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Sensible Themen bei PTBS

TaliTulin

Aktives Mitglied
Ich dachte aber auch: waren meine Aussagen zu hart? Kann ich die Beziehung richtig einschätzen.

Ich dachte außerdem: habe wir uns gestritten oder hatten diesen Konflikt? Bin ich unsympatisch?
Genau darauf wollte ich hinaus :) Könnte von mir sein... Daher antworte ich auch mal wie für mich: nur weil deine Meinung von der der anderen abweicht, ist sie nicht falsch! Du darfst sie sagen und auch vehement vertreten, wenn du überzeugt davon bist. Es ist nicht deine Aufgabe stets für Harmonie zu sorgen und anderen alles recht zu machen. Der Preis dafür ist, dass es dir schlecht geht. Und diesen Egoismus darfst du haben. Erstmal muss es dir gut gehen, sonst kannst du auch zu niemand anderem gut sein.

Unterstützung seitens der Familie wäre natürlich wünschenswert, jedoch kann man ihnen nicht abverlangen, deine Gefühlswelt nachzuvollziehen. Umso wichtiger, dass du dich selbst ernst nimmst und nicht "beschimpfst" oder so. Deine Sensibilität kann auch als Stärke ausgelegt werden.
 

Jhn

Aktives Mitglied
So ich hoffe es ist ok wenn ich ein bisschen Allgemeiner über das Thema Empathie + PTBS spreche. Also es ist inzwischen bekannt das Trauma nicht nur zur verminderten Empathie führen kann sondern eben wie im Artikel beschrieben zur erhöhten Empathie. Bisher hatte dies im ICD noch keinen Eintrag bzw. Krankheitswert dies sieht im ICD 11 anders aus. Dort wird erhöhte Empathie als krankhaft eingestuft. Das meint nicht die gesunde Empathie Fähigkeit, sondern die erhöhte Empathie, die bei den Betroffenen so stark erhöht ist, das dies zu erheblichen Problemen führt. Wie zb. das Empathie Erschöpfungssyndrom. (https://www.doctari.de/magazin/work-life-balance/gesundheit/compassion-fatigue/ )

Aber erhöhte Empathie kann auch zur schnelleren Re-Traumatisierung führen. So ist es besonders für Betroffene gefährlich wenn sie sich zu viel mit den Traumata/Problemen anderer beschäftigen ohne sich abgrenzen zu können. Hilfen hatten die Betroffenen bisher nicht oder nicht gut finden können bei Psychologen/Therapeuten etc. Trauma Therapeuten sind da allerdings aus meiner persönlichen Erfahrung her etwas besser im Thema und erkennen das eher und können dann auch entsprechend helfen.

Wichtig hier ist es tatsächlich zu lernen sich abzugrenzen. Zu lernen man darf nein sagen wenn zb. ein Freund über Probleme sprechen will - es aber einen selbst zu stark belasten würde.

Wie @TaliTulin hier oben so schön sagt, es ist nicht deine Aufgabe für Harmonie zu sorgen. Viele Betroffene fühlen sich oft gerade zu verpflichtet zu helfen. Vielleicht ist auch hier noch mal das Helfersyndrom zu nennen. Die Betroffenen leiden wirklich psychisch und körperlich mit. Das es im Gehirn eine bis zu 10 fache stärkere Aktivierung bestimmter Gehirn Areale gibt, konnte man bei Borderliner Patienten (die für gewöhnlich eben genau an dieser zu starken Empathie leiden) feststellen. Das wurde in Hirnscanns nachgewiesen.
 

_Phoenix2_

Aktives Mitglied
Vielen Dank für eure einfühlsamen Beiträge. Das tut sehr gut.

Was kann ich tun?

Bei der Arbeit kann ich nicht aus der Situation sondern muss es einfach aushalten und höflich bleiben, wenn ein Mitarbeiter von einem Kunden schroff oder unverschämt ist. Ich lasse mir im Gespräch nichts anmerken, aber es zerrt mir an den Nerven. Ich muss das immer runterschlucken.

Im Privatleben begegnet mir das zuweilen ungeplant. Ich hatte beispielsweise keine Ahnung, dass dieser Promi eine tragische Geschichte hatte. Ich hätte es nicht gelesen, hätte ich das gewusst.

Es können im Privatleben lächerliche Beispiele sein, die mich unter Strom setzen (siehe Beispiele). Ich versuche aus der Situation zu kommen, komme mir aber unhöflich und seltsam vor und kann es mir nicht erklären, dass ich das nicht einfach aushalte.

Warum halte ich das nicht einfach aus?

Mein Vater hat auch PTBS und zwar von einem Bürgerkrieg, den er vor meiner Geburt schon erlebte. Ich habe das nicht gewusst.

Jetzt weiß ich es aber und er hat mir einiges erzählt. Ich habe Schmerzen gekriegt.

Ich kann ganz oft meine Gefühle nicht in Worte fassen. Ich fühle mich angespannt und entkräftet, fühle mich kurzatmig, habe Schmerzen, aber ich kann nicht so erklären, warum. Ich weiß das gar nicht.
 
