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Überforderte Alleinerziehende

nikbone

Mitglied
Also nein, es geht nicht um mich, bin selbst ein alter Mann, der seine Ruhe genießt.
Eine Freundin von mir ist 26 Jahre alt, hat zwei Kinder (6j, 10mon) und sich vor drei Monaten von ihrem Freund und Vater der beiden Kinder getrennt (aber das ist eine andere Geschichte), lebt jetzt mit den Kindern in einer großzügigen Wohnung, finanziell zwar knapp, aber da hat sie Unterstützung.
Das Problem ist, dass das Baby natürlich noch nicht durchschläft und der Junge gerade eingeschult ist und ihr der Alltag mit unbefriedigtem Schlafbedürfnis über den Kopf wächst. Befürchtung ist, dass sie beiden Kindern nicht gerecht wird und ihre Nerven durchbrennen. Ihre Mama kommt zwar gelegentlich, aber die ist auch berufstätig und wohnt nicht nebenan.
Situation ist nicht total prekär, aber welche Möglichkeiten der Entlastung sind denkbar?
Suche gerade nach Betreuungsangeboten für Schulkinder (die ja viel mit gleichaltrigen spielen sollten).
Andere Alleinstehende zur gegenseitigen Hilfe organisieren? Keine Ahnung, hab diese Phase mit kleinen Kindern lange hinter mir 🤔
 

Zebaothling

Sehr aktives Mitglied
Grundsätzlich gibt es kostenpflichtige Entlastungen ( Kinderbetreuer/ Reinigungspersonal/ Freizeitaktivitäten ....etc.
oder es gibt unbezahlte Angebote , Gruppen Alleinerziehender und auch Netzwerke

Grundsätzlich wäre es wohl auch denkbar ihr einen Coach an die Seite zu stellen, der die Alltagsbewältigung mit ihr plant und umsetzt bis sie alleine laufen kann.

Manche Menschen sind eher behütet aufgewachsen , mussten sich nie wirklich fordern, haben nicht wirklich den Biß fürs Leben gefunden und sind so eher in einer Situation wo sie sich überfordert fühlen , warum , weil sie es von sich nicht kennen überfordert zu sein.

Genauso wie eine Unterforderung schadet schadet auch eine Überforderung es ist wie beim Laufen , wenn Du nie läufst , weißt Du nicht wieviel Puste Du hast......

sie wird finanziell unterstützt - das ist doch schon mal existenziell wichtig - aber sie hat nicht den Schneid zu sagen " Unterstützung brauche ich nicht " das zahle ich selbst ....da ist also auch noch " Nachbesserungsbedarf , wenns um die eigene Verantwortung geht , deshalb ist vielleicht so ein Coaching gar nicht falsch.....dann lernt sie die Überforderung ( Probleme) in sinnvolle und interessante Aufgaben( Herausforderungen ) umzuwandeln und wächst an der Situation.
 

Greylady

Aktives Mitglied
Eine Möglichkeit wäre das größere Kind in der Schulbetreuung anzumelden , dort werden auch Hausaufgaben gemacht und es gibt Mittagessen.
Das jüngere Kind im Kindergarten anzumelden , wäre die nächste Möglichkeit oder es zu einer Tagesmutter zu bringen .
Aber auch da müsste die Mutter früh 2 Kinder soweit anziehen und versorgen um dann dort pünktlich aufzukreuzen.
Klingt nicht danach , dass sie das auf die Reihe bekommt .
Nächste Möglichkeit wäre , den Haushalt zu optimieren und die täglichen Abläufe zu verbessern
Frühstück vorbereiten
Kleidung abends herauslegen
Bei 2 so jungen Kindern mit verschiedenen Tagesabläufen muss man eben seine eigenen Bedürfnisse eine Zeit lang hintenanstellen .
Wichtig ist , dass das ältere Kind gut den Schultag bewältigt, Grundschul Lehrer merken schnell wenn etwas nicht rund läuft .
Vergessenes Turnzeug , kein Pausenbrot sind da oft die ersten Anzeichen .

Auch Du als Freund konntest doch unterstützen, indem Du das Kind und die Schule bringst und abholst .
 
