Ich wurde auch sehr oft geschlagen von meinem Vater. Ich will das gar nicht näher beschreiben, es wäre eine Wiederholung dessen, was hier oft zu lesen ist. Ich will erzählen, wie ich mit einem „ Befreiungsschlag“ rauskam aus dieser üblen Situation. Draufgebracht hat mich eine ältere Freundin ,und da hab ich allen Mut zusammengenommen. Ich war damals 16 Jahre alt.
Als er mich wieder mal vertrimmt hatte, sagte ich unter Tränen: „ Hast du denn schon genug? Macht es dir denn keinen Spaß mehr, auf meinen A**** draufzuhauen? Da ist bestimmt noch eine Stelle, wo der Stock noch nicht draufgehauen hat. Allerdings nicht leicht zu finden !“
Er war völlig perplex und unsicher, ob er toben oder lachen sollte. Schließlich ging er einfach raus.
Am nächsten Tag hatte ich den Eindruck, er ginge mir aus dem Weg und vermied, mir in die Augen zu schauen, während ich ihn direkt ansah. Am Abend nach dem Abendessen stand ich auf und sagte : „Ach übrigens, Vater, ( ich sagte nie „ Papa“) , willst du mich heute noch schlagen? Ich wollte noch zu Lisa rüber, aber wenn du mir gern den A**** vollhauen willst, sage ich ihr ab.“ Meine zwei Geschwister und meine Mutter saßen noch am Tisch. Totenstille, er lief knallrot an. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Er hatte sich aber soweit in der Gewalt, daß er sagte . „ Nein, natürlich nicht, geh nur .“ Ich ging in mein Zimmer, und als die unbeschreibliche Spannung von mir abfiel, weinte ich hemmungslos.
Den Todesstoß versetzte ich ihm, als ich eines Abends, während unten Nachbarn im Wohnzimmer saßen, von meinem Zimmer runterrief.: „Vater, du wolltest mir doch noch den A**** vollhauen. Ich lieg hier schon und warte“. Es war erst still, dann rief er hoch : „ Was redest du da für einen Unsinn?“ Ich rief zurück: „Heute Mittag hast du doch noch gesagt, ich hau dir heut Abend den A**** voll, daß du drei Tage nicht mehr sitzen kannst!“ Unten hörte ich Gemurmel, dann kam er hoch und sagte: „Hör endlich auf damit! Da unten sitzen Neumanns !“
„Ach, dürfen die das nicht wissen, daß du mich schlägst?“ Dazu muß man sagen, daß es meinen Eltern ganz, ganz wichtig war, vor Nachbarn, Bekannten und Verwandten „gut dazustehen“. Das Bild der heilen Familie wurde mit allen Mitteln aufrechterhalten, nie gab es bei uns angeblich irgendwelche Probleme. Probleme hatten immer nur die anderen.
Ich wurde dann nie mehr geschlagen. Aber wenn ich bedenke, was für ein Risiko ich mit meinem Verhalten eingegangen bin, wird mir heute noch heiß und kalt. Damals fehlte mir einfach die Phantasie. Oder war es der Mut der Verzweiflung?