liebe TE. Ich hatte es noch viel schlimmer als du. Ich bekam erst mit 25 die Matura (DE: Abitur), weil ich paar mal sitzenblieb aufgrund mieser Umstände. Ich wurde auch viel diskriminiert und gemobbt, weil ich Autist und zum Teil Russe bin im kleinen rechten Land Österreich. Den Studienbachelor an der Fh schaffte ich auch nicht, weil sie mich rausekelten. Nichtmal der stinknormale Autoführerschein ist mir vergönnt. Die erste praktische Prüfung hätte ich schaffen müssen, das sagte auch mein Fahrlehrer aber der Prüfer ließ mich durchfallen, weil er es nicht verantworten konnte einen Autisten autofahren zu lassen.

Das sagte er tatsächlich meinem Fahrlehrer ins Gesicht erzählte mir mein Fahrlehrer danach. Ich habe übrigens auch keine Kinder. Ich schaffte es nichtmal eine Freundin noch zu bekommen, geschweige denn Sex zu haben. Dann gabs auch noch viele andere Dinge die unangenehm in meinem Leben waren und du jammerst wegen einem Master mit 3,0 auch wenn du länger brauchtest? Was soll ich da sagen?
 

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