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Wurdet ihr als Kind von euren Eltern geschlagen?

Wurdet ihr als Kind von euren Eltern geschlagen?

  • nicht einmal

    Teilnahmen: 35 10,3%
  • äusserst selten, nicht der Rede wert

    Teilnahmen: 81 23,8%
  • ab und zu

    Teilnahmen: 110 32,4%
  • das war Normalität (oft)

    Teilnahmen: 114 33,5%

  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    340
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Es gab in meinem Leben verschiedene Situationen. Einmal war es sehr erregend. Da war ich ca. 4 Jahre und ein Nachbarsvater "drohte" seiner Tochter so im Nebensatz an, sie übers Knie zu legen. Es war wirklich klar, dass es nicht ernst gemeint war. Außerdem wurde mir persönlich nichts angetan. Das war damals in den 50 er Jahren einfach ganz "normal". Es gibt solche Ankündigungen auch in alten völlig harmlosen Heimatfilmen. Dieser Moment hat aber bei mir so "reingehauen", ich kann ihn bis heute nicht vergessen. Um diesen Satz ranken die verrücktesten Phantasien. Wahrscheinlich wäre damit gut gewesen, wenn es real stattgefunden hätte. So aber läßt dieser Satz nicht los.
Dann gab es eine Tracht, die lange mich belastet hat. Nicht weil es schmerzhaft war, sondern weil ich mich damals (ca.10 Jahre) ungerecht behandelt gefühlt hatte. Wir waren am Sonntag zum Essen im Lokal und ich sollte meinen Teller leer essen. Leider waren da Zwiebeln im Salat, was ich auf den Tod nicht ausstehen kann. Wie es so kam, der Teller landete auf dem Boden. Für meinen Vater war es insofern schlimm, als der Wirt Kunde von ihm war. Gut, es gab am Tisch ein strenges Wort und damit war die Sache für mich vorbei. Wir kommen nach Hause, ich wollte in mein Zimmer. Der Vater packt mich, legt mich übers Knie und versohlt mir mit deutlicher Handschrift den Hintern. Der Akt selbst war schnell vergessen. Aber da ich schon im Lokal meine Rüge erhalten hatte, war diese Tracht vollkommen ungerecht. Es war in meiner Wahrnehmung so, daß mein Vater sich an mir abreagiert hat. Eine Aggression ging von ihm aus, selbst hilflos, da mit einer für ihn peinlichen Situation konfrontiert. Und so etwas ist leider, wenn Kinder geschlagen werden, sehr oft der Fall. Wenn mich mein Vater sonst gezüchtigt hat, tat es zwar weh, aber mit dem Verklingen des Schmerzes war es vergessen.
Meine Mutter nahm gerne den Teppichklopfer zur Hand - auch diese Abstrafungen gingen hier rein, hier raus.
Denn was es in meinem Elternhaus wirklich gab : Geborgenheit und elterliche Liebe und Förderung.

Es gab und gibt weit schlimmere Strafen, die der Psyche weh tun. Und das wird meiner Meinung nach unterschätzt. So etwas bleibt im Gedächtnis haften und beeinträchtigt die freie Entfaltung.
 
Tja, leider war Schlagen in der meiner Erziegung auf der Regelfall. Einmal sogar so heftig das ich blaue Flecke am Körper und sogar im Gesicht hatte. Ich habe zwar wirklich Sch . . . gebaut, aber ob das dann damit gerechtfertig war, ich denke nicht. Es war auch sehr schwierig zuhause bei mir mit einem alkoholabhängigen Elternteil.

Was das Schlimmste für mich daran war, ich muss ehrlich gestehen das ich meine eigenen Kinder früher auch mal geschlagen habe, zwar bei weitem nicht so schlimm und häufig, aber ich habe es getan. Heute tut mir das wirklich Leid und wenn ich nochmal die Chance bekommen würde das anders zu machen würde ich das tun. Aber, ich führe eine gute Beziehung mit meinen Kindern und habe mich für die Fehler die ich in der Erziehung gemacht habe bei ihnen entschuldigt.
 
