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Schluckbeschwerden nach Trauma (Ursprünglicher Titel: Erfahrungen mit Brainspotting oder EMDR)

Spitze Zungen behaupten Emdr ist die Therapie der faulen, die erwarten Hokuspokus, Trauma weg. So ist es nicht. Man muss schon bereit sein, selbst etwas zu tun.
Äh. Okay. Ich werde eventuell nach meiner ersten Sitzung berichten, denn es kommt mir komisch vor, eine Methode zu verteidigen, mit der ich selbst noch keine eigenen Erfahrungen gemacht habe, aber die Bezeichnung "Therapie der Faulen" impliziert für meine Auffassung einen merkwürdigen Vorwurf an die Personen, die diese Therapieform in Anspruch nehmen.
Vielleicht verstehe ich es auch falsch, aber wer eine traumatische Erfahrung gemacht hat, ist im gesamten Alltag meist sehr belastet und eingeschränkt - da noch zu unterstellen, man wäre faul und würde selbst nichts dazu tun wollen, dass es besser wird, greift für mein Gefühl in eine seltsame Richtung - wer auch immer diese spitzen Zungen, die das behaupten, sein mögen.
Was ist denn dein Problem und warum soll es Emdr richten? Hast du es überhaupt auf herkömmliche Weise probiert?
Irgendwie schwingen für mich hier im Subtext etwas provokante Vibes mit. 🤔 Meine Güte, EMDR soll nichts "richten".

Mir geht es nach einem traumatischen Erlebnis im Sommer ziemlich schlecht und seither tendenziell auch eher schlechter als besser.
Vor allem ein Problem bleibt - trotz "herkömmlicher" Traumatherapie, wie du es nennst - unverändert und geht mir mittlerweile buchstäblich sehr an die Substanz: ich habe starke Schluckbeschwerden und permanent ein Fremdkörpergefühl im Mund-, Rachen- und Halsbereich. Es fühlt sich an, als würde ein spitzer, scharfkantiger Stein quer in meinem Hals oder in meiner Speiseröhre stecken. Dazu kommt, dass ich viele Konsistenzen und Texturen als unangenehm oder sogar triggernd empfinde, auch von Lebensmitteln, die ich eigentlich gerne mag. Meist geht es ein paar Bissen lang gut, aber spätestens dann kann ich wegen Ekel und dem Fremdkörpergefühl oft nicht weiter essen. Wenn ich mich zwinge, endet das mit Atemnot, Erbrechen, Erstickungsgefühlen und Panik.
Körperlich ist alles in Ordnung, das wurde mehrfach untersucht, auch bildgebend. Der Stein in meinem Hals existiert schlicht nicht. Mittlerweile hänge ich in einem Kreislauf fest, der mich sehr belastet. Ich habe viel Gewicht verloren und schaffe es nicht, zuzunehmen, weil essen mich meist so belastet und stresst (- obwohl ich Essen eigentlich sehr mag, immer total gerne gegessen habe und mich auch oft auf ein leckeres Gericht freue. Sobald ich es dann aber esse, führt es fast immer zu genannten Zuständen).

EMDR bzw. (in meinem Fall) Brainspotting zu probieren, ist eine Verzweiflungstat, weil ich nichts unversucht lassen möchte und es mir körperlich einfach nicht gut geht. Ich bin mittlerweile untergewichtig, habe viel mit Übelkeit und Kreislaufproblemen zu tun und konnte es aber bislang nicht schaffen, diese Blockade im Gehirn zu durchbrechen. Meine Therapeutin hatte schon ein paar Ideen für mich, ich war bei Ärzt*innen und einer Ernährungsberatung, habe echt viel getan, probiert, versucht mich selbst irgendwie auszutricksen und zu überlisten, aber nichts hat langfristig geholfen. Es gibt besser Tage und Wochen, in denen es ganz okay läuft, aber unterm Strich meist eher beschissen.

