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Suizid meiner Freundin

nightrains

Mitglied
Nicclas , weil er Dich über alles liebt . Er würde für Dich durch die Hölle gehen . Und frag nicht ob er ein schöneres Leben ohne Dich hat . Diese Frage stellt sich gar nicht . Ich habe darüber nie nachgedacht . Klar hat Bianca oft gesagt , ich bin nur eine Last für Dich . Ich hab immer zu ihr gesagt , Mausebär , ich liebe Dich so wie Du bist . Du bist mir mit Sicherheit keine Last .
Und bitte , gehe nicht , laß ihn nicht im Stich .
 

nightrains

Mitglied
Nicclas , danke für die Tips . Naja , bis Mittag ging es so . Aber seitdem hänge ich nur rum . Hab mir wenigstens 10 mal unser Lied angehört . Gegen die Strömung von Udo Lindenberg . Da liefen die Tränen und ich hab lauthals mitgesungen . Ich weiß nicht , ob Du das Lied kennst . Aber es war bzw. ist unser Lied . Wir hatten auch gegen viele Widerstände zu kämpfen . 1. der Altersunterschied von knapp 16 Jahren , 2. ihre Behinderung durch ihre kaputte Hüfte 3. mein etwas verrücktes Aussehen in Richtung Klamotten und Tattoos . Vor 2 Jahren hat sie sich noch die Haare ziemlich extrem schneiden lassen . Wir waren stolz , wenn sich die blöden Konsummenschen über uns mokiert haben . Wir haben dann immer gesagt , guck mal wie geschmacklos die rumlaufen . Udo sprach uns mit diesem Lied aus der Seele .
 

Tyni

Mitglied
@Tyni
Danke, das hat mir wirklich gut getan!

Weisst Du, es ist ein Geschenk, wenn ein Mensch an Deiner Seite ist, der die Reife, die Geduld, Liebe, das Einfühlungsvermögen und die Menschlichkeit hat, Dich nicht auf PTBS zu reduzieren und mit Dir kämpft. Ich habe auch PTBS und einen Menschen verloren weil er mich nicht verstehen konnte. Die Kraft nicht hatte. Ich fühle mich schuldig weil ich nicht so funktioniere wie man es von mir erwartet und deshalb Menschen aus meinem Leben gehen...... Für den TE alles Gute und ganz viel Kraft.
 

nightrains

Mitglied
Hallo Nicclas , Das erste Wochenende war grausam . War zwar die letzten Wochen auch allein , aber ich hab sie ja in der Klinik besucht . Da ist das was anderes . Ich konnte sie hören , sie riechen , sie in die Arme nehmen . Am schlimmsten war gestern , also Sonntag . Zur Zeit bin ich noch auf die Tabletten angewiesen ( Bromazepam ) . Am 1. April hab ich einen Termin beim Verein für Suizidprävention hier . Die kümmern sich auch um Hinterbliebene . Mein Tattoo hat eine Bedeutung . Damit wollte ich meine Liebe zu ihr ausdrücken . Ein Tattoo ist für die Ewigkeit . So ist meine Liebe zu ihr auch . Immer und ewig . Das haben wir uns geschworen . Hab ja ein Foto von dem Tattoo in meinem Album . Sie war begeistert von meiner Idee mir das Tattoo stechen zu lassen . Da war sie auch immer ganz stolz drauf . Ich natürlich auch . Wenn Du den Wunsch auf ein Tattoo hast , dann mach es . Such Dir ein Motiv aus , was Deine Liebe zu Deinem Partner ausdrückt . Ich denke , einen besseren Liebesbeweis gibt es nicht . Da gibt es ja viele Möglichkeiten . Ich wünsche Dir , das Du die 1 Woche gut überstehst , bis ihr wieder zusammen seit .
 

nightrains

Mitglied
Danke Nicclas , Bist Du wieder einigermaßen auf dem Damm ? Am schlimmsten sind ja auch diese Stimmungsschwankungen . War heute noch beim sozialpsychatrischen Dienst . Da hab ich auch noch einen Termin nächste Woche . Hoffe , es geht dann etwas besser . Dir alles Gute .
 