Ja, ich empfand z. B. Ohrfeigen in der Schule als Misshandlung, weil ich sie von zu Hause nicht kannte. Die Rohrstockhiebe, welche es in der Schule auch gab, empfand ich dagegen als normal, denn ich kannte sie. Allerdings hatte ich Angst uns dem Lehrer, weil ich das Gefühl hatte, er mochte uns nicht.

Wenn ich einen Teller mit Essen absichtlich auf den Boden geworfen hätte, wären zu Hause wohl auch Hiebe auf den Hintern fällig gewesen, trotz vorherigen Schimpfens. Allerdings wurde ich von meiner Mutter geliebt und ich liebte sie ebenfalls. Die Hiebe hätte ich in dem Fall wohl nur als naheliegende Quittung empfunden.

Auch wenn es vielleicht paradox klingt, ich hatte keine Angst vor meiner Mutter, sondern vor ihrem Rohrstock, trotz des schon beschriebenen unterschwelligen Reizes.

Mich würde übrigens interessieren, wie "Alte Schule" mit diesem Reiz umgegangen ist, wenn scherzhaft eine "Tracht" angedroht wurde.
 
Ja, gerne antworte ich.

Bei meinen Eltern wurden keine Prügel angedroht, es wurde einfach zur Tat übergegangen, nicht lange gefackelt. Gerade so ein Androhen ist in meinen Augen, schon für damalige Verhältnisse wohlbemerkt, ein No Go. Allerdings hätte es mir in dem Fall, als ich den Teller aus Ekel vor Zwiebeln vom Tisch wischte, so daß er zu Boden fiel, besser getan, mein Vater hätte zu seinem strengen Wort gleich auch gesagt - zuhause lege ich Dich übers Knie. Dann hätte ich zwar auf der Heimfahrt gezittert, aber ich wäre vorbereitet gewesen. So kam der Hinternvoll aus heiterem Himmel, was meiner Psyche einen Knacks gab, empfand es als unverständlich, daher ungerecht. Hat keinen direkten Zusammenhang mit den Schmerzen, die seine Hand (kein Rohrstock) bei mir hinterlassen hat.
Bei einem Bekannten war es so, daß der Vater unter Ankündigung einer Prügelstrafe dem Sohn 50 Pfennige in die Hand drückte und er mußte los, im Kaufladen einen Rohrstock kaufen. So etwas ist dann diese Art Demütigung, die oft einhergeht mit den Hieben. Das sind Dinge, die ein Kind nicht vergißt, darunter leidet der Bekannte noch heute, die Stärke der Hiebe sind vergessen. Wenn man das mal aus der Perspektive betrachtet, versteht man weit besser, was das Übel ausmacht. So sehe ich es jedenfalls. Ich hatte vor dem Teppichklopfer, den meine Mutter anwandte, Respekt, aber nicht Angst. War ich über eine Grenze gegangen, die weit gesteckt waren, dann sehe ich heute noch, wie meine Mutter hinter einer Tür den Teppichklopfer hervorholte und mich packte und losschlug. Das klingt heftig, es ging aber an mir vorbei. Ihre psychischen Strafen dagegen waren weit schlimmer, gingen sie doch in die Psyche und erzeugten Angst. Angst, die einen klein machte.
 
War für ein Faden. Ich hatte zwar gestern meinen Beitrag geschrieben, aber ohne die vielen vorherigen gelesen zu haben. Jetzt habe ich mal ein wenig quer gelesen, alle habe ich bei der Menge nicht geschafft. Ich bin echt erschüttert über das alles was ich da lesen musste.

Wie schon erwähnt wurde ich auch geschlagen, meist von meinem Vater. Und, wie schon so einige vor mir erwähnten waren die psychischen Strafen viel schlimmer als die körperlichen, möchte das aber nicht näher erzählen.

Was mir wichtig ist und was ich in diesem Faden bisher nicht gefunden habe ist, ich konnte später als ich selbst Erwachsen war meinen Eltern wirklich vergeben für das was sie angetan haben. Bei meinem Vater konnte ich am Sterbebett stehen und ihn im Frieden gehen lassen. Meine Mutter ist leider viel zu früh und im Krankenhaus auf der Intensivstation gestorben so das dies nicht möglich war.

