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Überfordert mit der Ausbildung

Kylar

Aktives Mitglied
Hallo Robienchen,
ich reiche dir mal eine virtuelle Hand, denn ich kann da zum Teil sehr gut mit dir mitfühlen.

Was ich dir hierzu gern sagen möchte:

Ich muss ertragen, dass mir gesagt wird, dass ich mich doch mehr in die Gruppe einbringen und beteiligen soll, in der Berufsschule ist es mündlich das gleiche, aber dieser Umschwung will mir einfach nicht gelingen. Ich war schon immer sehr still, seit ich denken kann.
Du bist gut, so wie du bist!
Wenn du nicht willst, dann musst du dich nicht mehr in die Gruppe einbringen und dich da beteiligen.
Wenn es dir besser tut, nur der stille Beobachter zu sein, dann versuche nicht krampfhaft dich zu verstellen, nur weil andere das gerne hätten.
Stille, introvertierte Menschen haben auch eine Daseinsberechtigung und sie sind genauso wertvolle Menschen wie extrovertierte Menschen. Es ist ungerecht, wie von so stillen Menschen immer wieder verlangt wird, sie sollten ihr ganzes Wesen ändern, um akzeptiert zu werden. Es ist alleine schon unfair, weil man sein Wesen nicht ändern kann. Und es auch nicht sollte.
Ich wünsche dir, dass du im Leben mal Menschen triffst, die dir signalisieren, dass du auch als stiller , sozial etwas unbeholfener Mensch ein toller Kerl sein kannst. Denn ich bin sicher, dass bist du und du hast ganz bestimmt Talente und gute Eigenschaften, die extrovertierte Menschen dafür nicht so haben.
Du hast ja zum Beispiel schon tolles Feedback zu deinem Handgeschick bekommen und bist da erfolgreich in deiner Ausbildung unterwegs. Wenn du dich von den Leuten, die dir erzählen, du müsstest sozial "besser" werden nicht unterkriegen lässt, dann wirst du da sicher deinen Weg machen. Als Handwerker muss man kein Entertainer sein, sondern ein gutes Produkt fabrizieren.
 

unschubladisierbar

Sehr aktives Mitglied
Wie soll dich jemand an die Hand nehmen, wenn du nicht bereit bist nach einer Hand zu greifen?
Und welche Funktion soll dann diese Person erfüllen?
Oder meinst du so etwas wie einen sozialen Betreuer und Begleiter?
 

Marisol

Sehr aktives Mitglied
die meisten Asperger-Autisten, die ich kenne, sind, nach viel Lernen und Erfahrungen, eigentlich oft super sozial und perfekt im Umgang mit Menschen,
Dann kennen wir sehr unterschiedliche Autisten. Meiner Erfahrung nach verlangt diese Anpassung dem Betroffenen ungeheuer viel ab und führt nicht selten zu Zusammenbrüchen, wenn die show vorbei ist.
Es ist sehr hart, sich ständig verstellen zu müssen.
Aber warten wir doch einfach ab, ob es hier überhaupt um Autismus geht.
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Alles was nicht das Zuhause meiner Eltern oder meiner aktuellen Wohnung ist, ist eine Bedrohung für mich und mein Kopf ist in ständiger Alarmbereitschaft/Reizüberflutet,
Das bewirkt, dass man unlocker dreinschaut, dass man nicht mehr reden kann, dass man sich sauschlecht fühlt und keiner mit einem was zu tun haben will, bzw dass man dauernd blöd angegangen wird- ein Teufelskreis. Wie wenn man die Pest hätte und stinken würde.

Robienchen, kann es nicht sein, dass man dann auch viel angespannter auf alles achtet, also wegen dem so viele Reize wahrnimmt? Oder bist du daheim auch so extrem hellhörig? Nein, nicht.

Meine Enkelin ist daheim ein ganz normales, sogar fröhliches Mädchen, aber die Erfahrungen "draussen" haben sie total meschugge gemacht. Jetzt müssen wir das irgendwie wieder in den Griff bekommen.
Man hat ihr schon sehr geholfen mit der Diagnose, denn die kann sie hinhalten, wenn wer sagt, machs, es geht nicht, ich bin Autist.