G

Gelöscht 130570

Gast
Hey, danke für die ersten Gedanken. Hab als zweiten Schritt recherchiert und gefunden, dass es bei ihr gleich nebenan ein Familienzentrum der EVA gibt. Da geht sie jetzt nächste Woche hin. Bin sicher, dass die ein paar gute Angebote haben und auch Leute, die wissen, wie man sie noch entlasten kann.
Das würde mich total freuen. Ich drücke die Daumen! Danke dir nochmal, dass du für sie da bist. Solche Menschen wie dich braucht die Welt.
 

Zitronentorte

Aktives Mitglied
Ich fühle mit. Hab eine liebe Kollegin, der es ähnlich geht, immer am Limit, die Kinder sind inzwischen 12 und 4. Das, was sie am meisten vermisst, sind mal ein paar Stündchen nur für sich.

Was mir noch einfällt: was ist mit dem Vater der Kinder? Der sollte vielleicht auch mal in die Pflicht genommen werden und ne Runde mit dem Kinderwagen schieben oder Hausaufgaben mit dem Großen machen, ihn von der Schule holen etc.
 

Mond-Wind

Aktives Mitglied
Ja, das ist anstrengend.

Ich würde auch das ältere Kind in der Nachmittagsbetreuung der Schule, falls es so etwas gibt, anmelden.

Den Alltag durchorganisieren. Schlafen, wenn das jüngere Kind schläft.

Und ganz wichtig, die eigenen Erwartungen an sich selber als Mutter herunter schrauben. Ich dachte anfangs auch, ich muss alles perfekt auf die Reihe bekommen. Haushalt, Kinderbespassung, Kinderkurse etc. Es lief ab dem Zeitpunkt, ab dem ich akzeptiert habe, dass ich nicht perfekt sein muss. Ich gab (und gebe) mein Bestes. Und wenn das halt auch mal geheißen hat, dass die Wäsche zwei Tage liegen geblieben ist, was solls. Kinder sind mit einer entspannten Mutter besser bedient als mit einem perfekten Tagesablauf.

Kaum eine Frau ist die perfekt gestylte Mutter, in einem perfekten Haushalt mit super Laune, wie uns Instagram vorgaukeln will.
 

Pfefferminzdrops

Aktives Mitglied
Ich fänd es auch noch wichtig, dass diese Freundin sich Möglichkeiten zum Austausch mit anderen Alleinerziehenden (egal ob Frau oder Mann) in ähnlicher Situation schafft. So viele - ich nenn es mal - Geheimtipps und Tricks erfährt man über Mund-zu-Mund-Propaganda. Außerdem baut man sich so ein Netzwerk auf, das sich gegenseitig unterstützt (bei Krisen wie Krankheiten, Probleme in Trennungsprozessen), aber auch zusammen etwas unternimmt. Es ist z. B. etwas völlig anderes, ob ich alleine in meiner Mutterrolle mit meinen 2 Kindern in einen Freizeitpark gehe oder ob ich das in einer Gemeinschaft tue, in der ich mich auch als Erwachsene wahrgenommen fühle und den Besuch auch genießen kann. Das eine kostet Kraft, das andere gibt einem Kraft und vor allem schöne Gefühle.

Wenn es im Ort kein entsprechendes Angebot gibt (ich würde mal unter Alleinerziehend Foren und dem Ortsnamen googeln), dann kann man das auch selber aus der Taufe heben. Mag zu Anfang sogar den Stress etwas erhöhen, aber was man heraus bekommt ist das oft wert.

Es hilft auch, sich vor Augen zu führen, zu verinnerlichen und zu akzeptieren, dass Kinder in so jungem Alter einfach stressig sind, dass diese Phase aber endlich ist. Licht am Ende des Tunnels - und sei es auch noch ein paar Jahre entfernt - hilft dabei, stressige Phasen besser zu überstehen.

