ähm... hast du meinen Beitrag richtig gelesen??
Ich bin gegen einen Zwangskindergarten.
Generell finde ich es aber gut, wenn Kinder schon recht früh für einen gewissen Zeitraum mit vielen anderen Kindern in Kontakt kommen. Das halte ich auch für eines der wichtigsten Argumente für einen Kindergarten: der Sozialkontakt zu anderen.
Der andere Grund ist, dass eben im Vergleich mit anderen Kindern und durch erfahrene Kräfte evtl. Schwierigkeiten leichter auffallen als in der Familie (das ist kein Vorwurf an Eltern - aber Kinder verhalten sich zu Hause nun mal anders als anderswo und es gibt Dinge, die im geschützten Familienraum nicht so auffallen) und dementsprechend frühzeitig behoben werden könnten.
Ganz unten habe ich außerdem geschrieben, dass die Voraussetzungen DERZEIT nicht vernünftig gegeben sind. Kindergärten und Schulen sind eben nicht optimal ausgestattet - da muss dran gearbeitet werden.
Zum Thema Verantwortung: Natürlich haben Eltern eine Verantwortung und eine Fürsorgepflicht für ihre Kinder und natürlich erziehen Eltern ihre Kinder. Aber sie haben keinen Besitzanspruch auf ihr Kind. Und sie haben den Erziehungsauftrag eben auch nicht alleine. Den hat nämlich auch der Staat und somit die Schulen.
Sprich - es ist eine gemeinsame Aufgabe. Da muss zusammen überlegt werden und das läuft derzeit noch sehr schief. Die eine Gruppe schimpft auf die andere.
Eine sinnfreie Dauerberieselung in der Schule/Kita ist genauso blöd wie eine sinnfreie Dauerberieselung zu Hause. Sinnvoller Schulalltag kombiniert mit sinnvoller Freizeitgestaltung daheim ist doch ein tolles Ziel. Schau Dich mal in anderen Ländern um. Da ist es ÜBLICH, dass die Kinder mit vier in eine ganztätige Einrichtung kommen und ich lasse PISA - Ergebnisse einfach mal weg.
Du schreibst, Kindererziehung ist Aufgabe der Eltern und dass der Staat das nicht auffangen kann. Leider ist aber doch oft so, dass der Staat das irgendwie auffangen muss. Weil es leider (selbst in dörflicher Idylle) Familien gibt, die es nicht schaffen. Wo Kinder schmutzig und hungrig in die Schule kommen. Wo Kinder an einem kleinen Flecken Tisch Hausaufgaben machen sollen, während der Große im gleichen Raum noch zwei Kumpels da hat und das Kleine schreit und der Mittlere den Fernseher laufen hat. Wo Kinder am letzten Schultag vor den Ferien traurig gucken, weil ihnen jetzt 6 Wochen totale Langeweile und Fernsehgucken bevorsteht... Ich rede jetzt nicht von besonders dramatischen Fällen, wie sie auch hier im Forum immer wieder zu lesen sind...
Auf der anderen Seite gibt es baufällige Schulen ohne Material. Lehrer kurz vorm Burnout-Syndrom, die seit 20 Jahren den gleichen Unterricht machen. Klassen, in den 30 oder mehr Kinder auf viel zu wenig Platz toben. Den Matheunterricht in Klasse 6, die seit Schuljahresbeginn jetzt den vierten Vertretungslehrer haben und keiner mehr durchblickt.
Mir geht es nicht um Dauerbeschäftigung von Kindern. Mir geht es um sinnvolle Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule. Um sinnvolle Angebote für Kinder mit all ihren individuellen Fähigkeiten und Schwächen. Die Ganztagsschule hat für mich nicht den Sinn, die Kinder auszupowern - im Gegenteil. Vernünftige Ganztagsschule (nicht der Quatsch, der hierzulande oft verzapft wird) heißt doch, den Unterricht, der jetzt geballt am Vormittag ist, verteilen zu können. Zeit zu haben, auf Schüler eingehen zu können. Ausreichende Pausen zu haben. Eben die Zeit zu haben, zu lernen, warum das wichtig ist, dass man 2*2 lernt und es nochmal erklärt zu bekommen. Auch Raum zu haben für Freizeitgestaltung und Projekte - in die sich ja auch die Eltern, die die Zeit haben und die Verantwortung übernehmen möchten, einbinden können.
Es ist nicht nur die Aufgabe von Eltern, sondern von der Gesellschaft, Kinder großzuziehen.
Ich mag im Übrigen diese Pauschalvergleiche mit früher nicht. Heute werden unsere Kinder auch groß und aus den meisten wird irgendwas. Das war vor 50 Jahren so, das war auch vor 6 Jahrhunderten so, als es für die meisten noch gar keine Schulen gab und das war auch in der Steinzeit so. Und? Sollen wir uns jetzt Leder um die Beine binden und ein Lagerfeuer anzünden?
Die Gesellschaft verändert sich eben und heutzutage haben wir eben andere Bedingungen - auf der einen Seite mehr berufstätige Mütter auf der anderen Seite eine hohe Arbeitslosigkeit und Armut. Dem muss sich ja der Einzelne und der Staat anpassen...