Ist es „emotionale Erpressung “ oder findet ihr, dass das die sensiblere Herangehensweise ist, da es zumindest nicht unerwartet kommt ?
Wir haben hier schon mehrmals über diese Thematik diskutiert.
Ich könnte es nicht ertragen, wenn sich jemand von meinen Liebsten urplötzlich und ohne eine mir plausible Erklärung umbringt. Das bedeutet, ich müsste informiert sein, mir gehts so, dass ich immer wieder überlege, diesen Schritt zu machen. Das wäre eine sanfte Vorbereitung auf diesen Schock und vor allem, eine Gelegenheit, sämtliche Argumente mal anzuhören, die man so überlegt, miteinander das Für und Wider abklären, hat das nicht Sinn?
Eine meiner Bekannten hatte eine unheilbare Krankheit, ihre Überlegung, vorzeitig aus dem Leben zu scheiden, falls es für sie unerträglich wird, das hat sie offen mit uns besprochen. Irgendwann war es dann so weit. Wohlüberlegt, bei vollem Bewusstsein, das fand sie richtig, ihre Entscheidung.
In meinem eigenen Leben gab es mehrmals solche gefühlten Auswegslosigkeiten, wo ich knapp davor stand, dann kam es aber anders. Ich würde wahnsinnig viel Schönes, das Schönste überhaupt nicht erlebt haben, hätte ich das wahr gemacht, das war halt typisch kurz gedacht, so gehts einem, wenn man gerade wo feststeckt und meint, der Tod könnte helfen. Zb war ich sehr unglücklich verheiratet, eine Scheidung wäre wohl gscheiter gewesen, als mich abzumurksen. Auf die Idee kam ich damals zuletzt- blöd wie ich war damals, einfallslos und stumpfsinnig.
Also, wenn du dir solche Schritte überlegst, dann wäre zu hinterfragen, welche Alternativen gibts? Muss man das Kind mit dem Bade ausschütten, gäbe es nicht eine klügere Lösung? Zb diese Form von Leben, das zu so einem Tiefpunkt geführt hat austauschen gegen ein anderes Leben, eins mit weniger Stress, weniger Ärger, weniger Kummer- oft reicht dafür nur, dass man auszieht und weggeht von all diesen Orten, die das Leben zur Hölle machen.
Bist du zum Sterben bereit, dann bist du reif für eine Veränderung. Manchmal sagt der Wunsch nach Suizid nichts anderes aus als: SOOOOOO sterbe ich, ich muss anders machen, wenn ich leben will. Das ist eigentlich nichts weiter oft, als ein klarer Hinweis, ich habe einen Lebensstil angenommen, der tödlich ist für mich, das will ich nicht. Dann muss man ( am besten mit Hilfe von Gesprächen, Schreiben, artikulieren also) herausfinden, was nicht gefällt und sich versuchen in eine andere Richtung aufzumachen, wo es wieder gut geht. Das habe ich gemacht. Scheiden lassen, viele Zusagen abgesagt, viele Versprechen fallengelassen, auf mich geschaut, mir gegeben, was ich brauch, die Mühle habe ich verlassen, die mich "schier zermalmte". Jetzt gehts mir saugut. Ich habe mich gerettet.
Bleib am Leben, lass aber sterben, was dir nicht taugt. Das würde ich heute raten.