G

Gelöscht 128635

Gast
Ich denke Ziel könnte es sein, da ein gesundes Mittelmaß zu finden. Sowas geht ja in beide Richtungen. Ich hatte früher auch sehr viel Mitgefühl in mir. Seit ich damit in eine Falle geriet, die mich traumatisierte, ist mein Mitgefühl irgendwie abgeschnitten.
Neulich habe ich mir die Dokumentation 20 Tage Ukraine angesehen. Der einzige Moment, der mich wirklich berührte, war die tote Katze, die im Bild zu sehen war... Schlimm oder? Ich kann es mir nur so erklären, dass da ein Schutzmechanismus in mir greift, der mich so kalt hat werden lassen. Denn ganz tief in mir drin weiß und spüre ich, dass mich das durchaus berührt, ich lasse es wohl nur nicht mehr zu.
 

_Phoenix2_

Aktives Mitglied
Ich denke Ziel könnte es sein, da ein gesundes Mittelmaß zu finden. Sowas geht ja in beide Richtungen. Ich hatte früher auch sehr viel Mitgefühl in mir. Seit ich damit in eine Falle geriet, die mich traumatisierte, ist mein Mitgefühl irgendwie abgeschnitten.
Neulich habe ich mir die Dokumentation 20 Tage Ukraine angesehen. Der einzige Moment, der mich wirklich berührte, war die tote Katze, die im Bild zu sehen war... Schlimm oder? Ich kann es mir nur so erklären, dass da ein Schutzmechanismus in mir greift, der mich so kalt hat werden lassen. Denn ganz tief in mir drin weiß und spüre ich, dass mich das durchaus berührt, ich lasse es wohl nur nicht mehr zu.
Gesundes Mittelmaß wäre gut.
Ich mache das nicht absichtlich. Mein Körper hat diese Reaktion. Ich reagiere unter anderes mit Schlaflosigkeit und damit kann ich nicht gut umgehen. Ich muss auf mich aufpassen.

Denke, dass anderen Leute das nicht verstehen und mich für komisch halten.
 

TaliTulin

Aktives Mitglied
Es ist egal, was andere von dir halten. Es gibt Menschen, die das verstehen und auch so empfinden. Aber darauf kommt es auch nicht an. Du hast mehr Energie für dich, wenn du weniger davon für "dich anderen erklären" aufwendest. Wenn du es schaffst, dir nicht mehr selbst abzuverlangen, diese Belastungen auszuhalten.
Warum halte ich das nicht einfach aus?
Weil es gerade zu viel ist. Und das ist ok! Respektiere dich selbst und die Grenzen, die dir dein Körper so deutlich zeigt.
Wenn dir wichtig ist, andere nicht vor den Kopf zu stoßen, sag ihnen offen, dass du das(situativ) jetzt nicht kannst. Spare dir das Warum. Du musst dich nicht rechtfertigen.

Und fühle dich bitte nicht angegriffen von meinen Wortern :)
 

_Phoenix2_

Aktives Mitglied
Es ist egal, was andere von dir halten. Es gibt Menschen, die das verstehen und auch so empfinden. Aber darauf kommt es auch nicht an. Du hast mehr Energie für dich, wenn du weniger davon für "dich anderen erklären" aufwendest. Wenn du es schaffst, dir nicht mehr selbst abzuverlangen, diese Belastungen auszuhalten.

Weil es gerade zu viel ist. Und das ist ok! Respektiere dich selbst und die Grenzen, die dir dein Körper so deutlich zeigt.
Wenn dir wichtig ist, andere nicht vor den Kopf zu stoßen, sag ihnen offen, dass du das(situativ) jetzt nicht kannst. Spare dir das Warum. Du musst dich nicht rechtfertigen.

Und fühle dich bitte nicht angegriffen von meinen Wortern :)
Ich fühle mich nicht angegriffen.
Ich befürchte, dass die meisten Leute das nicht verstehen. Ich verstehe es ja selbst nicht.
 

TaliTulin

Aktives Mitglied
Ich verstehe es ja selbst nicht.
Eigentlich reflektierst du doch deine Symptome ganz gut. Es sind wohl viele Situationen, die es betrifft. Ich vermute es gibt darin einen gemeinsamen Nenner. Ein Element, dass in allen Beispielen vorhanden ist.

Um es zu verdeutlichen schildere ich ein Beispiel von mir:
Versteckter Text, Trigger-Gefahr:
Jede Situation, in die ich gerate,oder nur als Zuschauer beteiligt bin, oder erzählt bekomme, in der es um Missbrauch an Kindern geht, eskaliert mein Körper. Ich habe es nicht unter Kontrolle und muss die Situation sofort verlassen. Es geht dann noch weiter, dass ich jede Form die annähernd an Gewalt oder Zwang gegen Kinder erinnert triggert. Mir schießen Tränen in die Augen, wenn ich im Supermarkt erlebe, wie eine Mutter ihr Kind anpampt. Auch wenn Kinder "nur" untereinander raufen halte ich das kaum aus. Personen, die offen sagen, dass sie pädophil sind, kann ich vor Wut nicht mal in die Augen schauen. Ich kann auch kein Wort sagen, sonst kämen nur Tourette-artige Beschimpfungen heraus.

Ob das irgendwann besser wird-keine Ahnung. Bis dahin verfahre ich so, um mich selbst zu respektieren.
 

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