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Was sagt man Selbstmördern?

G

Gelöscht 41245

Gast
Es macht mich furchtbar traurig, wenn ich höre das jemand sich das Leben genommen hat......

Ich würde ihm oder ihr versuchen zu sagen,das er nie weiß, was das Leben noch schönes für ihn bringt. Das ganz bestimmt wieder eine Zeit kommt, wo er auch wieder Freude empfinden kann.
Und, und das ist das aller wichtigste. "Ein Mensch der sich das Leben nehmen will, soll sich doch mal überlegen, was ist, wenn es hinterher schlimmer ist für ihn als jetzt", und es gibt dann kein zurück mehr.:(
 

Burbacher

Aktives Mitglied
Ich muss noch einmal nachhaken.
Es gab eine Zeit, in der ich höchst suizidal war, und ich habe durchaus meiner Umwelt signalisiert, mit welchen Gedanken ich mich herumschlug.
Aus dieser Zeit weiß ich um den Zwiespalt, der darin besteht, dass man selbst nicht den Mut hat und auch nicht mehr die Kraft, sich selbst Hilfe zu holen, aber sehr wohl hofft, dass da Menschen spüren, ja begreifen, in welcher Not man sich befindet.
Ich hatte an dem Tage, an dem mich die Polizei aus der Wohnung holte, kurz zuvor einem Mitbewohner über meine Gedanken berichtet. Es dauerte keine Stunde, bis die Polizei vor meiner Tür stand.
Da empfand ich Erleichterung: Ich musste nichts mehr tun. Jetzt würde mir geholfen. Der erste Abend in der Klinik, in einem Zimmer mit einem wunderbaren Mitpatienten, wurde begleitet von dem tiefen Gefühl, endlich in Sicherheit zu sein.
Wenn ein Mensch, da bin ich gewiss, solche Gedanken äußert, appelliert er, ihn jetzt nicht allein zu lassen. Ich selbst würde auf dem Hintergrund als damals Betroffener heute nicht zögern, für einen anderen Menschen Hilfe zu organisieren, was konkret heißt, ich würde die Polizei verständigen.
Meine Zeit in der Klinik war bestimmt kein Spaziergang, aber der einzige Weg, mich aus meiner eigenen Gefangenschaft meines dunklen Gedankensogs zu befreien.
Heute bin ich manchmal noch traurig. Ich wäre auch kein Mensch, könnte ich das nicht sein, genauso wie ich herzhaft fröhlich sein kann. Finale Gedanken allerdings habe ich schon lange nicht mehr. Und das fühlt sich sehr gut an.
Ich an deiner Stelle würde für deinen Vater wirklich Hilfe organisieren und das schnell.

Burbacher
 

Earthling

Aktives Mitglied
Es macht mich furchtbar traurig, wenn ich höre das jemand sich das Leben genommen hat......

Ich würde ihm oder ihr versuchen zu sagen,das er nie weiß, was das Leben noch schönes für ihn bringt. Das ganz bestimmt wieder eine Zeit kommt, wo er auch wieder Freude empfinden kann.
Und, und das ist das aller wichtigste. "Ein Mensch der sich das Leben nehmen will, soll sich doch mal überlegen, was ist, wenn es hinterher schlimmer ist für ihn als jetzt", und es gibt dann kein zurück mehr.:(
Das Problem ist, dass die meisten Menschen, die Selbstmord ernsthaft in Erwägung ziehen, fest davon überzeugt sind, dass sie niemals wieder Freude empfinden werden können. Ihnen zu versichern: "Doch, ich WEISS aber, dass für dich besere Zeiten kommen werden!" bringt daher meistens nichts (ich bemerke gerade, dass ich das sicherlich auch schon so manchem hier geschrieben habe, und dass es vermutlich nicht der beste Ansatz gewesen ist...). Zudem ist es zwar sehr unwahrscheinlich, dass jemand nie wieder so etwas wie Freude oder Glück im Leben empfinden können wird, aber als absolut unmöglich würde ich es auch nicht abtun. Darum glaube ich, dass es vielleicht nicht der richtige Ansatz ist, einer Person etwas über ihr eigenes zukünftiges Leben zu versprechen.