Bei dir klingt es echt sehr danach, als wäre EMDR für dich ein Griff ins Klo gewesen. Das tut mir dolle leid, vor allem, wenn dich der Therapeut (die Therapeutin) nicht ernst genommen hat. So etwas sollte in einem Therapieverhältnis niemals passieren.
Ich weiß auch, dass ich in der Hinsicht gut auf mich aufpassen muss. Mein Eindruck von dem Therapeuten, zu dem ich gehe, war im Vorgespräch gut und er hat angekündigt, anfangs sehr kleinschrittig und behutsam vorzugehen, um zu sehen, wie ich klarkomme. Ich hoffe, dass ich mich darauf verlassen kann und im Zweifelsfall selbst schaffe, zu kommunizieren, wenn mir etwas zu schnell oder zu viel ist.
 
EMDR kann sehr anstrengend und intensiv sein und es ist schlicht eine Ergänzung/ Erweiterung anderer Ansätze. Ich finde sehr gut, dass immer weiter geforscht und ausprobiert wird, um Menschen, die psychisch leiden zu unterstützen.
Falsch finde ich, wenn Therapeut:innen zu überzeugt von den eigenen Ansätzen sind und suggerieren, die Patient:innen ließen sich nicht genug darauf ein & deswegen funktioniert dieser eine alle heilende Ansatz nicht. Das ist immer falsch. Aber zu EMDR gibt es meines Wissens nach viele Studien und vielen Menschen hilft es. Die Mutter von meinem Freund hat damit zB sehr gute Erfahrungen gemacht.
Deswegen wünsche ich dir sehr, liebe Splitterbunt, dass auch du gute Erfahrungen damit machst.
 
Hallo!
Hat jemand nach einer Traumatisierung Brainspotting oder EMDR ausprobiert und möchte vielleicht davon berichten?
Ich würde mich sehr über einen Erfahrungsaustausch freuen!

Vielen Dank! 🙂

Ich habe bei meiner letzten Trauma-Therapie EMDR gemacht und war überrascht von der Wirkung. Das hat tatsächlich irgendwas gelöst ... keine Ahnung, wie ich das ausdrücken könnte. War eine interessante Erfahrung.
 
EMDR bzw. (in meinem Fall) Brainspotting zu probieren, ist eine Verzweiflungstat, weil ich nichts unversucht lassen möchte

Verstehe ich, an dem Punkt war ich auch mal.

Ich weiß auch, dass ich in der Hinsicht gut auf mich aufpassen muss. Mein Eindruck von dem Therapeuten, zu dem ich gehe, war im Vorgespräch gut und er hat angekündigt, anfangs sehr kleinschrittig und behutsam vorzugehen, um zu sehen, wie ich klarkomme

Mir erscheint wichtig, dass du das Gefühl hast, dem Therapeuten vertrauen zu können und dass deine eigentliche Therapeutin den Versuch befürwortet; zumindest las ich das so.
Es gibt auch Fälle, in welchen von dieser Methode abgeraten wird; du scheinst nicht dazuzugehören.


ich habe starke Schluckbeschwerden und permanent ein Fremdkörpergefühl im Mund-, Rachen- und Halsbereich. Es fühlt sich an, als würde ein spitzer, scharfkantiger Stein quer in meinem Hals oder in meiner Speiseröhre stecken. Dazu kommt, dass ich viele Konsistenzen und Texturen als unangenehm oder sogar triggernd empfinde, auch von Lebensmitteln, die ich eigentlich gerne mag. Meist geht es ein paar Bissen lang gut, aber spätestens dann kann ich wegen Ekel und dem Fremdkörpergefühl oft nicht weiter essen. Wenn ich mich zwinge, endet das mit Atemnot, Erbrechen, Erstickungsgefühlen und Panik.
Körperlich ist alles in Ordnung, das wurde mehrfach untersucht, auch bildgebend. Der Stein in meinem Hals existiert schlicht nicht.