Hilfreich ist dabei auch, an seinem eigenen Mindset zu arbeiten, ggfs. verfestigte, weil gelernte Gewohnheiten zu verändern, großzügiger zu sein mit sich selber und ein bisschen resistenter zu werden gegenüber Menschen, die kritisieren, wofür man sich selber entschieden hat. Man ist nur für sich selber und seine kleine Familie verantwortlich - leider achtet man viel zu sehr darauf, was andere denken.

Ich mache das gerne mal an einem Beispiel deutlich: Als ich junge Mutter war (ich war zwar nicht getrennt, aber doch phasenweise alleinerziehend da mein Mann unter der Woche im Ausland und nur am Wochenende zu Hause war) hab ich gemerkt, dass vieles, was ich bisher super im Griff hatte, plötzlich nicht mehr so klappte. Ständig lag irgendwo etwas herum, die Bügelwäsche stapelte sich und ich war echt genervt. Ich war dann eines Tages bei einer benachbarten Freundin mit einem älteren Kind und einem Baby und die hatte ein Schild in ihrem Eingangsbereich "Das ist keine Unordnung. Hier liegen nur überall Ideen herum" oder so und eines, das darauf verwies, dass Kinder im Haushalt leben und man dieses Familienleben durchaus auch optisch und atmosphärisch wahrnehmen wird. Den genauen Text weiß ich nicht mehr. Das hat mir dann noch einmal vor Augen geführt, dass der Fokus in meinem Leben jetzt ein anderer ist als vor der Geburt, vor allem aber auch, dass das okay ist und ich dazu stehen muss. Ich bin mit der Zeit dann entspannter geworden, hab mich mit Unordnung (nicht gleichzusetzen mit Dreck) arrangiert und mir gesagt, dass es doch eigentlich völlig egal ist, wenn mein Haushalt nicht perfekt durchorganisiert ist. Kritikern wie z. B. meiner Mutter habe ich dann die Tür zu unserem Hauswirtschaftsraum geöffnet und gezeigt, wo das Fensterputzzeug steht und dass sie sich gerne austoben darf. Nach und nach verstummten diese Stimmen und ob noch Gedanken übrig blieben war mir dann egal.

Und was mir auch geholfen hat war Lektüre zur kindlichen Entwicklung, wann was zu erwarten ist an Fähigkeiten, aber auch Schwierigkeiten. Besonders bewährt hat sich das in meinem Fall bzgl. der Pubertät, in die Kinder heutzutage ja immer früher hineinkommen. Wieviele Eltern sind mit dem Latein am Ende, verzweifeln, sind ratlos, weil sie das Gefühl haben, die Kinder entgleiten ihnen oder sie entwickeln sich völlig falsch. Gut informiert kommt man viel entspannter durch solche Phasen und macht sich weit weniger Stress. Bei uns hat diese entspannte Haltung, die ich niemals gehabt hätte, wenn ich mich nicht zuvor aufgeschlaut hätte, zu einer richtig tollen Pubertät geführt und bis heute haben wir ein wirklich sehr inniges Mutter-Kind-Verhältnis.
Neben der Pubertät eignen sich viele andere Themen dafür, einem Stress zu machen. Da geht es um Entwicklungsstände "Was? Dein Kind kann dieses oder jenes noch nicht", das Verhalten im Kindergarten in Trotz- und Fremdelphasen etc. etc. Wenn du dann Hintergründe kennst und von Erfahrungen anderer weißt, wie sie mit solchen Situationen umgegangen sind, ist das wirklich hilfreich.

Ach ja, was mir da auch oft geholfen hat war . Ein tolles Forum für alle Fragen rund um das Elterndasein, bei dem sogar Hebammen und Erzieher immer mal wieder wertvollen Input gegeben haben. Ich bin ein Foren-Fan, da ich finde, da man sich unter Wahrung der Anonymität auch bei unliebsamen Themen viel eher öffnen und offen sprechen kann.

Vielleicht kannst du davon ja etwas für dich verwenden. Kann mich nur anschließen und freue mich für deine Freundin, dass sie einen so engagierten Ratgeber an ihrer Seite hat. Bleib an ihrer Seite - mit deiner jahrelangen Erfahrung wirst du ihr auch in vielen anderen Themen wertvolle Tipps geben und eine Bereicherung sein können.
 

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