Lieber nightrains,

fühl dich umarmt und …. es tut mir so leid dass du diese Erfahrung durchleben musst. Ich kenne deine Situation und wie du dich jetzt fühlst aus Eigenerfahrungen. Einfach schrecklich für die die zurückbleiben müssen. Jeder Mensch reagiert auf ein solches Erlebnis auf seine eigene Weise, was gut ist. Auf jeden Fall solltest du dir therapeutische Hilfe holen. Denn ein solches Traumata muss richtig verarbeitet werden und das schaffen die wenigsten alleine! Wichtig für dich ist das du dich mit Menschen umgibst die bereit sind dir zuhören, dich auffangen wenn du nicht mehr weiterweist und dich unterstützen auf deinem Weg zurück in die Normalität. Auch wenn du derzeit nicht glaubst das sowas wie Normalität für dich je wieder möglich sein kann. Glaube mir wenn ich sage, das ist es. Der Tag wird kommen aber es braucht seine Zeit.

Das erste Mal wurde ich mich mit dem Thema Suizid konfrontiert als mein Mann 2003 sich, nach 25 Jahren Zusammensein und einen vorausgegangen Suizidversuch, für diesen Weg entschied. Meine Welt ist aus den Fugen geraten und meine Gefühle fuhren erstmal Achterbahn als die Polizei kam um mich über seinen Freitod zu informieren. Danach habe ich emotional dichtgemacht und nichts mehr an mich rangelassen. Ich war wie innerlich erstarrt. Die einzigen Gedanken die ständig in mir kreisten waren – über das Warum und hätte ich es (nach seinem ersten Versuch) kommen sehen müssen und verhindern können. Um zeitweise abschalten zu können hat mir mein Hausarzt Beruhigungsmittel verschrieben und ich habe versucht … einfach nur den Tag (die Tage/Monate) zu überstehen. Ablenken konnte ich mich nicht wirklich da es mir wie dir ging – ich war zu dieser Zeit ebenfalls Arbeitslos. Allein Zuhause aber war es schlimm, diese Stille die in den Räumen steckte und das Wissen er wird nie wieder durch die Türe kommen – waren erdrückend. Der ganze Bürokratismus (aus dem Haus zu müssen um Amtswege usw. zu erledigen) den man als Hinterbliebener in so einem Fall dann durchlaufen muss haben mir, so komisch es klingen mag, geholfen ein Stück Normalität zu bewahren. Es hat einige Jahre gebraucht bis meine Seele bereit war sich dieser traumatischen Erfahrung und allen Gefühlen (positive und negative), zu stellen und zu beginnen mit psychologischer Hilfe seinen Suizid aufzuarbeiten.

Das zweite Mal das ich mich mit einer solchen Situation auseinandersetzen musste war im November 2014, da entschied sich eine Freundin/Arbeitskollegin zu diesem Schritt. Als wir in unserer Firma erfuhren dass sie von ihrem Mann vermisst wird kamen all die Gefühle von damals wieder in mir hoch. Sie verließ das Haus als ihr Mann schlief und hat ihrem Leben ein Ende gesetzt. Als ich das erfahren habe kamen all die Gedanken und Gefühle erneut in mir hoch. Auch wenn es sich in diesem Fall um kein Familienmitglied gehandelt hat, beschäftigt mich der Gedanke nach dem Warum und Wieso. Es wird immer wieder Tage geben an denen ich darüber nachdenke ob ich etwas daran hätte ändern können. Vom Verstand her weiß ich dass ich es, genauso wie bei meinem Mann damals, mit nichts hätte verhindern können. Trotz diesem Wissen ist in mir immer wieder mal ein leises ABER. Ein Zeichen das ich es nach all den Jahren noch immer nicht 100% geschafft habe es als das zu akzeptiert das es ist/war - ihre Entscheidung aus dem Leben zu gehen!

Dir nightrains wünsche ich die Kraft und Stärke für diesen Weg den du nun vor dir hast und hoffe das irgendwann der Tag kommt an dem deine Trauer sich legt und du die Welt wieder in einem besseren Licht siehst um dein Leben wieder aufzunehmen.

Ich hoffe dass meine Zeilen dir etwas geholfen haben bzw. helfen das Erlebte zu verarbeiten.
LG ParadiseAngel
 
Was ich noch schreiben wollte. Im Falle eines Suizids gibt es keine Schuldigen, also versuche Schuldzuweisungen und Selbstvorwürfe zu verhindern, sie erschweren die Trauer. Gib dich so wie du dich gerade fühlst. Egal welches an Gefühlen (siehe Phasen d. Trauer) du auch gerade durchlebst, stell dich ihnen und lass sie zu. Denn sie werden dir helfen mit dem Gefühlschaos, das in dir jetzt herrscht klarzukommen. Emotionen unterdrücken wird dir nicht weiterhelfen. Dein Umfeld muss jetzt auf dich Rücksicht nehmen – nicht umgekehrt! :)

Trauer läuft nicht nach festen Richtlinien ab, jeder muss seinen eigenen Weg finden mit dem Verlust seines geliebten Menschen umzugehen. Aber die unten angeführten Eckpunkte durchlaufen viele von uns auf die eine oder andere Weise.