Hast du sonstige Beschwerden, trockene Augen, Mundtrockenheit, Scheidentrockenheit, also trockene Schleimhäute? Dann könnte hier noch ein Ansatz liegen, auch wenn die psychische Disposition sehr wahrscheinlich ist.
 
Hallo @Splitterbunt

Wenn du schreibst, dass körperliche Ursachen für deine Schluckbeschwerden ausgeschlossen wurden, gilt das vermutlich auch für Mangel an Eisen und / oder Vitamin B12 oder Folsäure?

Das kann selten solche Symptome machen (ist einem Bekannten von mir passiert).

Es gibt auch spezielle hochkalorische Flüssignahrung zum einfachen Schlucken in der Apotheke - vielleicht ist das eine Übergangslösung für dich, bis es dir wieder besser geht?

Stelle es mir schwierig vor ausreichend Energie zu haben wenn man nicht essen kann.

Mit EMDR habe ich keine Erfahrung. Wünsche dir dass es dir hilft und alles Gute!
 
Hallo.
Ich habe diese ähnliche Beschwerden/Symptome nach ähnlicher Erfahrung auch. EMDR hat nicht geholfen. Trimb auch nicht. Logopädie bedingt. Konsistenz ist schwierig. Das Mundgefühl, wenn es eklig ist. Trinken sowieso.
Will Somatic Experience versuchen. Aber keine Chance auf einen Platz.
Früher hat es manchmal geholfen mit viel positiver Ablenkung. Vielleicht hilft dir das auch.
Alles Gute.
 