Darum rate ich eher dazu, der Person zu sagen und zu zeigen: "Du bist mir wichtig; du bist ein wunderbarer Mensch; ich schätze dich; es macht für mich einen Unterschied, ob du da bist oder nicht!" Es hilft auch, Unterstützung zuzusichern und einfach für den Menschen da zu sein, wenn er Redebedarf hat oder jemanden braucht, der an seiner Seite ist.

Mir hat das jedenfalls in einer schweren Zeit sehr viel Trost gegeben.

Und noch was: Dein letzter Satz impliziert, dass die Person, die sich umbringen will, an ein Leben nach dem Tod glaubt. Es gibt aber sehr viele Menschen, die nicht daran glauben. Ich finde es schlecht, wenn man versucht, einer suizidalen Person "Angst" einzujagen, indem man sagt, dass hinterher alles noch schlimmer sein könnte oder gar etwas wie "Für Selbstmord kommt man in die Hölle!" Damit erhöht man nur den auf dieser Person liegenden Leidensdruck, zumal, wie gesagt, nicht jeder Suizidgefährdete auch an ein Leben nach dem Tod glaubt.
 

Burbacher

Aktives Mitglied
Kollateralschaden,

deine Schreibe liest sich sehr bemüht, und mir scheint da war viel Herzblut und Empathie im Spiel, als Du sie auf den Bildschirm gebracht hast.
Dennoch glaube ich, und ich sage das nicht als Kritik, dass eine solche Heftigkeit einen potentiellen Selbstmörder gar nicht mehr erreicht. Hat ein Mensch nämlich erst einmal gedanklich und vor allem gefühlsmäßig diesen Beschluss gefasst, erreichst Du ihn auf diese Weise nicht mehr.
Ich kenne die Gefühlslage, in der man sich dann befindet. Da gibt es die Phase der inneren Befreiung: Ich muss nicht mehr kämpfen, habe ich doch eine Lösung gefunden. Aus meinen eigenen Situationen weiß ich noch sehr genau, wie ich mich gefühlt habe. Das hatte was von einem großen Ge-Löst-Sein.
Den ersten Suizid im Freundeskreis erlebte ich bei einer Mitschülerin vor fast 50 Jahren. Sie hatte eine Klassenarbeit nicht so geschrieben, wie sie es gebraucht hätte, um die Note in dem Fach zu halten, um schließlich das zu studieren, was sie sich vorgenommen hatte.
Auf dem Nachhauseweg fragten wir sie, was sie nun mache. Sie erschien überaus locker, witzelte noch, dass sie ohnehin nicht unbedingt in die Richtung denke.
Am nächsten Morgen erschien sie nicht am Zug. Wenige Stunden später fand man sie erhängt in einem Waldstück.
Hat ein Mensch diese letzte Entscheidung getroffen, diese innere Grenze überschritten, fühlt er sich befreit, und Du erreichst ihn gar nicht mehr.
Ich habe das mal meinen "Point of No-Return" genannt. Da war ich quasi mit mir und meiner Entscheidung im Reinen, und sie hätten mich nicht mehr erreicht, wenn nicht andere Menschen gehandelt hätten.
Aus Berichten über die letzte Phase im Leben von Selbstmördern wissen wir, dass die Umgebung gerade in diesen Momenten oft überhaupt nicht mehr damit gerechnet hat.
Deshalb bleibe ich bei meiner Empfehlung, in solchen Situationen zu handeln, strikt und konsequent, was nichts Anderes heißt, als die 110 zu wählen.
Und das nicht zuletzt deshalb, um sich selbst eventuelle Selbstvorwürfe und die zermürbenden Fragen im Nachhinein zu ersparen, ob man nicht vielleicht hätte verhindern können, was geschehen ist.
Ich wäre da- und gerade auch in meinem eigenen wohlverstandenen Interesse- sehr wachsam und entschieden.

Burbacher
 
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