Von Mobbing war ja hier noch gar keine Rede - Mobbing beschreibt ein systematisches dauerhaftes Ausgrenzen mit schikanösen, diffamierenden bis hin zu quälenden Verhalten der Mobber. Hier scheinen unabhängig voneinander immer wieder Ausgrenzungen durch verschiedene einander unbekannte Personen stattzufinden; der Begriff der Ablehnung passt da vermutlich eher. Vielleicht sogar einfach nur Desinteresse. Aber natürlich tut auch das weh.
So oder so: Liebe Sieben, du fragst, ob das jemand kennt. Ja, dieses Desinteresse an der Freundschaft meines Kindes gab es bei uns auch eine Zeitlang. Wir sind glücklicherweise sehr schnell darauf gekommen, was dahinter steckte - im Fall unserer Tochter war es ADHS; die Diagnose erhielten wir dann Ende des 2. Schuljahres.
Bis dahin war ich auch manchmal ratlos, dass mein in meinen Augen doch so liebenswertes Kind Probleme haben sollte, Freundschaften zu knüpfen. Ich selber hatte zwar auch nie viele Freunde, aber 3-4 waren es eigentlich durchweg, auch wenn die gelegentlich wechselten.
Als wir in der doch langwierigen Diagnose für ADHS steckten wurde ich dann auch aufmerksamer und stellte fest, dass unser Kind extrem empfindlich reagierte, wenn sie sich in ihrem Gerechtigkeitssinn gestört fühlte. Ein Beispiel: Die Kinder der Schulklasse sollte Mandalas ausmalen. Jedes Kind hatte 3 Malvorlagen. Meine Tochter hat Mandalas geliebt und sich sehr große Mühe gegeben. Qualitativ also super, allerdings ging es zu Lasten der Zeit. Die übrigen Kinder am Tisch waren mit ihren schon fertig, meine Tochter malte noch an Mandala 2. Da griff sich ein Kind ihr 3. Mandala, um es seinerseits auszumalen. Meine Tochter bekam einen Tobsuchstanfall, zum einen war es ihr Mandala und dann fühlte sie sich vorgeführt, dass sie zu langsam war. Die Lehrerin schlug sich auf Seite der anderen Schüler und meinte, man wolle doch schließlich fertig werden. Wutentbrannt sprang mein Kind auf und wollte rausrennen. Es gab wohl noch Versuche der Lehrerin, sie aufzuhalten, sie rannte aber einfach raus aufs Klo und hat dort wütend ihren Tränen freien Lauf gelassen. Sehr schwer war es dann, sie wieder zu beschwichtigen. Solche Aktionen kamen immer wieder mal vor, und die anderen Kinder reagierten wegen ihrer Impulsivität sehr befremdet. Einzig ein Junge, ebenfalls ADSler (ohne H) verstand sie - das war dann auch ihr all die Jahre ihr BFF. Dank der Medikation bekam sie dieses Verhalten, mit dem sie sich in eine Verweiflungsspirale drehte, aus der sie nicht viele Menschen wieder herausbekamen, dann in den Griff und von da an lief es auch mit den Freundschaften besser.
Sie war aber nie so mittendrin mit einem riesigen Freundinnenklumpen wie viele andere. Allerdings hat sie das auch nie vermisst, wie sie mir mal sagte - insgesamt ist sie gut akzeptiert gewesen, kam mit jedem gut aus, hatte zum Ende der Schulzeit 2 innigere Freunde. Dennoch waren selbst das andere Freundschaften als es sie zu meiner Zeit gab. Sie wollte aber auch nie mehr. Für mich ist auch das noch ein wichtiger Punkt: Als Mama muss man lernen, keine eigenen Maßstäbe anzulegen. Die Kids sind oft mit ganz anderen Dingen glücklich.
Dennoch kannst du etwas tun. Der bereits erwähnte Sportverein ist eine tolle Sache - es gibt so viele unterschiedliche Sportarten, so dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass auch für deine Tochter etwas dabei ist. Eine schöne Institution sind auch die Pfadfinder. Da geht es weniger schickimicki und nicht so oberflächlich zu. Bis zum Alter von 25 Jahren kann man da mitmachen, so dass deine Tochter noch eine gute Chance hätte, in eine Gruppe zu rutschen. Falls ihr christlich engagiert seid gibt es auch Jugendgruppen beim CVJM - mit denen war ich früher immer viel auf Achse. Meine Mutter wähnte mich beim lieben Gott in guten Händen; wir haben aber auch in irdischer Hinsicht unglaublich viel Spaß und eine schöne Zeit verlebt.
Man braucht die Schule nicht unbedingt, um Freundschaften zu schließen. Nett ist es, wenn man in den Pausen nicht alleine abhängen muss. Auf welche Schulform geht dein Kind? Falls Gymi oder Gesamtschule beginnt ja dann jetzt die Oberstufe und es kommen im neuen Schuljahr neue Kinder von den Realschulen dazu. Vielleicht findet sich da ja sogar ein neuer Kontakt.