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Verhaltenstherapie bei Trauma sinnvoll?

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Hallo! Auch ich bin derzeit auf der Suche nach der passenden Klinik zur Verarbeitung einzelner traumatischer Erfahrungen für mich. Nun lese ich auf einigen Seiten von möglichen Kliniken, dass bezüglich traumatischen Erlebnisse die Verhaltenstherapie angewendet wird. Ich persönlich habe meine Zweifel, dass bei schwerwiegenden und vielleicht lange zurückliegenden traumatischen Erfahrungen die Verhaltenstherapie zur langfristigen Verbesserung des Patienten führt. Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren. Wie steht ihr zu meiner Frage? Hat hier jemand schon Erfahrungen mit der Verhaltenstherapie gemacht?
 
Hallo,

vor kurzem erst machte ich eine Verhaltenstherapie (ambulant) wegen einer PTBS. Nach über einem Jahr Therapie war ich beschwerdefrei 🙂 Mir hat es also sehr gut geholfen. Sicher hilft es nicht jedem und wahrscheinlich auch nicht so schnell wie bei mir. Du kannst es nur versuchen. Was hast du schon zu verlieren?
 
AW: Re: Verhaltenstherapie bei Trauma sinnvoll?

Hallo,

vor kurzem erst machte ich eine Verhaltenstherapie (ambulant) wegen einer PTBS. Nach über einem Jahr Therapie war ich beschwerdefrei 🙂 Mir hat es also sehr gut geholfen. Sicher hilft es nicht jedem und wahrscheinlich auch nicht so schnell wie bei mir. Du kannst es nur versuchen. Was hast du schon zu verlieren?

Hallo! Es freut mich, dass die Verhaltenstherapie bei dir geholfen hat. Ich habe jedoch Angst, dass diese Form der Therapie nicht wirksam ist und ich dadurch Zeit verliere. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Verhaltenstherapie bei beispielsweise Sexuelle Gewalt hilft. Ich habe Bedenken und kann mir nicht vorstellen, dass man mit der Verhaltenstherapie in die Tiefe gehen kann. Muss man nicht eigentlich den Auslöser der Beschwerden und Belastungen angehen, damit sich diese "auflösen" und eine Besserung des Patienten eintritt?
 
Re: AW: Re: Verhaltenstherapie bei Trauma sinnvoll?

Hallo! Es freut mich, dass die Verhaltenstherapie bei dir geholfen hat. Ich habe jedoch Angst, dass diese Form der Therapie nicht wirksam ist und ich dadurch Zeit verliere.
Irgendwo wirst du aber anfangen müssen. Die Garantie, dass es hilft, kann dir natürlich keiner geben. Ich sag es mal so: Wenn es nicht hilft, bist du immerhin an Erfahrung reicher geworden.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Verhaltenstherapie bei beispielsweise Sexuelle Gewalt hilft. Ich habe Bedenken und kann mir nicht vorstellen, dass man mit der Verhaltenstherapie in die Tiefe gehen kann. Muss man nicht eigentlich den Auslöser der Beschwerden und Belastungen angehen, damit sich diese "auflösen" und eine Besserung des Patienten eintritt?
Googel doch mal nach Traumatherapie. Da findest du einige Artikel, wo gut beschrieben ist, wie sowas abläuft. Du kannst auch in einem Vorgespräch bei der Klinik deiner Wahl entsprechende Fragen stellen.
 
AW: Re: Verhaltenstherapie bei Trauma sinnvoll?

Hallo! Es freut mich, dass die Verhaltenstherapie bei dir geholfen hat. Ich habe jedoch Angst, dass diese Form der Therapie nicht wirksam ist und ich dadurch Zeit verliere. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Verhaltenstherapie bei beispielsweise Sexuelle Gewalt hilft. Ich habe Bedenken und kann mir nicht vorstellen, dass man mit der Verhaltenstherapie in die Tiefe gehen kann. Muss man nicht eigentlich den Auslöser der Beschwerden und Belastungen angehen, damit sich diese "auflösen" und eine Besserung des Patienten eintritt?

Als Laie und spontan würde ich sagen, dass eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie für dich hilfreicher sein könnte als bspw. eine kognitive Verhaltenstherapie. Meine eigenen Probleme sehe ich eher "an der Oberfläche", nicht "in der Tiefe", weshalb ich mich vor einiger Zeit für eine Verhaltenstherapie entschieden hatte.