Hallo und danke für eure Antworten! 🙂

Das erinnert mich auch daran, dass ich eigentlich berichten wollte, wie es mir bisher ergangen ist. Mittlerweile hatte ich zwei Brainspotting-Sitzungen. Die waren sehr okay, aber hatten zugleich weder positiven noch negativen Effekt. Interessant fand ich, dass der Therapeut das Pferd von hinten aufzäumt, d. h. in den beiden Sitzungen lag der Fokus nicht auf dem traumatischen Erlebnis, sondern auf den Situationen, die mich gegenwärtig triggern, also z.B. alles rund ums Thema Essen. Er sagte, dass die traumatische Erfahrung selbst auch an die Reihe kommen wird, aber die Annäherung langsam und vorerst über die Metaebene des Traumas und die entstandenen Triggerpunkte funktioniert. Naja, mal sehen. Noch kann ich die Methode für mich nicht einordnen, ich glaube, dass ich dem noch ein paar Sitzungen geben muss.
Ich habe bei meiner letzten Trauma-Therapie EMDR gemacht und war überrascht von der Wirkung. Das hat tatsächlich irgendwas gelöst ... keine Ahnung, wie ich das ausdrücken könnte. War eine interessante Erfahrung.
Wie oft und über welchen Zeitraum hast du denn EMDR gemacht? Toll, dass es dir geholfen hat!
Ich habe negative Erfahrungen damit gemacht. Ich würde es niemandem empfehlen und raten sich erst einmal genau anzusehen, welche Belege es für dieses Therapieform gibt und welche Quellen das sagen, wer die Studien gemacht hat und all das. Ich habe damals der Therapeutin vertraut, die sagte, es wäre wissenschaftlich fundiert. Die Sache ging nicht so gut aus und das Geld, das zum Fenster hinaus war, war für mich noch das geringste Übel.
Hey Knirsch,
Mist, das klingt gar nicht gut. Tut mir leid, das zu hören. Magst du näher berichten, was negativ für dich war? Falls nicht, ist das natürlich auch okay.
Ich bin selbst relativ kritisch, was verschiedene Therapiemethoden angeht und habe auch im Vorfeld viel bez. EMDR/Brainspotting gelesen. Wie ich schon schrieb, der Versuch ist eine Verzweiflungstat, weil ich dringend etwas gegen meine Beschwerden tun muss. Überzeugt hat mich die gute Erfahrung meiner Freundin, der ich sehr dolle vertraue. Deswegen muss ich es einfach probieren, auch auf die Gefahr hin, dass es am Ende nicht gut für mich ist.
Hast du sonstige Beschwerden, trockene Augen, Mundtrockenheit, Scheidentrockenheit, also trockene Schleimhäute?
Wenn du schreibst, dass körperliche Ursachen für deine Schluckbeschwerden ausgeschlossen wurden, gilt das vermutlich auch für Mangel an Eisen und / oder Vitamin B12 oder Folsäure?
Nein, nichts dergleichen. Beim letzten Blutbild von vor ein paar Wochen waren die genannten Werte okay. Andere leider nicht, was einerseits kein Wunder ist, mich aber dennoch belastet und noch mehr unter Druck setzt.
Es gibt auch spezielle hochkalorische Flüssignahrung zum einfachen Schlucken in der Apotheke - vielleicht ist das eine Übergangslösung für dich, bis es dir wieder besser geht?
Danke, ja, nutze ich bereits, wobei die alle leider - und ich habe schon gefühlt hundert verschiedene Produkte/Marken durchprobiert - ziemlich stark triggern. Fertige Drinks wie z.B. Fresubin gehen ganz schlecht, Pulver zum selbst mischen ist etwas besser, wenn ich eine kleine Menge in Joghurt oder Suppe mache. In letzter Zeit ging Haferjoghurt mit Banane und Pulver so einigermaßen, aber beim zweiten, dritten Löffel merke ich schon, wie alles blockiert und Psyche und Körper anfangen zu reagieren. Auch wenn ich große Lust auf ein Gericht habe und mich total darauf freue, ist es nicht anders. Es ist frustrierend und manchmal echt zum Verzweifeln. Es belastet meine Beziehung, weil mein Mann zwar mittlerweile zwar nichts mehr dazu sagt, wenn ich nichts runterbekomme, aber es natürlich mitbekommt und sich Sorgen macht.
Hallo.
Ich habe diese ähnliche Beschwerden/Symptome nach ähnlicher Erfahrung auch. EMDR hat nicht geholfen. Trimb auch nicht. Logopädie bedingt. Konsistenz ist schwierig. Das Mundgefühl, wenn es eklig ist. Trinken sowieso.
Will Somatic Experience versuchen. Aber keine Chance auf einen Platz.
Früher hat es manchmal geholfen mit viel positiver Ablenkung. Vielleicht hilft dir das auch.
Alles Gute
Hallo SchneeLöwin, es tut mir leid zu hören, dass du auch eine traumatische Erfahrung machen musstest und du jetzt ähnliche Beschwerden hast.
Von Somatic Experience habe ich bislang sehr viel und sehr Gutes gelesen und wollte das auch machen, aber ähnlich wie du schilderst, sind die Wartezeiten unendlich lange. In meiner Stadt und im weiteren Umfeld (ich würde notfalls auch längere Fahrten in Kauf nehmen) war das einzige Angebot ein Wartelistenplatz für Sommer/Herbst 2023. Bist du auf einer Warteliste und gibt es zeitliche Prognosen?

Du hast ja schon wahnsinnig viel probiert. Wie lange hast du denn diese Probleme schon und wie kommst du durch den Alltag, vor allem körperlich?
Ja, mit Ablenkung klappt es bei mir manchmal auch. Neulich war ich mit einem Freund spazieren und wir haben eine Tüte Pommes geteilt. Das ging erstaunlich gut. Umso ernüchternder ist es dann, wenn bei der nächsten Mahlzeit wieder gar nichts geht. Hilfreich ist, dass meine Familie, wenn nicht grade Ferien sind, abgesehen vom Frühstück nicht zusammen isst. Wegen der unterschiedlichen Stundenpläne, Nachhausekommzeiten und Hobbys der Kinder gibt es mehrmals am Tag Mittagessen und Abendbrot und so esse ich dann immer meine Mini-Portionen mit. In Summe kommt dabei aber trotzdem viel zu wenig rum.
Neben essen ist übrigens auch Zähneputzen ein Riesenproblem. Das sind die schrecklichsten Minuten des Tages und psychische Schwerstarbeit für mich, weil ich es ganz schwer aushalte, mit nem Fremdkörper in meinem Mund rumzuwerken. Aber muss halt sein.
 