Ich empfinde es als eine Befreiung so ganz ohne Groll an meine Eltern denken zu können.
 
Die Grenze zwischen Züchtigung und Misshandlung verläuft sicher ein Stück weit fließend, sowohl psychisch wie physisch. Deshalb war und ist Erziehung eine große Kunst und Begabung, die von daher nur in Grenzen erlernbar ist. Und beim Verhängen von Strafen (auch für Erwachsene) gilt ebenfalls die alte Apothekerweisheit: Die Dosis macht das Gift. Wobei es naheliegenderweise nur scheinbar gerecht wäre, jedem die gleiche Dosis zu verabreichen.

Anmerkung ganzen nebenbei: ich fand Strafarbeiten lästiger als ein reinigendes Gewitter mit dem Rohrstock. Bin mir aber der Subjektivität dieser Aussage bewusst.
 
Ja, da pflichte ich Dir bei. Die Dosis macht's. Es gab den Rohrstock in meiner Kindheit allerdings für Nichtigkeiten.

Interessant ist für mich bei dieser Diskussion hier, daß es mir jedenfalls schwer fällt, über psychische Strafen zu schreiben. Es ist so, als gäbe ich eine höchst intime Geschichte preis, während körperliche Züchtigungen in der Erinnerung sogar eine Skurrilität bekommen. Wenn in der Grundschule die Klassenlehrerin immer den Rohrstock in der Hand hielt und schneller als die Polizei erlaubt, austeilte. Das war schnell vergessen. Die körperlichen Züchtigungen waren und sind nur dann noch belastend, wenn daran irgendwelche Absichten des Züchtigenden gekoppelt waren bzw. sind. Dann war es keine Zurechtweisung oder ein Grenzen Aufzeigen, sondern ein Ausspielen der körperlichen Überlegenheit, ein genervtes Abreagieren. Die Spuren dieser Schläge verwandelten sich schnell in blaue Flecken und brannten sich tief in die Seele ein. Gott sei Dank wuchs ich nicht in so einem Elternhaus auf. Daher kenne ich nur dieses eine Erlebnis, das lange in mir wirkte. Da mein Vater sehr früh starb, konnte ich es mit ihm persönlich nicht mehr klären, aber inzwischen ist es längst im Schmerzkörper gelöscht und verziehen.
 
Inflationäre oder unbedachte Strafen sind natürlich immer kontraproduktiv. Sie stumpfen entweder ab, oder erzeugen langfristigen Groll. Ich bekam einmal eine Ohrfeige von meinem Onkel, weil mir in seiner Wohnung wegen des Durchzugs eine Türe aus der Hand glitt. Sie schlug mit einem lauten Knall zu. Dass die Glasscheibe heil blieb, hat mir wohl im Sinn des Wortes den Hintern gerettet. Ich hatte aber seit dieser Ohrfeige keinen Respekt mehr vor ihm, sondern habe ihn nur noch verachtet.

Zwischen meiner Mutter und mir gab es gelegentlich Konflikte wegen ihrer Überführsorge. Durch dieses Verwöhntwerden fiel es mir zunächst bis zur Pubertät schwer, eine gewisse Selbstständigkeit zu entwickeln. Dann allerdings, es war nach sechs Wochen Ferien ohne meine Mutter, war nichts mehr wie vorher. Zwar genoss ich es weiterhin, von ihr verwöhnt zu werden, aber ich empfand sie nun auch als einengend und mich bedrängend. Ich spürte wohl, dass ich mich ein beträchtliches Stück weit freistrampeln musste, und schoss als Neunjähriger entsprechend übers Ziel hinaus. Teilweise meinte ich wohl, einen Freiraum mittels Ungehorsam, Trotz und Frechheit erkämpfen zu können. Das war die Zeit als ein Rohrstock angeschafft wurde. Allerdings gab es dadurch diese Zyklen, in denen sich das alte Schema des Verwöhnens mit dem neuen strengeren Schema abwechselte. Ich wollte immer öfter ein Stück Abstand und ich realisierte das wohl, indem ich meine Mutter immer öfter zur Weißglut brachte. Dann gab es die Generalabrechnungen mit dem Rohrstock. Das war zwar heftig, aber ich war ihr deshalb nie böse; denn ich ahnte wohl, dass was ich wohl als goldenen Käfig empfand, nicht mehr so bequem und schmerzlos sein durfte, sonst hätte ich mich nie abnabeln können.
Hiebe in Wut galten zwar zu Recht bereits damals als problematisch, aber es half vielleicht, den nötigen Abstand für beide entstehen zu lassen.

