Liebes Forum,
mal eine vl. etwas provokative Frage/ These. Ich habe mehrere Verhaltenstherapien wegen Depressionen gemacht, die vor allem auf negativen Gedankengängen, Zukunftsgrübeln, Worst Case Szenarien und Hoffnungslosigkeit beruhen. Die häufigsten Tipps waren unter anderem:
- denke deine worst case szenarien mal bis zum Ende durch und du siehst, dass du auch diese Situation bewältigen könntest
- nehme deine negativen Gedanken wahr und lasse sie dann ziehen
- mache deine Familienplanung, finde Freunde etc., als würdest du positiv in die Zukunft schauen
- "fake it, till you make it" - betreibe Hobbys und schöne Zeitvertreibe, auch wenn du momentan keine positiven Gefühle dabei verspürst. Denns die besseren Gefühle und besseren Zeiten werden bald wiederkommen
- versuche, den Mitmenschen zu vertrauen und ihnen Positives zu unterstellen
-...
Wah, wenn ich das lese, wird mir ehrlich gesagt ein wenig schlecht. Sicher, für manchen sind solche Vehaltenstherapien gut. Ich habe allerdings ganz andere Erfahrungen und Gedanken dazu. Für mich war diese Art von Therapie eher Gift.
Es ist sicher richtig, dass man durch positive Gedanken und Emotionen etwas bewirken kann. Wenn man sich allerdings darauf versteift, dann kann das auch leicht toxisch werden. Auch die sogenannten negativen Gefühle, Gedanken und Ereignisse gehören nun mal zum menschlichen Leben dazu und man muss mit ihnen umgehen lernen und sie annehmen. Natürlich darf man auch mal wegen einer Sache ängstlich sein, auch wenn es sich nachher als evtl. unbegründet heraus stellt. Natürlich darf man auch trauern. Menschen, die einen davon abbringen wollen, haben keine oder kaum Empathie.
Wenn ich eine Wüste durchqueren möchte, bin ich auch lieber etwas pessimistischer und nehme einen Schluck Wasser mit als dass ich so optimistisch bin und mir sage, dass es schon ohne Wasser gehen wird. Wann besteht dann wohl eher die Gefahr zu verdursten?
Zu viel Optimismus ist eben genau so schlecht wie zu viel Pessimismus. Das gesunde Maß liegt irgendwo in der Mitte.
Und zu der Weltlage: Ja, es kann einen schon herunterziehen. Aber wir Menschen haben da auch etwas, was uns antreiben kann: Die Hoffnung. Diesen lateinischen Spruch hatte ich schon in die Abizeitung in mein Profil geschrieben: "Dum spiro spero" (lateinisch für "Solange ich atme, hoffe ich"). Auch wenn es bei mir selbst nicht immer leicht war und ich die Hofnung manchmal fast verloren glaubte, sie kommt doch immer wieder irgendwie zurück. So ist es denke ich auch bei der Weltlage: So lange noch Hoffnung da ist, und sie ist es beim Menschen irgendwie immer so lange er noch besteht, auch wenn sie sich manchmal nicht mehr bemerkbar macht, ist nicht alles verloren.