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Schreiben lernen in der Schule nach "GEHÖR"

Ganz ohne Witz, ich habe das auch von Bekannten schon gehört. Ziel soll es sein das die Kinder dann später besser schreiben und lesen können. Bei den Bekannten hat es funktioniert, obwohl sie sich das am Anfang nie vorstellen konnte.
 
Misch laust dä ave...

Als ich davon hörte, habe ich die Hände über'm Kopf zusammen-
geschlagen. Den Kindern geht es später so, wie den Menschen,
die erst spät eine Fremdsprache erlernt haben: Es wird nie wirk-
lich fehlerfrei werden.
 
Ich verstehe den Sinn beim "Schreiben nach Gehör" auch nicht. Klar, das Kind kann dadurch ansich früher etwas aufschreiben, aber später muss doch dann trotzdem noch die korrekte Schreibweise nachgeholt werden und dann hat man das Problem, dass man zwei Schreibweisen im Kopf hat und nicht sicher ist, welche noch mal die Richtige gewesen ist.

Andererseits wimmelt das Internet auch jetzt schon vor Leuten, die anscheinend nur nach Gehör schreiben. Wie oft sieht man z.B., dass der Unterschied zwischen "seid / seit", "dass / das" oder "Tod, tot" nicht klar ist.

Seid Jahren rege ich mich schon darüber auf, das dem deutsche Sprache tod ist, aber niemand hört auf mir.
 
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod.

(Der Dativ ist des..)

Die meisten benutzen auch wie und als vollkommen falsch. Man hört das sogar schon im Fernsehen........

Der ist grösser wie der Detlef anstatt der ist grösser als Detlef..

Viele können das nicht mehr...wieso auch...den Genitiv eh nicht...
 
Schönen guten Abend allerseits,

ein interessantes Thema habt Ihr hier. Und ich kann was aus zweiter Hand dazu sagen, mein Kinder könnten aus erster Hand dazu beitragen.

Also, Tochter 19 Jahre alt, Sohn 17 Jahre alt. Beide haben genau nach dem oben beschriebenen Prinzip gelernt, mit meiner Meinung nach richtig üblen Folgen. Vor Allem unser Sohn hat große Probleme mit seiner Rechtschreibung. Es ist hier - NRW - so, dass die Kinder zwei Schuljahre schreiben, wie sie hören. Also so: "Wir faren mit dem Farat unt dan gink der Mond auf und es wa wundaschön." Die Eltern sollen dann zwei Jahre lang die Kinder loben, als hätten sie die Quadratur des Kreises hingekriegt, damit sie Spaß an der Sprache und dem Schreiben haben und stolz auf ihre Leistungen sind. Fehler, die bei den Hausaufgaben der bemühten Frau Mama auffallen, werden bitte nicht korrigiert, damit das Lehrpersonal sieht, wo es hakt. Und selbst wenn es hakt - bis zum dritten Schuljahr macht das nix. Aber dann....

Am dem dritten Schuljahr versucht man den kids dann klar zu machen, dass sie Fehler machen und die sollen ab jetzt vermieden werden. Ab dann müssen die Kinder lernen, wann man zwei s in einem Wort schreibt, wann nur eins und wann ein ß. Warum Fahrrad plötzlich ein h, zwei r und ein d hat usw. Spätestens jetzt kriegen die Kinder den großen Frust, die Eltern die ersten Nervenzusammenbrüche und die Lehrer Mengenrabatt auf Rotstifte. So komisch das klingt - es ist verdammt traurig. Weil an den weiterführenden Schulen dann so richtig die Post abgeht und die Kinder irgendwann nur noch hintenan hängen. Es soll doch hier tatsächlich noch so einige Schulen geben, die nach dem alten Prinzip lehren und die weiterführenden Lehrer haben glaube ich auch wenig Verständnis für das Prinzip des "Schreiben nach Gehör".

Ich habe seinerzeit beim Sohnemann versucht, den Aufstand zu Proben, da ich das Desaster ja von meiner Tochter kannte - leider ohne Erfolg. Das wird so gemacht und fertig. Von den anderen Eltern war leider auch keine Rückendeckung zu erwarten.

Und ja - Deutschland zieht sich seine Deppen selbst heran. Das ist traurig, aber das ist Fakt.

Micha :mad:
 
Die momentane Schreiblernmethode steht berechtigterweise zur Zeit auf der Kippe.
Wir züchten mit dieser "Methode" Legastheniker geradezu heran.
Was hilft: Viel vorlesen, viel vorlesen lassen.
Texte abschreiben.
Wortspiele.

Da machen Eltern dann Lehrerarbeit...
 
Oh, Vorlesen und Lesen lassen haben wir auch gemacht - sonst hätten wir wohl endgültig einpacken können. Die Lehrerin hatte dann, als die Schulnoten in Deutsch im Keller waren die Idee, mit Lernwörtern zu arbeiten. Das waren sehr fehleranfällige Wörter, die mein Sohn dann schreiben sollte. Ich habe vorgelesen, er hat geschrieben. (Das ist ja das nächste Problem: Wir Sauerländer haben zugegebenermaßen nicht die deutlichste Aussprache.) Wenn er ein Wort falsch hatte, musste er es dreimal schreiben, dann kam es in einen Karteikasten. Und am nächsten Tag ging das ganze mit den falschen Wörtern des Vortages von vorne los.

Ich hoffe wirklich, dass mein Enkelkind - jetzt zwei Jahre alt - diesen Schwachsinn nicht mehr mitmachen muss. Sonst drehe ich aber echt durch!!!! 😱
 
Ich frage mich auch, wer sich diesen Schwachsinn hat einfallen lassen. Vor dem Hintergrund eines immer höher werdenden Anteils an Non-natural-Speakern und der Verbreitung des Zweitsprachenunterrichts in den Kitas und Grundschulen, sowie einer immer stärker werdenden Vernachlässigung des Handschriftlichen in den Schulen (vom Rechnen ganz zu schweigen) nimmt man den Kindern somit wirklich den letzten Strohhalm an den sie sich formgedanklich klammern können.

Wenn die Smartphones mit eingebauter Rechtschreibekorrektur, bzw. Thesaurus nicht wären, würden zukünftig Sätze, wie im Thread bereits aufgeführt, wohl eher die Regel als die Ausnahme sein.

Andererseits geht die Entwicklung sowieso in Richtung Augmented Reality, sodass zumindest die Fähigkeit auch ohne Hilfmittel schreiben zu können, sehr wohl in Zukunft verschwinden könnte. Für Meinereinen kaum nachvollziehbar, aber wir werden es auch noch erleben, dass Autos und Flugzeuge ohne unser Zutun fahren, Operationen ohne Chirurg stattfinden und Masttiere ohne menschliche Pfleger aufwachsen werden. Also warum nicht auch das. Dass ich davon aus einem gewissen - man mag es anachronistisch nennen - Unbehagen heraus, dessen Hintergrund Gedanken von Freiheit und Selbstbestimmung, Individualität und Humanismus als auch Stolz auf menschliche Eigenarten und Errungenschaften sind, nichts halte, möchte ich jedoch unmißverständlich betonen. Zumindest können wir uns irgendwann auf die Fahnen tackern, dass wir die einzige intelligente (???) Spezies auf diesem Planeten waren, die sich selbst ad acta gelegt hat.
 
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