Hallo Kollegin,
ja, ich selbst bin auch Sozialpädagoge (lies bitte trotzdem weiter).
Mobbing ist leider im sozialen Bereich besonders weit verbreitet. Und es betrifft nicht nur die Pädagogen. Sozialberufler wie Pfleger/innen haben es da nicht leichter. Warum das so ist, kann ich nicht sagen. Ich vermute aber, dass es irgendwie mit einem mangelnden Selbstwertgefühl unseres Fachs zu tun hat. Uns gäbe es nicht ohne Bezugsdisziplinen (Psychologie, Medizin, Rechtswesen usw.). Diese Bezugswissenschaften kommen aber ganz gut ohne uns aus. Und bereits im Studium versuchte man, mir zu verklickern, dass WIR SOZIALPÄDAGOGEN doch eine GAAAANZ eigenständige Community sind.
Sind wir natürlich nicht.
Müssen wir auch nicht. Jedenfalls nicht wegen mir.
Ein weiterer Punkt sind die Personen, die sich dazu entscheiden, SozialpädagogInnen zu werden.Leider hat jedes Klischee seinen Wahrheitsgehalt. Diesem Anteil unserer damailigen KomillitonInnen, der (genauso, wie es allen Sozpäds-Witzen zu entnehmen ist) ständig nur helfen will, ständig nur redet und heult, haben wir alle unseren Ruf zu verdanken, die den Sinn in ihrer Arbeit in erster Linie darin sehen, andere zu BEFÄHIGEN ("helfen" wäre in 90% der Fälle eine Art Kunstfehler).
Und wenn dann im Eingansbereich jeder Einrichtung dick eingerahmt das sogenannte "Menschenbild" der Institution zur schau gestellt wird (wir lieben ausnahmslos alle, behandeln alle gleich und sind zu unseren Mitmenschen ganz ganz lieb), um dann KollegInnen so zu behandeln, wie Du es in Deinem Text beschrieben hast, befinden wir uns leider in einer alltäglichen Situation. Ich habe das Glück, nach etlichen gescheiterten Versuchen (ja, ich bin eine Art Leidensgenosse), seit über 4 Jahren in einem Betrieb zu arbeiten, in dem nicht zwischen Kolleginnen und Klienten unterschieden wird. Denn auch MitarbeiterInnen sind Menschen, sollten also mit dem Begriff "Menschenbild" mitgemeint sein. Alles andere ist verlogen und basiert bestenfalls auf einem (aufgesetzten) "Klientenbild".
Kurz: Ich verstehe Deinen Zorn, Deine Befürchtungen und Deine Haltung. Aber: Es gibt zum Glück noch Menschen, die in ihrem Leben etwas gelernt haben und über diese Versager lachen, die sich gegenseitig ausspielen (lassen), die tatsächlich glauben, dass sie "gute" Menschen sind und dabei völlig ignorieren, dass das mit ihrem Beruf nichts, aber auch gar nichts zu tun hat. Selbst hochgradig cholerische Menschen sind prinzipiell in der Lage, diesen Beruf besser zu machen, als irgendwelche Weicheier, die immer nur "Gutes" tun wollen und dabei alles nur schlimmer machen.