ich habe mich gerade hier angemeldet im Forum, weil ich einfach einen Rat brauche und nicht weiß an wen ich mich wenden soll.
Am besten direkt an die Leute, die dafür zuständig sind. Hat deine Uni sowas wie ein Studentencenter? Es gibt auch so psychologische Anlaufstellen.
Was ich im Studium recht spät begreifen musste: vieles lässt sich ganz altmodisch durch Kommunikation lösen. Oft ist man in seiner eigenen Welt voller Sorgen und kommt irgendwie nicht auf die Idee, Ansprechpartner anzusprechen.
Ich hatte quasi dasselbe Problem wie du es jetzt hast.
Sprich mit den Leuten. Nicht mit Studenten oder Internet, sondern mit der Uni. Es ist vielleicht erstmal echt peinlich, wenn man offenlegen muss, dass man sein Studium total verplant hat.
Bei mir hat es echt was gebracht.
Kurz zu mir: Ich bin 21 Jahre alt und studiere gerade im 6. Semester Informatik in Karlsruhe.
Mit 21 hast du den Vorteil, noch sehr jung zu sein. Du hast noch einige Jahre, in denen du die Kurve bekommen kannst. Du bist so jung, dass du danach quasi nochmal studieren oder eine Ausbildung machen könntest.
Ich habe mein Studium (in Pforzheim) erst so mit 25 angefangen.
Ich hab mein Studium im WS 20/21 angefangen, also genau während des ersten Lockdowns. Die ersten beiden Semester liefen bei mir ziemlich gut. Ich habe insgesamt 5 Prüfungen geschrieben und vor allem die sog. Orientierungsprüfungen auf Anhieb bestanden (das sind 3 Prüfungen die man bis zum 3. Semester bestanden haben muss. Ansonsten wird man exmatrikuliert). Soweit so gut.
Bei mir ist auch der Wurm im 3. Semester reingekommen (Depression, Angstzustände) und lange Zeit nicht mehr weggegangen.
Ich war im 7. Semester auf dem Stand eines 3. Semestlers. Ich musste quasi nach meinem Praxissemester gefühlt noch 20 Klausuren bestehen und hatte durch Corona noch Puffer, weil glücklicherweise die Prüfungsordnung angepasst wurde. Sonst wäre ich weg gewesen.
Während dieser ganzen Phase, habe ich mehrmals darüber nachgedacht mein Studium abzubrechen und irgendwie einen „Neuanfang“ zu machen. Ich hatte unter anderem überlegt Maschinenbau, Elektrotechnik, Mathematik, Physik, Wirtschaftsinformatik, usw. zu studieren. Dann hatte ich überlegt eine Ausbildung zu machen oder irgendetwas Dual zu studieren. Doch die Wahrheit ist, dass mir die Informatik einfach wahnsinnig Spaß macht und es genau das ist was ich später einmal machen möchte. Ich kann mir einfach nichts anderes vorstellen.
Lass das einfach mit dem Abbrechen.
Das muss immer einen Sinn ergeben. Wenn du noch eine Chance hättest, dein Studium zu Ende zu bringen, dann nutze es.
Es ist immer besser, Dinge zu Ende zu bringen, anstatt sie abzubrechen.
Doch jetzt habe ich in den letzten beiden Nächten angefangen mal meinen weiteren Studienverlauf zu planen. Wir haben eine maximale Studienzeit von 9 Semestern die aufgrund von COVID um 3 Semester auf 12 Semester erhöht wurde. Das bedeutet also, dass ich, vorausgesetzt ich bestehe die Prüfung nächste Woche, in den kommenden 5 Semestern jeweils 3-5 Prüfungen hätte, die zum Teil echt schwer sind, und dann im letzten Semster die Bachelorarbeit schreiben würde.
Wie viele Klausuren musst du denn insgesamt schreiben und wie lange hast du dafür Zeit?
Es ist wichtig, dass du dir einen realistischen Plan machst.
