Da ich psychisch labil bin und seit fast 10 Jahren in therapeutischer Behandlung bin, rattert es in meinem Kopf gerade.. ( mehr als sonst schon ... ) . ich hinterfrage, wieso mir das passiert. Getreu dem Motto: Alles passiert aus einem Grund. ist die SS ein Zeichen, das mir der liebe Gott - oder wer auch immer - geben möchte, dass ich niemals Kinder wollte und nun mit dem Stiefsohn und meiner eigenen SS 'bestraft' werde ? ( biiiiiitte nicht falsch verstehen ) Ich versuche wirklich mir die Situation zu erklären, da ich an das Konzept des Schicksals glaube, bzw. es super spannend finde. Aber was bedeutet das Ganze für mich ? Dass ich ein Idiot bin ? - Ja, das weiß ich selber.
Nein, nicht dass du ein Idiot bist. Da machst du es dir etwas zu einfach mit dem Deutungsversuch
Das Schicksal konfrontiert uns immer mit den Themen, die an der Reihe sind, aufgearbeitet zu werden. Und deine Schwangerschaft ist eine Chache, dich bewusster mit dem Thema auseinanderzusetzen, das hinter deiner Abneigung gegenüber Kindern steht. Und es nach und nach aufzuarbeiten und dabei einen Teil in dir zu heilen. Oder du wendest dich ab, lässt dich von deinen Ängsten und der unterschwelligen Gewalt leiten, die du durch deine bisherigen Erfahrungen in dir trägst. Damit manifestierst damit die destruktiven Denk- und Gefühlmuster, die gerade deine Wahrnehmung bestimmen, unabänderbar in der realen Welt.
Nun ja, wenn jemand bis hierhin gelesen hat und ansatzweise ne Ahnung hat, wie ich weitermachen kann oder mir irgendeinen Denkanstoß geben kann, wäre ich mehr als dankbar.
Und ich weiß,dass das ein sensibles Thema ist. Wiederrum bin ich selber ohne Vater aufgewachsen und leide noch immer darunter. Daher finde ich es toll, dass mein Freund da so hinterher ist. Vielleicht sind meine Gefühle auch unterbewusst Eifersucht, weil ich sowas nie erleben durfte ?! Ich versuche mich selber zu analysieren , nur gelingt es mir nicht so gut bzw. sind meine Emotionen so wechselhaft wie das Wetter dieses Jahr.
An dieser Stelle war ich überrascht, denn du lieferst dir selbst die Erklärung für den oberen Abschnitt: Deinen inneren Kampf gegen dein eigenes Leben. Und gegen deine Kindheit. Ein Thema, das sich nun im Kampf gegen dein eigenes Kind wiederspiegelt. Hattest du schon einmal den Gedanken "wenn ich doch nie geboren worden wäre"? Hatte dene Mutter damals tiefe Liebe für dich empfunden? Vermutlich nicht, oder sie hatte zumindest nicht genug Aufmerksamkeit für deine Bedürfnisse, sonst würdest du unter deiner Kindheit nicht so sehr leiden. Und auch psychische Probleme haben in den allermeisten Fällen ihre Wurzel in der Kindheit (auch wenn vielen die Zusammenhänge nicht bekannt sind).
Eine Tatsache ist, dass dich ein Kind mit deiner eigenen Kindheit konfrontieren würde. Insbesondere auch dann, wenn du ihm mit deinem Freund (also dem Vater, den du nicht hattest), eine schöne Kindheit bieten würdest. Durch diese Erfahrung würde deine eigene Kindheit nochmals in einem ganz anderen Licht erscheinen.
Stell dir mal für einen Moment eine weiße Wand in der Schule vor. Bzw. eine Fläche für einen Tageslichtprojektor/Beamer. Du würdest doch sicher auch sagen, dass diese Flächen in der Regel weiß sind, oder?
Dann stell dir vor, dass der Projektor eingeschaltet wird und ein Schachbrett auf die Wand projeziert. Welche Farbe haben die schwarzen Flächen des Schachbretts, wenn du dir das Bild anschaust? Naheliegenderweise schwarz, oder?
Die schwarzen Flächen des Schachbretts sind aber die selben Bereiche, die du zuvor als weiße Wand wahrgenommen hattest. Erst duch das Licht des Projektors wird dir dieser Kontrast zu den beleuchteten Flächen bewusst.