Du hast ja ein paar "Freischüsse", also diese probatorischen Sitzungen. Näheres darüber, welche Therapieform oder auch Therapeut für dich passend ist, erfährst du wahrscheinlich am Besten im persönlichen Gespräch mit einem Therapeuten.

Alles Gute wünsche ich dir.
 
Also in meinem Fall geht es um mehrfachen Sexuellen Missbrauch in der Kindheit. Also Geschehnissen, die mittlerweile über 20 Jahre zurückliegen und nun zum Vorschein kommen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass zur Aufarbeitung eine Verhaltenstherapie ausreicht. Montag rufe ich in der betreffenden Klinik an und lasse mich beraten.
 
Also in meinem Fall geht es um mehrfachen Sexuellen Missbrauch in der Kindheit. Also Geschehnissen, die mittlerweile über 20 Jahre zurückliegen und nun zum Vorschein kommen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass zur Aufarbeitung eine Verhaltenstherapie ausreicht. Montag rufe ich in der betreffenden Klinik an und lasse mich beraten.
Was glaubst du denn, was dir besser helfen könnte?
Im Grunde ist es egal, was du für ein Trauma erlitten hast und wie lange es zurück liegt. Fakt ist: Verhaltenstherapie ist bei Traumata die erste Wahl, weil es erwiesener Maßen am besten hilft. Es kann jedoch sein, dass dir z.B. eine tiefenpsychologische Therapie besser helfen könnte, weil du damit besser zurecht kommst. Kommt eben auch darauf an, was du mit der Therapie bezwecken willst. Wenn es dir nur um das Wieso, Weshalb und Warum und das darüber reden geht, dann mach eher tiefenpsychologische Therapie.
 
Hallo! Auch ich bin derzeit auf der Suche nach der passenden Klinik zur Verarbeitung einzelner traumatischer Erfahrungen für mich. Nun lese ich auf einigen Seiten von möglichen Kliniken, dass bezüglich traumatischen Erlebnisse die Verhaltenstherapie angewendet wird. Ich persönlich habe meine Zweifel, dass bei schwerwiegenden und vielleicht lange zurückliegenden traumatischen Erfahrungen die Verhaltenstherapie zur langfristigen Verbesserung des Patienten führt. Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren. Wie steht ihr zu meiner Frage? Hat hier jemand schon Erfahrungen mit der Verhaltenstherapie gemacht?

Die hilft gut bei Angst oder Depressionen, bei Trauma wohl die schmerzhaften und intrusiven Verhaltens- und Denkmuster zu verändern.
Dazu setzt man Entspannungstechniken und Expositionstechniken ein.
Meist hilft die Psychodynamische Psychotherapie: Hier versucht man - neben der Vermittlung von Bewältigungsstrategien, Entspannungstechniken und der Aktivierung von Ressourcen - die persönlichen Werte eines Menschen zu ergründen und festzustellen, wie Verhalten und Erleben während des traumatisierenden Erlebnisses diese beeinträchtigt hat.
Die Trauma Bearbeitung erfolgt durch ein strukturiertes, dosiertes und kontrolliertes Wiedererleben zentraler Aspekte des Traumas.
Dadurch wird der Verarbeitungsprozeß der traumatischen Erlebnisse weiter fortgesetzt, die Speicherung der Traumata im Gehirn verändert sich, durch Wiedererleben kommt es zur Integration dieser Erfahrungen in die Gesamtpersönlichkeit.
Es entwickelt sich wieder mehr Selbstvertrauen in die eigene Person und die eigenen Fähigkeiten.
DIPT - Deutsches Institut für Psychotraumatologie
 
Also zunächst geht es mir darum, die schweren Belastungen und Beschwerden, vor allem die Selbstmordgedanken, zu minimieren. Ich weiß zwar nicht, ob dies möglich ist, aber irgendwann soll es so sein, dass mir der Typ auf gut Deutsch sch*** egal ist und ich bestenfalls arbeiten gehen kann. Dies ist mein großer Wunsch.
 
