Warum so "verkopft"?

Ja, warum eigentlich so "verkopft"?
Ich hoffe, dass Ihr mir nicht böse seid, wenn mich eine Frage beschäftigt.

Ich selber habe aus gesundheitlichen Gründen (schwerste Behinderung) gar keine Erfahrung was Liebe und Körperlichkeit betrifft. Aber natürlich hatte ich Fantasien darüber wie es sich anfühlen würde, und ja - ich spürte Sehnsucht nach wenigstens einem Krümel erwachsener Zuneigung.

Ich merke aber immer mehr, wie sehr meine Vorstellungen von der Lebensrealität vieler Menschen abweicht.

In meinen Träumen gleicht die Liebe dem Gefühl, welches ich als Kind hatte, wenn ich durch den Garten meiner Großeltern lief, und hunderte Farben, Gerüche, Eindrücke auf mich einströmten, von Moos, Regen, Äpfeln, bis ich ganz am Ende - gleich hinter dem alten Holzfass - einen Strauch mit den süßesten Brombeeren erspähe, die man sich nur vorstellen kann.

Ich bin frei und gerne hier. Ohne auch nur einen Gedanken an eine Sinnhaftigkeit zu verschwenden. Meine Hände berühren das nasse Gras.

In meinen Träumen ist die Liebe kein Gesetz, sondern Fühlen, Riechen, Schmecken -
eine vertraute Hand auf meiner Wange während der Regen gegen das Fenster prasselt, eine Million Galaxien entfernt vom Rest der Welt.

…

Was ich dann über die Realität lese, oder all das was meine Freunde erzählen ist ganz anders. Oft geprägt von Ängsten, Zweifeln und irgendwie merkwürdig zwanghaft.

Als würde die Wirtschaft inzwischen längst auch diese Gefühle prägen, immer in der Furcht vor einem Fehlkauf, beeinflusst von wütenden Vorurteilen, oder dominiert von der - doch eigentlich völlig irrelevanten Meinung - Dritter.

Selbst das Körperliche wird katalogisiert: Für einen ONS mit Körbchengröße C, im Gewichtsbereich bis 70 kg in dunkelblond gehen Sie bitte in Gang 3, aber ich rate in diesem Fall zu einer zusätzlichen Kaufrücktrittsversicherung.
Einen Augenblick bitte - an Kasse 2 randaliert ein unzufriedener Kunde.

Für jede Spielart scheinen Begriffe zu existieren..
Nur nicht für die Hand auf der Wange und diesen Blick der verspricht: "Ich bin gerne hier mit dir zusammen."

Wann und warum geht bei vielen Menschen so oft die Leichtigkeit verloren, und jeglicher Mut dahin?

Es sind ja nicht alle so.
Ich denke meistens die, die nicht so richtig fühlen oder kennen, was Liebe ist.
Die versuchen es halt einzuordnen. Irgendwie.
Ich bin auch eher für die Praxis wie für die Theorie.

man muss das kategorisieren a nicht mitmachen?

Deine Beschreibung der Liebe empfinde ich als wunderschön und keinesfalls abwegig.
Ich kann Dir versichern, dass es sie gibt, allerdings ist nicht alle Tage Sonntag, auch eine große Liebe hat ihre Werktage.
Bedenke bitte, dass hier Menschen mit teils vielen Problemen und Enttäuschungen schreiben, dass was Du hier liest, ist nicht der Querschnitt der Gesellschaft.
In unserer schnelllebigen Gesellschaft treten allerdings des Öfteren tiefe Gefühle hinter Hype und Partie zurück.
Aber ich kenne auch junge Paare, denen ich eine lange währende Liebe zutraue.

Ich wünsche Dir von Herzen, dass auch Du eine Liebe findest.

57-55 meinte:

dass was Du hier liest, ist nicht der Querschnitt der Gesellschaft.

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Erstmal danke für das Kompliment. Ich höre von solchen Problemen natürlich auch oft im Freundes- und Bekanntenkreis. Ich kann halt häufig nicht diese weit verbreiteten neurotischen Gedanken nachvollziehen, die ich (zu?) oft bei Anderen miterlebt habe.

Ich verstehe so häufig nicht, warum Menschen Angst davor haben miteinander zu sprechen?

Beispielsweise a la "Fernbeziehung kann NIEMALS funktionieren"!
Ja, muss doch auch kein Dauerzustand bleiben?

Aber zwischen einem "in den ersten drei Tagen die eigene Wohnung zu kündigen" und "den Kopf direkt in den Sand zu stecken, weil 250 km bundesdeutsche, asphaltierte Fernstraße nebst Bahnverbindung eine unüberbrückbare Hürde darstellen" gibt es doch eine große gesunde Grauzone.
Und wenn es passt, dann zieht halt irgendwann zusammen. Ihr seid doch keine 5 Jahre alt.

