Ja. Als Belohnung darf man seinen Job behalten oder kriegt, wenn el chefe seinen spendablen Tag hat, 5 Essensgutscheine für die Kantine. Die Verhältnismäßigkeit ist nicht vorhanden! Natürlich ist mir klar, daß nicht alle Arbeitnehmer in einem hohen Maße ständig belohnt werden können, da dies in der Masse bei Weitem teurer ist, als eine (übertriebene) 100%-ige Gehaltserhöhung eines Managers, der sowieso 5 mal so viel verdient, wie der Hansel in der Entwicklungsabteilung, obwohl dieser sogar ein besseres Diplom hat.
Ich bring ein Beispiel aus der Realität:
Ich wohne in einer WG. Einer meiner Mitbewohner ist Dipl.-Informatiker und arbeitet hier in Dresden in einer Zweigniederlassung einer Stuttgarter Softwareschmiede, die noch weitere Niederlassungen in München, Bonn und Hamburg hat. Die Niederlassung in DD ist die Einzige im Osten ... alleiniger Grund dafür sind die billigen und motivierteren Arbeitskräfte, mit denen man alles Mögliche anstellen kann ... wie z.B. trotz Familie für 2 Jahre an eine andere Firma 500 Km von hier zu verleihen ... wird mit den anderen Angestellten nicht gemacht! ... so nebenbei und eigentlich unwichtig.
Na jedenfalls hatten die ein Projekt, Auftraggeber SAP. Während des Projektes hier in DD fanden mein Mitbewohner und seine Kollegen einen sehr heftigen Fehler in einer Schnittstelle des Applicationservers von SAP. So konnte das Projekt nicht umgesetzt werden ... war auch nicht Vertragsbestandteil. Aber die Jungs entwickelten in Eigeninitiative eine clevere Lösung, die sie auch auf ihrem SAP-Testsystem implementierten. Die Firma SAP war überaus dankbar, da das ein sehr sensibles Problem darstellte, welches sie nicht so ohne Weiteres erkannt hätten und beheben konnten. SAP revangierte sich mit einer saftigen Prämie und einer ganzen Reihe von Aufträgen, welche die Firma für die nächste Zeit beschäftigen und sichern werden. Tja ... denkste, die Leutchens hier bekamen etwas davon ab? Im Gegenteil! Die Aufträge gingen komplett an die anderen Niederlassungen und der Chef kaufte sich einen neuen Maserati. Die Lorbeeren ernteten die, die mit dem Projekt nichts zu tun hatten und das so auch nicht gehandhabt hätten. Eigeninitiative, ohne Vertrag? Im Gegenzug wurde mein Mitbewohner für 1 Jahr an eine andere Firma verliehen, in der er nicht mehr verdient ... weil Niederlassung "Dresden" nicht genug Aufträge hat. Allerdings wohnt er die Zeit über im Hotel und die Firma sponsort jede Woche einen Heimflug nach Dresden.
So sehen die Belohnungen aus, die wir bekommen ...
EDIT: Achja ... er verdient erheblich weniger als die Angestellten in den anderen Niederlassungen. Ein Grund, warum wir in einer WG wohnen ... von wegen hier sind die Lebenshaltungskosten so viel günstiger. Das war vielleicht ein Jahr nach der Wiedervereinigung noch so, aber trifft schon lange nicht mehr zu. Vielleicht wird jetzt der eine oder andere nachvollziehen, warum man sich hier im Osten beschwert ... denn dies ist kein Einzelfall! Mein Mitbewohner hat es sogar noch gut ... er hat wenigstens einen Job! Durch die Medien gingen erst kürzlich die aktuellen Arbeitslosenzahlen ... sahen ganz vielversprechend aus ... leider haben nur wenige Anstalten erwähnt, daß dies am Osten (mal wieder) komplett vorbeigegangen ist. Wenn man die Geschehnisse meines Mitbewohners nun auf eine breitere Masse projeziert, kommt unweigerlich der Gedanke des "Ausverkaufs OST"! Auf diese Weise wird sich nichts verbessern!
Heute sollen wir die Wiedervereinigung feiern ... unter dem eben betrachteten Aspekt sollte klar sein, warum Einige hier das mit anderen Augen sehen ...
Schönen Gruß