Die Phasen des Trauerns

1. Schockphase
Verdrängung
Nicht wahrhaben wollen (”Es ist nicht wahr.” ”Sie müssen sich irren.”)
Oft ist nur geringe Informationsaufnahme möglich
Erinnerung an diese Phase ist oft verschwommen

2. Reaktionsphase
Weinen (wird mehr oder weniger offen gezeigt)
Wut, Zorn, Schuldgefühle
gegen sich und Andere
Schmerz, Angst und Depressionen
Schlafstörungen, Infektanfälligkeit
Selbstbehandlungsversuche
Alkohol, Nikotin, Tabletten!

3. Bearbeitungsphase
Trauernde bearbeiten ihr Trauma bewusst oder unbewusst
langsames loslassen des Vermissten
Erinnerungen werden erträglicher
Oft fehlt noch Sinn in Gegenwart und Zukunft
Depressionen sind möglich!

4. Neuorientierungsphase
Bande zu den Verlusten werden gelöst
Neue Bindungen werden aufgebaut
Interesse und Appetit kehren zurück
Oft neues Selbstbild
persönlich gereift

LG ParadiseAngel
 

nightrains

Mitglied
Hallo ParadiseAngel62 ,

Ich weiss gar nicht wo ich anfangen soll . Zuerst mal den herzlichsten Dank für Deine tröstenden Worte und Deine Ratgeber , obwohl Du selbst mit Deinen Erlebnissen zu kämpfen hast . Es ist sehr traurig , was Dir mit Deinem Mann und Deiner Freundin passiert ist . Ich denke , nur wer so einen schmerzlichen Verlust selber erlebt hat , kann sich in einen anderen Menschen so hineinversetzen wie z.B Du . Hab gerade wieder so eine Depriphase . Am Donnerstag hab ich endlich das erste Gespräch beim sozialpsychatrischen Dienst . Mal sehen , ob die mir etwas helfen können . Ich möchte auch wieder von den Tabletten ( Bromazepam ) runter . Was mir jetzt noch fehlen würde , wäre ein Entzug von dem Zeug . Es reicht schon , das ich wieder mit rauchen angefangen habe . Hoffe , ich schaff das nochmal damit aufzuhören . Mit Alkohol ist das ja so eine Sache . Hab mir letzte Woche einmal die Lichter so ausgeschossen , das ich nur noch heulen konnte . Den nächsten Tag ging es mir noch schlechter . Sowohl psychisch wie auch physisch . Da hab ich mir gesagt , Schluss mit der Sauferei . Und das habe ich auch getan . Ich komme sonst auch ohne Alkohol aus . Aber an dem Tag weiss ich auch nicht was los war .
Am liebsten würde ich von hier weggehen . Bin in dieser Stadt ja nicht wirklich glücklich gewesen , bis auf die Beziehung zu meiner Freundin . Ich bin ja ein Zugezogener . Freunde hab ich hier nicht . Wir haben das meiste zu zweit unternommen . Durch ihre Krankheit war sie ja auch sehr zurückgezogen . Nur als Arbeitsloser ist das finanziell leider nicht machbar . Ich hab wirklich den Drang hier wegzugehen . Sicher , Du sagst jetzt vielleicht , das wäre eine Flucht vor der Wirklichkeit . Aber tief in mir spüre ich , das es mir helfen würde .
Zur Zeit habe ich wohl Phase 2 . Am schlimmsten sind diese Angstgefühle . Beim geringsten Geräusch zucke ich zusammen . Wenn ich mal draussen bin und Schritte hinter mir höre , dann bleib ich stehen .
Auf jeden Fall haben mich Deine Zeilen etwas aufgebaut . Dafür nochmal meinen Dank . Liebe Grüsse von mir .
 
Hallo nightrains,

erstmal – gerne geschehen. Es ist gut dass du endlich einen Termin für ein Erstgespräch bekommen hast. Geh auf jeden Fall hin! Wenn man dir eine Therapie empfiehlt – dann solltest du eine solche in Erwägung ziehen und durchziehen. Wie schon erwähnt, alleine kann man so ein Traumata selten verarbeiten.

