Ich finde, der "Sugar Daddy" wird oft verklärt. Es geht hierbei nicht um eine Liebesbeziehung mit einem wesentlich älteren und reichen Mann, es geht darum, dass man sexuelle Leistungen und Zuneigung (egal ob gespielt oder ob die Sympathie wirklich entstanden ist) seinem Daddy entgegen bringt gegen Geld. Ob man das jetzt Prostitution nennt, bleibt jedem selbst überlassen. Es ist ein Tauschgeschäft und geht weniger um die große Liebe oder ob man eine Zukunft hat.
Ich stelle mir das Dasein als Vergnügungssubjekt eines Sugar Daddys sehr anstrengend vor. Der hat natürlich seine Anforderungen und Ansprüche. Viele Frauen denken naiverweise, es reicht einfach nur aus, jung zu sein und halbwegs ansehnlich.
Wenn jemand schon Geld lässt, will er schon je nachdem wie viel das ist, optisch eine Granate oder zumindest Frau, die etwas aus sich macht und in der oberen Liga spielt. Viele wollen dann auch mit Sicherheit keine, mit der man sich nicht gut unterhalten und wenig diskutieren kann. Oder eben nicht. Wenn im Vordergrund steht, einfach ein ansehnliches Püppchen zu haben, das einem Freude bereitet, überspitzt gesagt. Viele Sugar Daddys wollen keinen Kontakt auf Augenhöhe. Es geht ihnen darum, etwas Hübsches bei sich zu haben, das ihnen gefällt und wenig bis keine Umstände bereitet oder Frustration. Nicht jeder Sugar Daddy ist verständnisvoll und dankbar, dass sich eine junge hübsche Frau mit ihm befasst. Ich stelle mir das sehr herausfordernd vor und ich denke, das kann schon sehr belastend werden. Vor allem dann, wenn es schon in die Richtung geht, dass der Sugar Daddy pure Dominanz haben und in allen Belangen das Sagen haben will. Einige werden das schlichtweg so sehen: sie bezahlen viel Geld (und nichts anderes ist das finanzielle Aushalten), also können sie viel fordern und verlangen.
Dazu kommt, dass man für einen Sugar Daddy meistens nur zeitlich sehr begrenzt ein Subjekt der Begierde sein wird. Spätestens dann, wenn man ein gewisses Alter geknackt hat. Das kann die 30 sein oder die 40 oder vielleicht sogar schon die 25. Und wenn man "zu alt" für den Sugar Daddy geworden ist, tauscht er einen aus. Oder man läuft in Gefahr, dass eine jüngere Frau einem den Daddy madig macht und bezirzt.
Die Gefahr, dass einen der Sugar Daddy auch fallen lässt, wenn er irgendwann gelangweilt von einem ist oder was Neues will, ist auch immer gegeben. Oder wenn man mal nicht so top aussieht. Das kann schon sein, dass man aus welchen Gründen auch immer ausfällt und nicht mehr so viel Sport machen kann. Oder die Laune nicht mehr durchgehend gut ist, weil man vielleicht eigene Probleme hat.
Das Thema Sex kann auch sehr schwer sein. Vor allem dann, wenn der Sugar Daddy etwas möchte, was man vielleicht selbst nicht will. Oder wenn es dem Sugar Daddy rein um die eigene Befriedigung geht.
Wenn du überlegst, dir einen Sugar Daddy zuzulegen, solltest du das rein nüchtern sehen und dich fragen: kannst du das alles? Wie gehst du damit um? Kannst du das aushalten? Kannst du Sex mit jemanden haben, den du körperlich vielleicht null attraktiv und anziehend findest? Der vielleicht sogar recht grob mit dir umgehen kann?
Das Idealbild vom dankbaren, verständnisvollen und geduldigen älteren, reichen Herren, der sein Geld gerne für etwas Gesellschaft und vielleicht ab und zu Sex gibt, geht nicht immer auf. Und ich denke, das gibt es sehr wenig. Wenn ein Mann, der locker dein Vater oder sogar Großvater sein könnte, sich mit einer jungen und hübschen Frau schmücken und bereichern möchte, gibt es ja meistens Gründe dafür. Und die können unter Umständen ziemlich unschön sein.
Wie gesagt, es ist ein Tauschgeschäft, das häufig sehr herausfordernd ist und mit vielen Ansprüchen gespickt. Es ist wenig bis gar nicht romantisch. Und manchmal wäre dann die Arbeit bei einem Begleitservice sinnvoller. Da wird man dann auch von Seiten seiner Agentur eher unterstützt oder abgeschirmt, wenn man eine gute erwischt. Wenn man einen Sugar Daddy im Allgeingang hat, ist dies nicht gegeben. Man ist alleine auf sich gestellt.
Wenn du wenig Geld hast, verstehe ich, dass das nervt, sich im Supermarkt nicht mal einen Joghurt leisten zu können oder schon da rumzurechnen. Aber vielleicht tut es auch ein Nebenjob. Oder dass man an seiner Ausbildung feilt und seine Kompetenzen erhöht. Oder sich einen besseren Job sucht. Oder sich sagt, dass das Studium irgendwann vorbei ist. Oder die Eltern um Geld bittet, gerade wenn man noch studiert oder in der Ausbildung ist. Da gibt es wesentlich bessere Alternativen, als einen Sugar Daddy.