Oder wenn die Frau hat den Wunsch verspürt für zwei Semester im Ausland zu studieren - warum kann man dann nicht einfach einen Koffer kaufen, damit sie sich nicht mit der blöden, ollen Reisetasche rumärgern muss, und ihr sagen, dass man sie vermissen wird. Ist doch viel souveräner, als wenn man stattdessen anfängt am Rad zu drehen, und so zu tun, als hätte sie ihre Eltern an die Gestapo verraten.

Aber Du hast nicht ganz unrecht. Natürlich berichten Menschen auch abseits eines solchen Forums lieber über Probleme, als von schönen Erinnerungen zu erzählen. Wahrscheinlich prägt mich diese Einseitigkeit langsam, und verzerrt meine Wahrnehmung.

Nunja, man sollte nicht Liebe mit Beziehung verwechseln...

Die meisten haben Schwierigkeiten mit ihren Beziehungen, sogar zu sich selbst. Und wenn trotz aller aufrichtigen Liebe keine Beziehung zustande kommt, dann ist das Drama perfekt...

Liebe kann so viel sein, und so wie du sie beschreibst eine Einstellung gegenüber dem Leben und der Schöpfung. Erich Fromm hat das den biophilen Charakter genannt. Und die ist auch jenseits eines konkreten Lebenspartners präsent.

Als Gegenpart hat er den nekrophilen Charakter genannt. Ein wahrer Prototyp ist D.Trump. Dieser Charakter duldet nichts Heiles und Schönes in seiner Umgebung, kann nichts erschaffen, nur zerstören. Sehr deutlich wird es, wenn die Gesichter von Trump und Harris direkt nebeneinander gestellt werden, so wie es gerade in den Medien geschieht. Trump kann noch nicht einmal ihr Lachen ertragen, muss es "irre" nennen. Er predigt Apokalypse und Untergang, sie Freiheit, Würde und Menschlichkeit.

Assteroid meinte:

"Wann und warum geht bei vielen Menschen so oft die Leichtigkeit verloren, und jeglicher Mut dahin? "

Oftmals durch depressive Verstimmungen.
Dann sollte man sich fachliche Hilfe suchen.

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Ich wollte zunächst reflexartig intervenieren, dass ich mir nicht vorstellen könne, dass medizinisch relevante Depressionen derart weit verbreitet sind, aber in der nächsten Sekunde war ich mir gar nicht mehr sicher. Ist inzwischen schon eine echte Volkskrankheit.

Niceguy meinte:

Nunja, man sollte nicht Liebe mit Beziehung verwechseln...

Die meisten haben Schwierigkeiten mit ihren Beziehungen, sogar zu sich selbst. Und wenn trotz aller aufrichtigen Liebe keine Beziehung zustande kommt, dann ist das Drama perfekt...

Liebe kann so viel sein, und so wie du sie beschreibst eine Einstellung gegenüber dem Leben und der Schöpfung. Erich Fromm hat das den biophilen Charakter genannt. Und die ist auch jenseits eines konkreten Lebenspartners präsent.

Als Gegenpart hat er den nekrophilen Charakter genannt. Ein wahrer Prototyp ist D.Trump. Dieser Charakter duldet nichts Heiles und Schönes in seiner Umgebung, kann nichts erschaffen, nur zerstören. Sehr deutlich wird es, wenn die Gesichter von Trump und Harris direkt nebeneinander gestellt werden, so wie es gerade in den Medien geschieht. Trump kann noch nicht einmal ihr Lachen ertragen, muss es "irre" nennen. Er predigt Apokalypse und Untergang, sie Freiheit, Würde und Menschlichkeit.

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Ich kann dieses Phänomen auch nicht nachvollziehen. Leider breitet sich diese Weltsicht ja auch bei uns aus. Manchmal denke ich, dass sich zu viele Menschen in einem kollektiven Angstwahn verloren haben.

Hey @Selbst-Bewusst77 erstmal hab ich nur das gelesen, bezüglich wie weit verbreitet Depressionen in der Gesellschaft sind. Und mit der Feststellung, es ist eine Volkskrankheit, liegst du richtig. Sie sind sogar schon längst mit einer Seuche, Epidemie zu vergleichen. Es ist normal an Depressionen zu erkranken. Mich stimmt das immer wieder mal sehr nachdenklich. Aber zurück zu deinem Thema.

So, jetzt hab ich deinen Eingangspost hier gelesen. Das sind meine Gedanken dazu.
Was du fühlst, scheint mir, ist die ,,reine", ungetrübte Vorstellung von Liebe. Was du dann als Realität beschreibst, da frage ich mich, ist das alles wirklich Liebe, oder eher sind das Probleme etc., die Menschen so erleben, wenn sie lieben oder nach Liebe suchen und so weiter?

Ich weiß es nicht. Dem zugrunde liegt ja häufig so ein abstraktes Besitz- statt Erlebnisdenkens.
Menschen als Aktienportfolio, statt als wunderbare Erinnerung.