Deine Chance ist, dass die, mit denen du zu tun hast gewarnt werden müssen, mehr noch, wie bisher. Ob Vorgesetzte, Lehrherr, Betreuer, Mitarbeiter usw- jeder muss einzeln vorgeknöpft werden oder zumindestens deutlichst in Kenntnis gesetzt werden, dass du diese Schonung brauchst, die muss man dir geben. Gib praktisch eine Gebrauchsanleitung her von dir, an die müssen sich alle halten.

Du hast sicherlich deine Fähigkeiten, deine Stärken und mit diesen musst du halt dein Leben bestreiten, das ist die beste Lebensform ever, das zu machen, was einem liegt, was man mit "links" kann und das dann einbringen in die Gesellschaft, so ist es eigentlich von Gott gedacht- jeder ist seiner Art ein wichtiger Baustein für das Ganze.

Ich habe in der Schule total versagt, weil ich damals streikte, mir gings nicht gut, also Hut ab, wenn du dich da besser verhältst, als ich damals. Mein Enkerl mag auch nur das Nötigste mehr machen in der Schule, dabei...sie hat mit acht Jahren schon dicke Bücher gelesen, sich selbst Geschichten ausgedacht, die von einem echten Autor stammen können, so gekonnt formuliert und erzählt- sie muss also in diese Richtung gehen, da steckt ihr Gold drin, das ist ihre "Aufgabe" praktisch.

Du wirst diese auch finden. Vorausgesetzt, du lässt dich nicht auf Herausforderungen ein, die nicht deiner Natur entsprechen, lass dich nicht verbiegen. Du bist, wie du bist und ich habe ein Herz drunter gemacht, weil du sooooo sympathisch bist und schau selbst, alles andere als dämlich oder doof.

Du musst einverstanden sein mit dir, das ist nichts Schlechtes!! Das kann sogar sinnvoll sein, wenn man gewisse Dinge nicht zulässt- zugleich verstärkt man die anderen Dinge.

Ich lebe auch furchtbar gerne still, ich mag keine Geräusche ( Fernseher zb, oder Radio, oder Verkehrslärm usw.) da gibts dann Unruhe, wenn das da ist. Daher lebe ich dementsprechend, hab einen Ort und Platz, wo ich das ausleben darf und kann, was mir so gefällt und gut tut.

Finde du auch das alles, es braucht nur eins dafür, weitergehen, wenns nicht taugt...zuletzt bleibt das übrig, was dann schmeckt. Lass dich nicht abhalten von gut leben, wie auch immer das ausschaut, das ist nun mal individuell verschieden. Was Partnerschaft betrifft- du hast gesehen, es gibt Menschen, die nicht Hilfe rufen, wenn du neben ihnen bist und du auch nicht, wenn sie neben dir sind. Glaub ja nicht, die sind selten. Zu denen musst du dich halt gesellen, die wissen, wie du tickst und damit ganz normal umgehen können...siehe meine Kleine.. da gibts nichts, was nicht passt, sie ist total okay, wie du ja auch.
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Nochmal...neben Menschen, bei denen du dich geborgen und sicher fühlst, neben jenen gehts dir doch gut. Daher.... sobald du diesen enormen Stress spürst, dann liegts wohl nicht an dir, sondern wie sie sind.

Du musst dich nicht mit anderen abgeben, du bist entschuldigt. ( zb diese Ausflüge und Feiern, oder Fragestunden etc.) liefere dich nicht aus, du magst das nicht, pasta. Soll sie sich fügen, nicht du. Das werden sie gerne machen, wenn sie Bescheid kriegen, solange, bis sie das kapiert haben.

Du sagst selbst, deine Aufgaben ( die Werkstücke bearbeiten zb) die kannst du. Ob du da nicht alleine wegen dem froh sein kannst, weil du ein guter Rechner bist, offenbar genau arbeiten kannst, auch den schulischen Stoff kapierst? Du kannst praktisch wegen dem schon sorgenfrei über die Zukunft nachdenken. Es gibt welche, die genau solche Mitarbeiter benötigen, du deckst das dann ab.

Ich decke den Bedarf an verschiedenen nützlichen und brauchbaren Dingen ab und lebe gut davon und das war eigentlich von klein weg deutlich, das ist mein Spezialfach. ich dachte immer, das ist so leicht... aber, nicht für jeden. Bist du hier, um dich mit schwierigen Leuten zusammen zu bleiben? Oder etwas zu machen, was nicht deins ist? nein.. das wäre Selbstschädigung.

