Hallo SL.,
Ich könnte jetzt anfangen und eine halbe Seite lang schreiben, das ist an dir super und dafür solltest du dich lieben und diese Eigenschaft ist wirklich wertvoll und so. Aber das solltest du ja selber lernen. Es ist zwar wirklich schön, ich kenn das, wenn man wirklich positive Saiten aufgezogen bekommt. Aber ich finde es umgekehrt auch nicht richtig einen in den Hintern zu treten, damit er ihn mal hoch bekommt...
Ich finde das mit den psychischen Problemen komisch. Der eine hat dies, der andere jenes und doch schlägt man sich mit den selben Problemen rum. Nur tut der eine sich hier schwerer und der andere da.
Bei dir sehe ich wenigstens ein Prinzip, das man aufdröseln könnte und so einen Unterschied in der Lebensbeweltigung ausmachen könnte. Dann kann man mal so und mal so reagieren.
Es ist die Sache mit dem Haushalt und dem Ergeiz an was dran bleiben zu wollen. Und andererseits die Pflicht. Ich finde deine Taktik funktioniert wirklich gut bei den Dingen, wo man selbst nicht gefragt wird. Gehe ich arbeiten, mache ich meine Sache gut, versuche ich mich zu verbessern... Die man sowieso machen muss. Wie eine Herausforderung bei der die Frage, ob man dem irgendwie aus dem Weg gehen kann, nicht gegeben ist. Augen zu und durch. Ein anderer Weg gibt es nicht. Und das kannst du sehr gut. Deine Motivation und Interesse aufrecht erhalten und einen guten befriedigenden Weg finden.
Aber bei den anderen Dingen, da geht es darum, dass der Kopf sich dabei unbewusst immer und immer wieder das selbe fragt: Will ich das jetzt wirklich machen? Und auf Dauer wird das Nein immer stärker. Schon alleine, weil Dinge mit der Zeit anstregend sind und man das Nein immer besser weiß, wie das Ja. Weil wenn es einem leicht fällt und die Zeit dahin fliegt, dann stellt der Kopf keine dumme Fragen. Er fragt nicht die ganze Zeit: Willst du? Und man weiß das Ja immer besser. Das Hirn legt los. Und versucht den Hunger nach der fraglosen Zeit zu stillen. Und irgendwann, wenn es noch nicht genug bekommen hat, wird es erschöpfter und erschöpfter. Und das Wissen auf die Frage "Willst du noch weiter machen" wird immer lauter. Und das ist es wieder da. Dieses Nein.
Und deshalb bist du denke ich so unzufrieden mit deiner privaten Beweltigungsstrategie.
Und natürlich wäre es schön, wenn man so an sich arbeiten könnte, das man so reagieren kann, wie du es willst. Und ja. Manchmal ist es wirklich so. Mir geht es jedenfalls so, dass ich immer öfter das mache, was mir sonst schwer viel und zwar so, dass ich denke, ja so will ich dieses Zeug machen.
Und dazu muss man es herausfinden, wie man es brauch. Und wichtig ist dabei zu verstehen, dass so wie es ist, einem besser gefällt, wie man so wäre, wie man glaubt sein zu müssen.
Ich zum Beispiel lobe mich dafür, wenn ich Dinge nicht mache und statt dessen auf mein Wohlbefinden und Bequemlichkeitsbild achte. Wenn ich verstehe, dass ich mit mir selber gerne locker umgehe und meinen inneren Schweinehund was zu essen gebe, anstatt so zu sein, wie meine Eltern es gerne hätte oder der Lehrer für richtig halten würde oder so. Schließlich muss sich jemand sich um mich kümmern. Und so stelle ich mir vor, dass ich nicht ich bin, sondern der Freund den ich habe. Und wie ich mit ihm umgehen würde. Wenn er denkt die Küche aufräumen zu müssen, dann denke ich daran, wie ich die Sache sehen würde und reagieren würde, wenn es aus der Sicht eines Freundes wäre. Und ich bemerke meine lockere Einstellung zu einem Menschen mit dem ich mich identifizieren kann und zu dem ich eine gute, soziale, wohlwollende Einstellung habe. Wenn ich mir aber überlege, dass meine Mutter zum Beispiel zu mir sagen würde, ich solle die Küche aufräumen und ich schau mir die Küche an, dann merke ich den Unterschied, wie negativ der Antrieb und das Selbstwertgefühl dabei ist. Und mit den Bilder spiele ich bei der Problematik. Und ich bemerke, wie schwer es ist, sich dieses Problem schön zu reden. Aber ich merke auch, wie wichtig ist es einen Menschen zu haben, der einem die Motivation gibt, anstatt die Prägung immer unter Druck gesetzt zu werden, mit Strafe zu reagieren und schlecht gemacht zu werden. Und wenn man alleine ist, muss man versuchen sich die Dinge gut zu machen, dass man von seinem inneren Freund gesagt bekommt, au ja, jetzt.
Und beim Küche aufräumen geht es gut. Wenn ich merke, dass es sein muss, dann leg ich mich erstmal hin. Und dann setzt ich mich mit meinem Freund auseinander. Ich merke, dass ich mich liebe, weil ich mich nicht stresse und mit mir locker umgehe. Und da man weiß, dass man es eh machen muss und ich mir so einen Plan mache, was ich machen muss, denke ich irgendwann, so lange dauert es nicht und so schwer ist es auch nicht. Und noch länger drüber nachdenken ist auch nicht mehr sehr spannend. Und dann entscheide ich mich dafür, dass ich es genau dann mache. Und wenn es dann gut ist, dann ist es wirklich gut. Und dann weiß ich auch, dass ich es so immer wieder schaffe gerne zu machen. Weil ich weiß ja auch, dass wenn ich es gemacht habe, dass ich mich schon alleine deshalb gut fühlen werde. Und dann ist der Prozess des gut fühlens nicht nur ein langer, sondern auch ein erarbeiteter und mit einer Schlussbelohnung gekrönter Vorgang. Und das ist dann ein Weg, den man kennt. Und deshalb so auch immer wieder herbeiführen kann.
Und man versteht es sich immer besser selbst zu kennen und zu mögen. Weil man ist ja keine Maschine oder ausgedachter Avatar. Sondern ein Mensch mit Gefühlen, Leidenschaft, Lust und Unlust. Und das liegt am Charakter. Und wenn man lernt die Kanten, die man hat, als Facetten zu sehen, dann funkelt man auch irgendwann in den Augen. Auch wenn das innere nicht strahlt.