Ich bin damals auf meinen Ansprechpartner zugegangen und habe ihm die Situation geschildert. Der hat zwar nicht wirklich erwartet, dass ich das packe, weil das außergewöhnlich umständlich war, aber ich habe es dann doch noch geschafft.
Wenn man mit den Leuten redet, merkt man, dass die Unis/Hochschulen oft Tricks haben, wie man schwierige Studenten durchbringt.
Ich sehe das nun an und fühle mich total überfordert und für nicht stark genug um das zu schaffen. Ich frage mich ob ich das schaffen kann, habe Angst davor wieder eine meiner Angstphasen zu bekommen oder davor eine Prüfung nicht zu bestehen was dann automatisch dafür sorgt, dass ich die maximale Zeit übersteige. Der Puffer, den „normale“ Studenten haben, ist weg und ich habe Angst am Ende 12 Semester für nichts studiert zu haben.
Diese Angst wird dich aber immer begleiten.
Und ja, es wird übelst überfordernd sein. Aber es ist möglich. Als ich im Internet recherchiert hatte, meinten alle, das wird nichts, das kann ich gleich vergessen.
Ich hatte auch mal den Fall, dass ich 4 Zweitversuche hatte, da hatte man mir auch schon attestiert, dass ich das auf keinen Fall schaffen würde. Ich hab's aber geschafft, es ist also möglich. Und sogar mit ziemlich guten Noten, wodurch ich meinen Schnitt auch noch exorbitant verbessern konnte.
Puffer wie andere hast du halt nicht. Das heißt, bei dir muss jetzt alles reibungslos laufen. Kein Herumtrödeln, kein Aufschieben, keine Termine verpassen, keine Zeitverschwendungen mit lustlosen Kommilitonen, kein Durchfallen. Der Druck ist also noch viel größer. In diesen sauren Apfel musst du jetzt hineinbeißen.
Ich weiß einfach nicht weiter. Ich wünschte ich könnte einfach 2 Jahre in der Zeit zurückreisen und dann normal weitermachen ohne diesen ganzen Mist. Gleichzeitig kommt es mir so vor, als hätte ich mir meine gesamte Zukunft verbaut und das Studium ist irreparabel zum Scheitern verurteilt.
Irreparabel nicht. Die Unis geben einem meistens noch Chancen, auch, wenn es ausweglos erscheint.
Du darfst nur keine Prüfungen verhauen.
Gesamte Zukunft verbaut hast du dir auch nicht. Verbauen tut man sich nur, wenn man planlos weitermacht und keine Ziele im Leben hat.
Du kannst auch fertigstudieren und dann in ein Loch fallen. Außerdem bist du noch etwas zu jung, um gleich von einer gesamten Zukunft zu reden.
Momentan erlebe ich eine Achterbahn der Gefühle zwischen „Ich schaffe das sicher“ und „ich werde es niemals zu irgendwas bringen und bin ein Versager“. Außerdem schäme ich mich auch dafür dass meine Eltern mich finanzieren während ich Zeit verschwende und nichts gebacken bekomme. Andere, die mit mir begonnen haben, schreiben im nächsten Semester ihre Bachelorarbeit und ich bin auf Stand des 2. Semesters und selbst da fehlen mir noch 2 Prüfungen.
All das bringt dich nicht weiter.
Ja, und? Dann haben deine Eltern dich halt finanziert? Ist das Scheitern im Studium jetzt besser, wenn du dein eigenes Geld in den Sand gesetzt hättest? Oder Geld vom Staat?
Viele tun immer so, als sei es ein Verbrechen, wenn Eltern einen finanzieren. Wofür hat man dann Sparbücher angefangen? Zudem finde ich es toll, dass deine Eltern in dich investieren. Das kann man ja nicht von jedem behaupten.
Tja, dann sind da noch "die anderen". Ja, klar, die anderen sind jetzt quasi schon fast fertig und du hängst hinterher. Das ist auch der saure Apfel, aber du wirst bestimmt nicht die Einzige sein.
Bei mir haben auch viele so getan, als wären sie gleich fertig und jedes Semester hat man sie irgendwo doch noch auf Prüfungslisten gesehen.