Betreffend des Bromezepan, ich weiß ja nicht welche Stärke/Dosis du täglich nimmst. Ich habe damals Lexatonil 3mg (Inhalt ist ebenfalls Bromezepan) verschrieben bekommen und täglich ¼ - ¼ - 1 eingenommen. Nach ca. 2-3 Wochen wurde das dann immer weiter runterreduziert - gewissermaßen ausschleichen.

Auch ich hatte Zeiten/Tage an dem der Gedanke an Alkohol sehr verlockend war. Und ja es ist dann auch passiert dass ich mir quasi die Kante gegeben habe. Gebracht hat es schlussendlich nichts, außer dass ich mich am nächsten Tag zusätzlich noch physisch mies gefühlt habe! Ich denke also das du einfach vergessen wolltest – nicht mehr denken und fühlen, alles vergessen wolltest und der Alkohol in dieser Stunde als Krücke gedient hat. Wie du selber gemerkt hast ist der Schuss aber nach hinten losgegangen.

Natürlich könnte man deine Überlegungen von dort wegzugehen mit Flucht vor der Wirklichkeit assoziieren. Ich habe es nicht erwähnt, aber genau das habe ich damals gemacht. Ich habe damals begonnen zu chatten und dadurch einen Mann kennengelernt. Was soll ich dir sagen, im September beging mein Mann Suizid, Mitte Oktober lernte ich den Mann kennen und Ende Dezember bin ich zu ihm nach Bayern übersiedelt – rückblickend sollte ich aber korrekterweise sagen nicht übersiedelt sondern vor meinem Leben geflüchtet. Mir kam nicht mal der Gedanke „Wie es meinem Kind geht. Wie sie das alles verkraftet?!“ Damals habe ich dichtgemacht und war zu keinem rationalen Gedanken mehr fähig. Vielleicht verstehst du wenn ich schreibe dieser Suizid hat mich regelrecht aus meinem Orbit geschleudert, ich war in einer emotionalen Ausnahmesituation.

Dieses dichtmachen und nichtakzeptieren hat sich aber nach ca. 2 Jahren gerächt. Ich fiel in ein tiefes emotionales Loch und musste Psychologische Hilfe in Anspruch nehmen – ansonsten wäre ich vermutlich, wie man so schön sagt, vor die Hunde gegangen. Seiner Vergangenheit kann man nicht davonlaufen. Man muss sich den Dingen stellen, nur so hat man die Chance auf einen Neubeginn. Aber dieser Lernprozess war hart und hat seine Zeit gebraucht bis ich das verstanden habe.

Du schreibst dass du leider noch immer Arbeitslos bist. Da ist ein Wegzug durchaus überlegenswert. Ich weiß ja nicht was dir dabei vorschwebt – wo du hin willst. Aber vielleicht findest du dort dann leichter einen Job. Was dir insofern weiterhelfen kann das du neue Perspektiven bekommst und wieder unter Menschen kommst.

Diese Angst von der du schreibst, dem zusammenzucken beim kleinsten Geräusch ist nachvollziehbar. Du bist jetzt alleine in eurer Wohnung und irgendwie ist da vermutlich der kleine Hoffnungsschimmer, das alles ein böser Traum war und deine Lebenspartnerin plötzlich wieder durch die Türe kommt. In dir leben derzeit quasi zwei Seelen – du weißt dass das Geschehene Fakt und nicht mehr zu ändern ist, bist aber noch nicht bereit es auch 100% zu akzeptieren. Bis du das kannst braucht es einfach seine Zeit und die Unterstützung eines guten Therapeuten.

Wie du lesen konntest sind sehr viele Punkte die du beschrieben hast von mir in die Tat umgesetzt worden. Nicht alles war mir dienlich aber heute denke ich dass mir diese Erfahrungen dabei geholfen haben mein Leben, wie ich es heute führe, zu kommen.

Falls du noch Fragen hast kannst du gerne schreiben. Ich kann vielleicht nicht immer sofort antworten aber wenn es meine Zeit zulässt antworte ich dir gerne.

Liebe Grüße
ParadiseAngel
 
PS. Heute kämpfe ich nicht mehr gegen diese Erlebnisse an - vielmehr versuche ich sie zu akzeptieren bzw. anzunehmen. Ich habe nur dieses eine Leben und versuche für mich das beste daraus zu machen! ;) Ich weiß nicht immer einfach aber ... machbar.

Glaub mir wenn ich sage, der Spruch "Die Zeit heilt alle Wunden!" ist wahr. Damals, wenn das jemand zu mir gesagt hätte, hätte ich es auch nicht geglaubt. Heute Jahre danach weiß ich es - es stimmt.

In diesem Sinne ...
 

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