Danke für die vielen Antworten!
Ich kann nicht auf alles eingehen, aber ich versuche mal, die meisten Fragen von euch zu beantworten.
Meine Tochter ist mit 17 Jahren bei uns noch schulpflichtig. Außerdem möchte sie selbst nicht die Schule abbrechen, sondern die mittlere Reife erreichen.
Ich hoffe sehr, dass sie das schafft, denn sie hat in vielen Fächern eine Vier und in zwei Fächern (Mathe und Physik) bekommt sie auf dem Halbjahreszeugnis eine Fünf.
Mathe ist wirklich ihre größte Schwachstelle. Ich organisierte ihr schon vor 4 Jahren eine Nachhilfe, aber es ist leider wenig erfolgreich. Meine ältere Tochter, die auf dem Gymnasium war, hat nicht die Geduld, ihrer Schwester zu helfen.
Was Physik betrifft: vor den Sommerferien sagte der Lehrer meiner Tochter doch tatsächlich, dass er ihr auf dem Zeugnis "großzügigerweise" eine Fünf statt der verdienten Sechs gebe, da sie sonst ja das Schuljahr wiederholen müsse! Sie war völlig fertig, als sie mir das erzählt hat.
In der 8. Klasse habe ich mit meiner Tochter über einen Schulwechsel gesprochen, obwohl sie dann einen wesentlich längeren Schulweg hätte. Meine Tochter wehrte sich aber dagegen, weil sie in der Klasse endlich eine Freundin gefunden hatte. Das Mädchen ist aufgrund eines Sprachfehlers auch Außenseiterin. Es freut mich, dass sich die beiden angefreundet haben, auch wenn die Eltern das Ganze mehr von der nützlichen Seite sehen. Wenn sie sich treffen, sollen sie nach Möglichkeit lernen. Der Vater begrüßte meine Tochter beim ersten Kennenlernen: "Du bist also die L....., die so schlecht in Mathe ist". Dafür ist die Freundin schlecht in Französisch.
Möglich ist, dass MEIN mangelndes Selbstbewusstsein auf meine Tochter abgefärbt hat. Manchmal gebe ich ihr aber auch Tipps, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten kann. Doch sie hat große Probleme, sich zu behaupten.
Es hat aber auch schon Situationen gegeben, wo ich mich für sie eingesetzte habe. In der 5. und 6. Klasse hatte meine Tochter eine Deutschlehrerin, die es auf sie abgesehen hatte und ihr in den Klassenarbeiten eine Fünf nach der anderen verpasste. Was meiner Meinung nach überhaupt nicht gerechtfertigt war, außer einmal, wo sie das Thema verfehlt hatte. Ich führte ganz selbstbewusst ein Gespräch mit dieser Lehrerin. Da sie aber auf ihren Standpunkt beharrte, ging ich zum Direktor. Der meinte nur, ich müsse das verstehen, die Lehrerin sei nicht verheiratet und habe wohl deswegen gewisse Defizite... Mir fiel dazu nichts mehr ein! Doch immerhin hat das Ganze seinen Zweck erfüllt. Meine Tochter hatte daraufhin in den Arbeiten immer eine Drei.
Beim Klassenlehrer habe ich die Probleme meiner Tochter mit den Lehrern und dem Mobbing natürlich auch angesprochen. Doch er wusste keinen Rat, ist selbst ein unsicherer Mensch, der Konflikte vermeiden will.
Ich glaube nicht, dass meine Tochter mit der Schulform ansich überfordert ist. Schließlich gibt es Fächer, wo sie bessere Noten haben könnte wie Geschichte, Erdkunde und Biologie, wo es vielfach um reines Lernen geht und weniger um Analysieren und Zusammenhänge verstehen. Doch sie traut sich kaum, sich am Unterricht zu beteiligen, weil einige Klassenkameraden sie bei einer falschen Antwort oder einem Versprecher sofort auslachen. Kein Wunder, dass sie immer so weitermachen, wenn kein Lehrer meine Tochter verteidigt.
Schon bald steht das Thema Berufswahl an.
Es kamen hier Vorschläge wie Einzelhandel oder Arztpraxis, aber da wäre meine Tochter in Stresssituationen total überfordert. Das ist nicht nur meine Meinung. Sie selbst sieht das auch so. Ich habe ihr geraten, sich bei der Stadtverwaltung zu bewerben, aber sie sagt, dass sie dort kein Bereich interessieren würde.
Ich arbeite in einem Altenheim und dort werden immer junge Menschen für den Bundesfreiwilligendienst gesucht. Vor allem in der Verwaltung. Das habe ich meiner Tochter jetzt vorgeschlagen und sie überlegt, ob es eine Option für sie wäre. Ich möchte sie zu nichts überreden.
So weit erst einmal.
Ich wünsche euch Allen ein schönes und friedliches Weihnachtsfest!