Eine Verhaltenstherapie ist nicht auf die Behandlung von Traumata ausgelegt und das aus 2 Gründen:

1. Verhaltenstherapie dient dazu psychiatrisch auffällige Verhaltensweisen, die durch eine psychische Störung verursacht werden, zu korrigieren.
Eine Traumafolgestörung ist keine psychische Störung, sondern eine höchst natürliche Reaktion auf unnatürliche Erlebnisse.
Würde man nun das Verhalten anpassen, würde man lediglich die nach außen sichtbaren Folgen therapieren und somit die Verdrängung und Isolation der traumatischen Erfahrung fördern, nicht aber die Aufarbeitung und Integration in das Bewusstsein.

2. Verhaltenstherapie arbeitet sehr häufig mit Konfrontationstherapie, welche bei Angststörungen sehr wirksam sein kann, bei falscher Einschätzung durch den Therapeuten aber sogar hier überhaupt erst zur Bildung eines Traumas durch Schock führen kann.
Bei ihr werden die Betroffenen einer Angst so lange ausgesetzt, bis sie die Grenze des Erträglichen überschreitet und das teilweise sehr massiv.

Konfrontationen eines Traumapatienten mit Trauma oder Trigger bis über diese Grenze hinaus führt nur zu einer Sache: Retraumatisierung.
Dadurch verschlimmert sich die Symptomatik enorm oder sie unterbricht sich durch Dissoziation und Verdrängung - und tritt dann zu einem späteren Zeitpunkt umso stärker wieder auf.


Ich selbst hatte traumatische Erlebnisse in der Kindheit und wurde ein Jahrzehnt lang mit Verhaltenstherapeutischen Ansätzen "zwangsbehandelt", da meine Eltern die Therapeuten aussuchten und diese Versprechen von großen Erfolgen machten, obwohl es nur zu wiederholter Retraumatisierung kam.


Traumatherapie beinhaltet immer entweder psychoanalytische oder tiefenpsychologische Ansätze, in drei Phasen (Stabilisierung, Aufarbeitung, Integration) und wird (außer der Stabilisierungsphase) ambulant in Gesprächstherapie durchgeführt;
Oder Techniken wie EMDR, die physisch wirken.

Zu den Phasen:
Stabilisierung dient der Beruhigung des Patienten. Dabei werden Techniken vermittelt, um zB Flashbacks & Alpträume zu unterbrechen und einen stabilen, regelmäßigen Alltag wiederherzustellen.

Aufarbeitung, dient der Bewusstmachung des Traumas. Eventuell abgespaltene und verdrängte Erinnerungen (durch Dissoziation zB) werden herausgearbeitet. Mit bereits bewussten Erinnerungen wird gearbeitet, sie werden zB immer wieder durchgesprochen oder aufgeschrieben, bis der Patient sie begreift und damit umgehen kann. Trigger und Flashbacks vermindern sich in dieser Zeit.

Integration dient der Akzeptanz des Traumas, als Teil der Vergangenheit.
Hier lernt der Patient mit der Erfahrung bewusst umzugehen und sie als *wirklich* vergangen wahrzunehmen, als etwas, das vorbei ist und einen extremen Ausnahmezustand darstellt.
Er lernt mit dem Trauma zu leben.



Wenn man sich diesen Aufbau ansieht, dürfte eigentlich deutlich werden, weshalb reine "Umerziehung" in Form von Verhaltenskorrigierender Therapie keine dauerhafte Lösung zur Bewältigung eines Traumas darstellt.

Der Fachwelt ist dies durchaus bekannt und bewusst.
Weshalb es trotzdem immer wieder Psychotherapeuten gibt, deren Ausbildung zum Verhaltenstherapeuten eigentlich nicht ausreicht, um eine Traumatherapie durchzuführen, die aber trotzdem Traumata behandeln, ist mir teilweise schleierhaft.
Vermutlich wegen dem hohen Mangel an Fachkräften in Deutschland, um zumindest eine "Erstversorgung" zu bieten.

Dann sollten sie sich allerdings meiner Meinung nach eher auf konkrete Stabilisierung konzentrieren und nicht mit unangemessenen Therapieformen weiteren Schaden produzieren.
Es wäre wünschenswert, dass sie betroffene Patienten möglichst schnell an spezialisierte Kollegen weiterleiten.
 

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