Es gibt einfach nicht die Sache, durch die man durch muss und dann wird es. Es gibt keinen Knopf, kein Verfahren, keine Methodik. Es gibt nur Dinge, die einem gut tun, Zeit und die Akzeptanz, dass manches einfach nicht mehr wird. Ich hoffe, es ist bei dir anders.

Hm, das sehe ich anders. Es gibt nicht DIE Methode, die für alle passt und für manche Menschen passt leider gar nichts. Das ist aber nicht nur bei Traumata so, sondern auch bei anderen psychischen Problemen. Bei manchen Menschen schlagen Therapien super an, bei manchen so naja und bei anderen gar nicht oder es kommt sogar zu einer Verschlechterung. Da spielen zig Faktoren eine Rolle.

Es tut mir aber auf jeden Fall sehr Leid, dass du so schlechte Erfahrungen gemacht hast, Knirsch! Ich hatte in Bezug auf meine Therapeutin (nach der Gruppentherapie) mit vielen Mitpatient:innen einen Austausch in Bezug auf EMDR. Soweit ich mich erinnere, ging es den meisten ähnlich wie mir. Schlimm fand es niemand, aber alle waren etwas unsicher, ob es was bringt oder nicht. Ich weiß nur von einer anderen Patientin, die sehr viele EMDR Sitzungen in Anspruch nimmt, also gehe ich davon aus, dass sie einen Nutzen darin sieht. Mit ihr hatte ich aber keinen privaten Austausch.
Selbst zahlen mussten wir das übrigens nicht, meine Therapeutin ist Analytikerin und integriert das in die Therapie.
 
Genau diese Verzweiflung wird ja ausgenutzt, dass man sich alle möglichen Dinge antut, die am Ende eine Illusion sind im besten Fall. Von den schlechteren Fällen, fange ich nicht an. Ich hatte auch eine Empfehlung von einer Bekannten. Sie ist auch der Meinung, es hätte ihr sehr geholfen, aber auch das sehe ich sehr kritisch mittlerweile, da die Therapeutin hier meines Erachtens auch Grenzen überschritten hat und eine Veränderung in Gang gesetzt hat, die ich persönlich als gefährlich erachte.
Schwieriges, sehr schwieriges Thema.

