Emotionale Erschöpfung geht dem Burn-out oftmals voraus, deshalb ist es wichtig, sich so früh wie möglich um einen Therapieplatz zu bemühen. Übrigens dauert die Behandlung i. d. R. auch kürzer, je früher du mit der Therapie beginnst. Wenn die Therapeutin nur 2 Sitzungen mit dir absolviert hat wird sie vermutlich eine Einschätzung deiner Akutsituation vorgenommen und diese als nicht ganz so drastisch bewertet haben. Ansonsten hätte sie dich sicherlich weitervermittelt. Stehst du denn mittlerweile auf einer Warteliste oder hast du die Segel gestrichen, als du gemerkt hast, dass es eine Weile dauern wird bis du einen Platz für eine längere Therapie bekommst? Den Fehler machen nämlich viele, kümmern sich nicht mehr und schwups ist doch ein 1/2 Jahr um, der Bedarf immer noch akut und der Therapieplatz immer noch gleichweit entfernt.
M. E. musst du weg davon, dich an dieser einen Kollegin zu verbeißen. Du magst in der Sache recht haben, alles ist unfair, die Kollegin nicht redlich - aber dich bringt dieses Lamentieren doch nicht weiter, raubt nur unnötige Energie. Ich kann mir tatsächlich vorstellen, dass dein Gerechtigkeitsempfinden so gestört ist, dass du mittlerweile selber aggressiv und hysterisch wahrgenommen wirst in deinem Wunsch, deine saubere Weste nach außen hin wiederherzustellen. So kommt hier zumindest der eine oder andere Beitrag von dir rüber. Hast du das tatsächlich nötig? Vor allem aber: Hast du eine realistische Chance, dieses Ziel auf diese Weise zu erreichen? Du sagst doch selber, dass du gegen sie nicht ankommst - dann lenke doch deinen Blick endich weg von ihr und besinn dich auf das, was dich wirklich weiterbringt.
Wenn sie beim Chef über dich redet, dann lass sie doch. Ihm würde ich noch ein einziges Mal sagen, dass er davon ausgehen kann, dass du stets ordnungsgemäß arbeitest und dazu sehr engagiert, dass du dir nichts vorzuwerfen hast. Du wüsstest, dass die Kollegin schlecht über dich redet, wärst aber nicht bereit, dich auf dasselbe Niveau zu begeben. Falls er etwas klären wollte könnte er jederzeit auf dich zukommen. Mehr würdest du zu alledem jetzt nicht mehr sagen wollen.
Ich habe verstanden, dass sie dir gegenüber nicht weisungsbefugt ist. Also würde ich sie auflaufen lassen, indem ich die Berührungspunkte mit ihr reduziere und sie zwecks Klärung möglicher Fragestellungen an den Chef verweise. Gespräche mit ihr allein oder in ihrem Beisein würde ich nicht mehr führen und ihn dafür um Verständnis bitten. Er habe ja sicherlich auch Interesse daran, dass die Streitigkeiten aufhören und du seiest bereit, alles dafür zu tun. Da sollte er ja eigentlich nicht nein sagen können. Du kannst ja ruhig sagen, dass dich fassungs- und teilweise sprachlos gemacht hat, was sie von sich gibt und dich diese Angriffe überfordern. Sieh stattdessen zu, dass du dich mit deiner anderen Leidensgenossin gut verstehst, dass ihr ein schönes Miteinander etabliert und eure Kraft für den Berufsalltag daraus schöpft. Kein Wort mehr über andere, kein Wort darüber, was du alles herausgefunden oder dir an Unredlichkeiten aufgefallen ist. Das kannst du auch mit deiner Leidensgenossin vereinbaren - blendet den Störenfried aus eurem Miteinander aus. Damit seid ihr viel effektiver bzgl. eures Seelenfriedens.
Unabhängig davon würde ich dem Chef sagen, dass das Pensum so dauerhaft nicht zu schaffen ist und du ihn bittest, dass er dafür eine Lösung findet. Die Negativstunden wg. Urlaubs würde ich nicht akzeptieren und mal hinterfragen, auf welcher rechtlichen Basis das fußt. Wenn er dir dazu tatsächich etwas sagt, aus dem man ableiten könnte, dass das legal ist kannst du freundlich fragen, ob es für ihn okay ist, wenn du das mal prüfen lässt - und das würde ich dann tatsächlich auch mal tun. Es gibt diverse Foren, in denen sich Arbeitsrechtler tummeln (Bsp. wer-weiss-was.de). Ich selber habe so etwas noch nicht gehört, bin seit Jahrzehnten berufstätig (teilweise im Personalbereich) und halte das für nicht statthaft. Lediglich Arztbesuche u. ä. können in Abzug gebracht werden, da der Arbeitgeber durchaus das Recht hat, dass man die in die arbeitsfreie Zeit legt. Überstunden gehören entweder ausbezahlt oder als Freizeitausgleich abgegolten. Hier musst du selber entscheiden, was du brauchst.
Für die Zukunft würde ich einen Vorschlag von deinem Chef erbitten, wie er sich die Bewältigung der anfallenden Aufgaben vorstellt. Man kann durchaus mal richtig viel powern, dann muss es aber Phasen geben, um die Batterien wieder aufzutanken. Das sollte schriftlich dokumentiert werden. Wenn es in Summe und dauerhaft zuviel ist muss er ggfs. noch jemanden einstellen. Ich hatte in einem früheren Post meinen Vorschlag des Mediators beschrieben. M. E. wäre das immer noch ein guter Weg, um eine gleichmäßige Verteilung der Arbeit zu erreichen, indem die Drückeberger-Kollegin durch eine neutrale Person mit eingebunden wird.
Summasummarum musst du versuchen, eine Lösung für das Problem der Überlast, also das Zuviel an Arbeit zu finden. Ansonsten lass die Kollegin reden und tratschen. Wenn sie die Firma betrügt durch falsche Zeiterfassung kannst du das unmöglich finden. Aber auch das ist nicht dein Problem und petzen - sorry - kindisch. Vorgesetzte wissen ihre Mitarbeiter oftmals ganz gut einzuschätzen, sind aber verständlicherweise auch nicht scharf drauf, ständiges Gezicke aushalten zu müssen, geschweige eine Lösung im Sinne aller herbeizuführen - obwohl sie dies aus neutraler Position heraus eigentlich können sollten. Diese Bühne solltest du deiner Kollegin daher nicht mehr geben. Lass sie reden und mach deinen Job in einer Dimension, wie du sie leisten kannst. Was du nicht schaffst bleibt liegen.
All das aber erst, wenn du wieder arbeitsfähig bist.