Das mag ein Sonderfall sein, aber sicher kein Einzelfall. Dass es durch diesen Ablösungskonflikt später auch hässliche Verbale Auseinandersetzungen gab, empfinde ich in der Rückschau als das eigentlich Traurige.

Der Inhalt und der Grund solcher Auseinandersetzungen ist naturgemäß sehr komplex und für Außenstehende schwer nachvollziehbar. Ich empfinde die Reflektion durch das Schreiben darüber aber selbst auch für mich als entwirrend und hilfreich.
 
Was Einzelfall schreibt, fällt bei mir auf fruchtbaren Boden. Vor allem beginnt die Gedankenführung immer differenzierter zu werden. Es ist wenig förderlich, eine körperliche Bestrafung gleich als unzulässig abzutun. Natürlich ist der Rohrstock oder auch jede Art der Züchtigung angst- oder furchteinflößend. Ich kenne dabei nur die Seite des Bestraften. Es gibt in meinem näheren Freundeskreis den Fall, daß ein adoptierter Junge den neuen Vater solange provozierte, bis er ihn übers Knie legte. Der Junge wollte das ausdrücklich, weil er dann seinen Schmerz, der aus der Herkunftsfamilie stammte, entspannen konnte. Das Thema ist also weit differenzierter als es oft in der Öffentlichkeit behandelt wird.
Was für mich indiskutabel ist, wenn Eltern aus einer Hilflosigkeit und einer Unterlegenheit aus egoistischen Motiven heraus auf die Kinder einprügeln, damit vermeintliche Stärke demonstrieren oder sadistische Triebe ausagieren. Kommt leider oft genug vor. Das hat alles nichts mit einer Bestrafung zu tun. Das andere Extrem ist in meinen Augen ist eine grenzenlose Toleranz. Woran orientiert sich das Kind ? Wie gut, daß mir Grenzen aufgezeigt wurden von meinen Eltern. Eine ganz wertvolle Qualität ist die Pünktlichkeit, sie wurde mir förmlich eingebleut. Dazu erinnere ich mich an den Fall, als ich mal ein paar Minuten zu spät nach Hause kam. Unsere Familie ging freitags ins Hallenbad zum Schwimmen. Mein Vater erwartete, daß wir uns alle spätestens um 18 Uhr in der Wohnung einfanden. Ich war an dem Freitag etwas mehr mit meiner Aufmerksamkeit bei meinen Kumpels, so daß ich wenige Minuten nach 18 Uhr erst nach Hause kam. Ich sah meinen Vater schon von der Straße aus am Fenster, dachte mir aber nichts dabei. Er wird doch wegen 3 Minuten keinen großen Zirkus machen ! Weit gefehlt. Kaum war ich in der Wohnung, kam mein Vater auf mich zu, griff mich am Genick an, drückte mich nach unten und legte mich übers Knie. Es war wie völlig selbstverständlich, ich "bezahlte" eben für 3 Minuten Verspätung. Es gab nie Schläge auf den Nackten. Das alles wäre eher übergriffig. Der Hintern bekam seine Portion Schläge, dann war gut und die Familie fuhr zum Hallenbad, als wäre nichts geschehen. Die Schläge sind emotional längst vergessen, was geblieben ist, ist ein gesundes Verhältnis zur Pünktlichkeit, eine Grundeigenschaft, um in meinem Beruf erfolgreich zu sein.
 
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