Tatsächlich glaube ich auch, dass es (vermeintliche) Therapeut*innen gibt, die verzweifelte und psychisch labile Menschen ausnutzen und v. a. ausnehmen. Bei meiner, nach Tod von Mann und später Kind, schwer angeschlagenen Mutter habe ich das viele Jahre lang hautnah miterlebt, aber ihr war da nicht rauszuhelfen bzw. wurde sie meiner Wahrnehmung nach so geschickt an den Therapeuten gebunden, dass ein Abhängigkeits- und zugleich Vertrauensverhältnis entstand, das sie nicht mehr differenzieren ließ, ob das Ganze gut oder schlecht für sie ist. Viel öfter, denke ich, stehen aber gar keine bösen oder schlechten Absichten dahinter, wenn man im Rahmen einer Therapie sehr negative Erfahrungen macht. Oft passt es einfach nicht, zwischenmenschlich oder methodisch und allein das kann für sehr vulnerable Menschen schon fatal sein. Traumata sind noch dazu so scheiße komplex. Da kann der behutsamste Schritt in der besten Absicht schon eine Lawine lostreten, leider.
Wenn man selbst richtig, richtig schlechte Erfahrungen mit einem Therapieansatz gemacht und supernegative Eindrücke gewonnen hat, kann ich jedenfalls gut verstehen, dass man eine sehr kritische Haltung entwickelt. Das würde mir wahrscheinlich nicht anders gehen.
Ich stelle nun die Behauptung in den Raum, dass es keine Methode gibt, um ein Trauma zu verbessern. Es gibt einfach nicht die Sache, durch die man durch muss und dann wird es. Es gibt keinen Knopf, kein Verfahren, keine Methodik. Es gibt nur Dinge, die einem gut tun, Zeit und die Akzeptanz, dass manches einfach nicht mehr wird. Ich hoffe, es ist bei dir anders.
An einen Knopf glaube ich auch nicht, genauso wenig, wie ich davon ausgehe, dass Traumatherapie etwas Mechanisches ist: zack, eine Runde durch, nun isses besser. Für mich sehe ich das eher als unterstützende Versuche, durch professionellen Input und verschiedene Impulse, klarzukommen. Es ist nicht die erste traumatische Erfahrung meines Lebens, aber die erste, bei der ich akut und dringend Hilfe brauche. Für mich (!) weiß ich, dass Akzeptanz und Zeit nicht ausreichen und Dinge, die mir gut tun, toll und hilfreich sind, aber nichts an meinen Beschwerden ändern. Das habe ich im Laufe meines Lebens auch schon anders erlebt, da haben Akzeptanz und Zeit tatsächlich viel für mich getan.

Ich weiß, dass das höchstindividuell ist, aber für mein persönliches Mindset ist Akzeptanz deswegen momentan als Weg oder Ziel nicht der richtige Ansatz. Ich muss daran glauben, dass zumindest manches anders oder besser oder zumindest lebbarer wird. Wenn sich herausstellen sollte, dass es nicht anders, besser und lebbarer wird, muss ich irgendwie damit umgehen. Jetzt muss ich daran glauben, dass es wieder besser werden kann und alles, alles versuchen. Das meine ich nicht im Sinne von Instagram-Think-positive-Bildchen und Selbstoptimierungsdreck. Dafür geht es auch um zu banale und existenzielle Themen. Essen. Das muss einfach wieder besser werden.

Deswegen: mal sehen, was Brainspotting für mich noch so bringt. Nachdem ich erst zwei Sitzungen hatte, kann ich noch nicht viel sagen, aber mit meiner Wahrnehmung bin ich auch eher bei @_vogelfreis Schilderung . Es war nicht schlimm. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass man sehr schlimme Erfahrungen damit machen kann. Der Erfahrungsaustausch hier ist daher auch total hilfreich, weil ich mit diesem Wissen im Hinterkopf hoffentlich behutsamer sein werde und meine Grenzen gut signalisieren kann, sollte ich merken, dass das Ganze für mich kippt.
 
Hallo SchneeLöwin, es tut mir leid zu hören, dass du auch eine traumatische Erfahrung machen musstest und du jetzt ähnliche Beschwerden hast.
Von Somatic Experience habe ich bislang sehr viel und sehr Gutes gelesen und wollte das auch machen, aber ähnlich wie du schilderst, sind die Wartezeiten unendlich lange. In meiner Stadt und im weiteren Umfeld (ich würde notfalls auch längere Fahrten in Kauf nehmen) war das einzige Angebot ein Wartelistenplatz für Sommer/Herbst 2023. Bist du auf einer Warteliste und gibt es zeitliche Prognosen?