Was das jetzt mit deiner Situation zu tun hat? Das Kind ist in gewisser Weise der Projektor, der dir dein eigenes Leben in einem ähnlich starken Kontrast zeigt: Das was du bisher als "Normal" oder "gar nicht so schlimm" wahrgenommen hast (bzw. gar nicht mehr wahrgenommen, da es für dich eben "normal" geworden ist), erscheint nun in einem völlig neuen Blickwinkel: Du wirst mit der Grausamkeit, die dir selbst wiederfahren ist, konfrontiert. Und ich denke das ist der Grund für deine starke Abneigung gegenüber einem Kind: Die Angst, diesen Gefühlen nicht standzuhalten, vielleicht die Kontrolle über dein Leben zu verlieren. Vielleicht auch tief in deinem Inneren deine Sehnsucht nach deinem Vater, der dich "allein" gelassen hat... und so wie er dich allein gelassen hat, wendest du dich von deinem eigenen Kind ab. Oder du wirst blind für dein Kind, so wie deine Mutter blind für dich war. Das sind die typischen Verdrängungsmuster der menschlichen Psyche und insbesondere einer Psyche, die in einem Teil ihrer Entwicklung in einem jungen Alter stehengeblieben ist, wo sie sich noch mit aller Kraft emotional an die eigenen Eltern klammert - was übrigens ein natürlicher Überlebensinstinkt eines kleinen Kindes ist: Denn in der Vergangenheit hatte ein Kind, das von seinen Eltern übersehen wurde, kaum eine Überlebenschance. Dieses intuitive Wissen hat sich in unseren Genen festgesetzt.
Du stehst damit gerade gezwungenermaßen vor der Entscheidung, ob du dein Leben von deinen Verdrängungsmechanismen weiter bestimmen lassen möchtest und damit deiner Vergangenheit die Macht über dein Leben und deine Zukunft gibst. Oder ob du es wagst, diesen neuen Weg der sich dir durch einen Fingerzeig des Schicksals gezeigt hat, zuzulassen.
Was ich dir aus Erfahrungen mit Frauen, die bereits abgetrieben haben erzählen kann: Das Thema ist mit der Abtreibung nicht erledigt. Es verfolgt die Frauen ein Leben lang. Manche können es für eine Weile gut verdrängen, aber in der Zeit arbeitet das Thema im Unterbewusstsein weiter. Die Entscheidung und die Gewalt, die damit in Verbindung steht, wird zu einem unzertrennlichen Teil der eigenen Person und Persönlichkeit. Und ein Aufarbeiten gelingt hier den wenigsten Frauen, da der Schmerz, der mit der Erkenntnis, der eigenen Entscheidung verbunden ist, um so vieles größer ist als das, was einem durch andere Menschen wiederfahren ist (und wofür man keine Verantwortung trägt). Deshalb führt die Entscheidung für eine Abtreibung in der Regel zu einem noch stärkeren Verdrängen, noch stärkeren "Schutzreflexen" gegen alles, was einen mit dem Thema konfrontieren könnte, und damit letztendlich auch zu einem weiteren Abstumpfen der eigenen Wahrnehmung und Gefühle.
Wenn du nach einem tieferen Sinn suchst, kannst du dich auch einmal mit der tieferen Bedeutung von "Karma" auseinandersetzen: Hier geht es nicht um Strafe, sondern um die Gelegenheit, etwas das "unheil" geworden ist zu "heilen". Es ist keine Strafe, nach der das Thema erledigt ist. Sondern eine Weggabelung, die das Karma bestimmt, das in der Zukunft auf dir lastet. Ob du dir zusätzliches Karma aufladen wirst, oder ob du deine Last abbauen und einen Teil davon hinter dir lassen kannst.
Sieh deine Situation also nicht als "Strafe" von außen, sondern als eine Prüfung, in der sich dein eigenes Wesen und dein wahrer Selstwert offenbaren wird. Selbstwert und Selbstachtung gehen immer nur aus dem eigenen Handeln hervor, sie entsteht niemals durch Anerkennung von anderen Meschen.
Vielleicht können dir meine Worte ja ein wenig weiterhelfen. Alles Gute!