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Gast
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Ich werde deinen Verlust jetzt nicht herunterspielen. Ihr wart doch zumindest fähig eine Freundschaft zu führen. Wenn aus meinem "Umfeld" jetzt jemand sterben würde, wäre ich vielleicht über die Umstände leicht schockiert, aber würde sonst mit den Schultern zucken. Du bist daher 100x menschlicher als ich es jemals sein werde.Meine Freundin hat es vor vier Jahren auch so gesehen, dass ihre Depression stärker war als ihr Wille und sie hat Selbstmord begangen. Ich habe das irgendwie verstanden und nur gedacht "Gut, jetzt ist sie frei", sie selbst (oder die Krankheit in ihr) hat es sich so gewünscht.
Weil es diesen Weg nicht gab. Ganz einfach.Ich hatte das Gefühl aus den Gesprächen heraus, sie hat das Leben als Bürde empfunden, indem sie ungefragt auf die Welt geworfen wurde und dann schauen musste, wie sie damit zurecht kommt. Dann hatte sie selbst sogar noch die Mühe, es zu beenden, weil sie sich dagegen entschieden hat, weiterzumachen. Auch sie hat Medikamente genommen, zum Schluss sehr viele, es hat nichts geholfen. Sie hat sogar noch Familie und Freunde gehabt, die sie unterstützt haben, aber sie hat den Weg vor sich einfach nicht gesehen.
Das mag sein.Man ist seinem Leben nur selbst verantwortlich und wenn es eben nicht sein soll, dann ist es gut. Andererseits muss Depression wirklich auch als eine Krankheit begriffen werden, die dem Gehirn einen Film vorspielt, den es zu leben glaubt. Es ist nicht die Realität. Depression ist wirklich ernst zu nehmen und sicher nicht einfach mit Gesprächsrunden oder oberflächlichen Tipps zu heilen. Den Schalter zu erwischen, um es umzudrehen, ist sehr schwer, besonders wenn dieser gut versteckt ist. Die Kunst ist eben, den Menschen bzw. diesen Schalter darin genau dann zu berühren. Das kann auch durch eine Kleinigkeit geschehen, die anderen unbedeutsam erscheint, demjenigen aber sehr wichtig ist.
Es gibt keinen Schalter der mein kaputtes Hirn plötzlich repariert. Vielleicht gibt es sowas bei anderen Menschen.Dazu muss man sich eingehend und respektierlich mit der Person beschäftigen und auch mal still da sein, wenn nichts geredet oder getan werden muss und der Schalter gerade aktiv ist. Eigentlich wünsche ich dir so jemanden oder auch etwas. Einer Bekannten hat ein Pferd geholfen, Plötzlich hatte sie die Aufgabe, für jemanden da zu sein und es war jemand, der sie nicht genervt hat. Das hat ihr sehr geholfen und es hat sich langsam gebessert, Schritt für Schritt.
Schau mal, ich bin meine Krankheit und dieses "alles Liebe" gehört für mich in eine Kategorie wie "Alles gute zum Burzeltag" oder "Du bist gut so wie du bist". Etwas was ich kategorisch ablehne.Ich wünsche dir also unbekannterweise alles Liebe und einen Schalter-Umleger, auch wenn es dir oder deiner Krankheit sicher egal sein wird.
Ich würde mir eine multipolare Welt mit Millionen von Splittergruppen wünschen die sich alle gegenseitig hassen.