Du hast ja schon wahnsinnig viel probiert. Wie lange hast du denn diese Probleme schon und wie kommst du durch den Alltag, vor allem körperlich?
Ja, mit Ablenkung klappt es bei mir manchmal auch. Neulich war ich mit einem Freund spazieren und wir haben eine Tüte Pommes geteilt. Das ging erstaunlich gut. Umso ernüchternder ist es dann, wenn bei der nächsten Mahlzeit wieder gar nichts geht. Hilfreich ist, dass meine Familie, wenn nicht grade Ferien sind, abgesehen vom Frühstück nicht zusammen isst. Wegen der unterschiedlichen Stundenpläne, Nachhausekommzeiten und Hobbys der Kinder gibt es mehrmals am Tag Mittagessen und Abendbrot und so esse ich dann immer meine Mini-Portionen mit. In Summe kommt dabei aber trotzdem viel zu wenig rum.
Neben essen ist übrigens auch Zähneputzen ein Riesenproblem. Das sind die schrecklichsten Minuten des Tages und psychische Schwerstarbeit für mich, weil ich es ganz schwer aushalte, mit nem Fremdkörper in meinem Mund rumzuwerken. Aber muss halt sein.

Hallo Splitterbunt,
ich möchte in diesem Forum gar nicht so sehr ins Detail gehen, zu schnell wird man hier zur Zielscheibe.
Aber ich kann dir sagen, dass es bei mir jetzt schon ein paar Jahre so ist. So richtig schlimm geworden ist es aber erst nach einem für mich weiteren teaumatischen Ereignis vor nun zwei Jahren, das auf das Ursprungstrauma obendrauf kam. Zuvor ging es mal besser und mal schlechter. Auch bei mir hatte ein damals guter Freund es irgendwie geschafft, mich gut abzulenken. Ich habe das dann oft selbst versucht, aber du kennst es wahrscheinlich, wiewieviel Macht dann doch die Erinnerungen und Gefühle haben. Ich kann dir leider auch nur sehr ans Herz legen, so achtsam wie möglich bei diesen Symptomen und deren Verlauf zu sein. Stichwort Folgeschäden und Folgestörungen. Ich selbst komme nur noch schwer bis gar nicht mehr da raus, was es nicht einfacher macht. Wenn du also jemanden hast, dem du vertraust und mit dem das Essen klappt, dann nutze diese Gelegenheit.
Essen geht bei mir einigermaßen gut. Ich habe eher Probleme mit Flüssigkeiten und diese zu schlucken. Je nachdem mit was es eben Traumaassoziiert ist.
Ich möchte dir auch empfehlen, nichts in Sachen Traumatherapie unversucht zu lassen und dir trotzdem sehr ans Herz legen, da sehr genau auf dich und in dich hinein zu horchen. Leider gibt es viele unerfahrene auf diesem Gebiet und im schlechtesten Fall geht es dir am Ende viel schlechter, als zuvor.

Ich habe diesen ganzen Mist mit Prozess etc. selbst durch und hinter mir. Mir wurde damals von der Opferhilfe und meiner Anwältin ans Herz gelegt, bis zum Abschluss dieser Sache noch keine Trauma Bearbeitung zu machen, da dies vor Gericht negativ hätte gewertet werden können in Sachen Glaubwürdigkeit. Vielleicht ist das ein Grund, weshalb deine Therapeutin das Pferd von hinten aufzäumt? Ein anderer Grund kann aber auch deine Stabilität und die Dringlichkeit der im Vordergrund stehenden Symptome sein. Ich selbst habe eine und im Intervall nochmal drei Stabilierungsphasen durchlaufen, bevor es auch nur ansatzweise um diese Thematik ging. Leider war meine ambulante Therapeutin keine gute und nicht speziell auf Traumata spezialisiert. Das hat mir leider dann trotz der guten Vorarbeit aus der Klinik sehr geschadet. Ich hoffe, du hast da einfach mehr Glück. Wirklich schlechte Erfahrungen habe ich mit den Traumatherapie Verfahren (EMDR, Trimb, schreibtherapie, etc) nicht gemacht. Es hat nur leider nicht so recht geholfen. Aber das soll dich nicht entmutigen, einfach alles zu probieren. Der Weg ist das Ziel.

Alles Gute für dich!

PS: hast du schon mit verschiedenen Temperaturen des Essens gespielt? Bei mir geht generell warmes, fast schon sehr heißes besser als kalt. Es ist ein anderes Gefühl dabei.
 

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