Viel mehr kann ich auch nicht sagen, als...bleib, wie DU bist, die anderen gibts schon.

Bist du nicht neugierig, was du mal machen wirst? Wäre ich, wenn ich an deiner Stelle wäre.
 

Robienchen

Neues Mitglied
Wäre es möglich direkt in einem Betrieb eine Ausbildung an zu fangen?
Es werden doch dringend Azubis gesucht?
Ich könnte auf den ersten Arbeitsmarkt keinen Fuß fassen. Zwar habe ich es nie probiert, aber im Berufsbildungswerk komme ich schon an meine Grenzen. Geplant sind sogar 2 Stunden weniger pro Tag, um mich ein wenig zu entlasten. Aber erst nach den 3 wöchigen Maschinenkurs und nach dem einmonatigen Praktikum in einer Schreinerei. (Hilfe!!) Ich brauche den Anschluss im Autismus Coaching und der Gesprächsgruppe Autismus. Ich bin erst letztes Jahr darauf diagnostiziert worden und fühl mich dementsprechend hilflos in allem.
 

Robienchen

Neues Mitglied
Machst du jetzt grade eine Therapie?

Wenn du im Internet googelst nach...Psychotherapie suchen oder finden....findest du Listen mit freien Therapie Plätzen.

Es gibt auch online Therapie .
Deine Probleme werden mit der Vergangenheit im Zusammenhang stehen.
Nein, ich bin nur im Berufsbildungswerk in einer Gesprächsgruppe für Autismus und beim Autismus Coaching. Meine Eltern haben sich darum bemüht einen Therapieplatz für mich zu finden und ich weiß nicht so recht, was der aktuelle Stand der Dinge ist. Ich denke es heißt abwarten, da alle Unterlagen hin beziehungsweise zurückgeschickt wurden. Ich habe große Angst zu telefonieren und Online Therapie steht auch nicht zur Debatte. Meiner Erfahrung mit Therapieplätzen waren folgende. Meine Eltern hatten 99 absagen oder Wartezeiten von 6 Monaten und darüber hinaus. Nur eine einzige Therapeutin konnte mir einen freien Therapieplatz gewähren, weil sie mich davor geschoben hat. Frei war ein Platz nie, nicht mal in Psychiatrien, die mir bis heute Albträume bereiten.
 
Zuletzt bearbeitet:

Robienchen

Neues Mitglied
Wie soll dich jemand an die Hand nehmen, wenn du nicht bereit bist nach einer Hand zu greifen?
Und welche Funktion soll dann diese Person erfüllen?
Oder meinst du so etwas wie einen sozialen Betreuer und Begleiter?
Alles was ich im Leben bereits getan oder erreicht habe, dass habe ich für andere getan. Still und heimlich finde ich das Leben anstrengend, die meisten Menschen langweilig und doof und das einzige was interessant ist, ist das nicht von Menschen geschaffene. Irgendwie ist trotzdem dieser Trieb von Selbsterhaltung nicht gänzlich verschwunden. Mein Schulabschluss und die Ausbildung habe ich nur geschafft und begonnen, in dem ich eine Person in meinem Leben hatte, die mich geliebt hat und mir Sicherheit gegeben hat. Wenn etwas nicht geklappt hat, dann stand ich nicht alleine da. Freundschaft hat sowas nie ausgelöst. Ich kann auch gar nicht mehr sagen, wie sich Freundschaft anfühlt. Das ganze ist schon 8 Jahre her, als ich mich zuletzt freundschaftlich mit jemanden verabredet habe, naja, dann auch nur in der Schule, wo man sowieso hingehen musste. Ich weiß nicht warum ich das geschrieben habe. Ich wollte damit kein Fass aufmachen. War mehr unüberlegt und emotional.
 

Robienchen

Neues Mitglied
Dann kennen wir sehr unterschiedliche Autisten. Meiner Erfahrung nach verlangt diese Anpassung dem Betroffenen ungeheuer viel ab und führt nicht selten zu Zusammenbrüchen, wenn die show vorbei ist.
Es ist sehr hart, sich ständig verstellen zu müssen.
Aber warten wir doch einfach ab, ob es hier überhaupt um Autismus geht.
So fühle ich mich auch wie du es beschreibst @Marisol und ja, es geht unter anderem auch um Autismus. Nebenbei kämpfe ich noch mit Depressionen und einer sozialen Phobie
 

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