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Missbrauchsskandale der Kirchen

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Dann ist Rammstein auch eine staatlich finanzierte Institution mit besten Kontakten in die Politik, wo Eltern ihre Kinder vertrauensvoll zur Erziehung und Betreuung hinschicken?
Es ist doch für die Sache völlig egal, wie sich etwas finanziert. Es geht um MACHT-systeme und die gibt es überall dort, wo Macht auf Hilflosigkeit trifft. Missbrauch gab es übrigens auch im ganz großen Stil in staatlichen Heimen...weil es für die Täter (und erstrecht für die Opfer) völlig irrelevant ist, wie das System sich finanziert: der entscheidende Faktor ist das Machtgefälle.
Wenn Du meinen Post ganz gelesen hättest, hättest Du gelesen, dass ich in meinem Beispiel von der ganzen Musikindustrie geredet habe. (ich hätte auch eine andere Branche oder ein anderes Machtsystem nennen können, aber mit dieser Branche kenne ich mich halt am besten aus und kann deswegen am ehesten davon berichten.)
wenn Dir das Beispiel mit Rammstein nicht gefällt, dann ersetze es durch "Opernhaus" oder "Filmproduktion"...oder glaubst Du, dass es da jemand wagen könnte, den Mund auf zu machen, wenn er in einem Abhängigkeitsverhältnis steht und ihm dieses Mund-aufmachen das Leben ruinieren würde?

Es geht um unkontrollierte Macht und überall dort, wo macht eben unkontrolliert ist, kann Missbrauch passieren, deswegen ist es so wichtig, dass wir als Gesellschaft diese Machtsysteme aufspüren und konsequent "austrocknen" indem wir den Opfern die Möglichkeit geben ihr Schweigen zu brechen.
Täter in solchen machtsystemen fühlen sich sicher, weil sie quasi unantastbar sind. Und diese Sicherheit können wir als Gesellschaft ihnen entziehen. Und dabei ist es völlig egal, ob diese Machtsystem innerhalb einer Galubensgemeinschaft existiert oder innerhalb einer Schüler-Lehrer-Abhängigkeit, in der Unterhaltungsbranche oder in einem Wirtschaftsbetrieb: Unkontrollierte Macht führt zu Missbrauch dieser Macht.
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
... haben die ganzen Priester, die du kennst, denn hingeschaut?
" haben hingeschaut"?
Die sind zu jung... die Missbrauchsskandale um die es jetzt geht, sind alle ziemlich lange her (eher 20 Jahre und mehr). Aktuelle Fälle sind zum Glück in der Tat selten geworden (was nicht heißt, dass sie nicht vorkommen, aber es ist eben schon so, dass es nicht zum berufsalltag eines modernen Pfarrers gehört, Missbrauch seiner Kollegen mitzubekommen oder gar selber....)
Aber Du kannst Dir denken, dass menschen, die denken wie Du und ich, bei sowas nicht wegschauen würden, aber es ist eben seltener und betrifft nicht jede Pfarrei und ich kann mir auch vorstellen, dass die Täter die es bestimmt noch irgendwo gibt, inzwischen vorsichtiger geworden sind.
Sie müssten doch am ehesten wissen, was sich hinter Kirchenmauern abspielte und vertuscht wurde.
So unwissend können sie nicht gewesen sein.
Was haben sie getan, um Kinder vor ihren pädophilen Kollegen zu schützen?
Auch weggeschaut und es zum Kotzen gefunden?
Wie gesagt: Sie sind zu jung.
Ein Pfarrer/eine Pfarrerin der/die so 30 oder 40 ist, hat das in seiner aktiven Zeit zum Glück eher nicht mitbekommen und WENN, dann hätte er/sie die Gelegenheit gehabt, den Mund auf zu machen.
Es ist eben vor allem so, dass diese Machtsysteme jetzt andere sind (bestimmt nicht überall, aber immer mehr und vor allem dort, wo moralisch einwandfreie Geistliche wirken)
Die Pfarrer (gerade in der evangelischen Kirche) der neuen Generation sind aus einem ganz anderen Holz: Das sind ganz normale junge Leute: Engagiert, fortschrittlich, modern: die gehen genauso feiern, wie ihre Altersgenossen, sie haben selbst Kinder (also die evangelischen) haben Partner/innen sind evtl homosexuell usw. Eben ganz normale Leute, die halt zufällig auch Pfarrer sind.
Natürlich gibt es- wie überall- auch dort schwarze Schafe aber die Machtverhältnisse sind für schwarze Schafe weit weniger "günstig".
Und natürlich sind dort die Skandale (und das Entsetzen darüber) auch jeden Tag Thema: Weil die eben genauso angeekelt sind wie wir alle)

DAS ist die neue Basis.
Also zB liegen in der Kirche eines guten Freundes von mir auf jedem Klo Hilfsnummern von unabhängigen Anlaufstellen aus und es steht überall: Bitte zögern sie nicht, wenn ihnen XY verfährt oder sie den Verdacht haben, umgehend die Polizei zu informieren. Es werden Nummern vom weißen Ring uä genannt usw.
In einer anderen Pfarrei hängen die Regenbogenfahnen und es gibt jedes jahr ein Gay-Pride-event.
Alle Mitarbeiter in der Kirche werden neuerdings auf Schulung geschickt, wo sie lernen, wie zu reagieren ist, wenn sie Kenntnis von so einem Vorfall bekommen (musste selber so eine Schulung machen und kann nur sagen: Das war keine Alibiveranstaltung sondern das war ziemlich schonungslos und echt nichts für schwache Nerven)
Also es tut sich schon was in der Prävention.
Das entschuldigt nicht!!!! was passiert ist und wahrscheinlich immernoch passiert und vor allem entschuldigt es nicht die schleppende Aufklärung, aber es zeigt halt: uch hier gibt es eine unglaubliche Vielfalt und diese Vielfalt bietet halt erstmals die Möglichkeit, diese Machtsysteme einzureißen.
Natürlich hatte ich mit solchen Leuten auch schon viele Gespräche über diese Themen: Und da erlebe ich eben die komplett gleiche Betroffenheit und den Ekel, den JEDER angesichts solcher Themen haben muss.

Letztlich leiden auch sie unter dem System der Kirche, indem halt einfach immernoch "alte Herren" das Sagen haben. In der katholischen Kirche noch mehr als in der evangelischen, aber auch in der evangelischen geht es eben letztlich um einen großen Wirtschaftbetrieb in dem die "Bosse" alles versuchen, die Weste sauber zu halten. Das heißt aber eben nicht, dass die "kleinen" Pfarrer das ebenso sehen.

Du darfst eins nicht vergessen: Das Bild, das ist der Öffentlichkeit von der Kirche herrscht ist ein komplett anderes, als es aktuell zu verfolgen ist: Ein Pfarrer ist kein alter Mann mit Talar der lüstern auf die Chorknaben schielt: Das sind eben ganz normale menschen wie Du und ich.
Es ist ja nicht so, dass hinter jeder Tür in der Kirche sowas passiert und jeder wegschaut.
Und ja, für diejenigen, mit denen ich befreundet bin, würde ich meine Hand ins Feuer legen, dass sie nicht wegschauen würden (müssten sie auch nicht mehr, denn die Strukturen haben sich schon sehr verändert und Akute Fälle würden jetzt ganz anders gehandhabt werden, als früher) , bzw sich auch innerhalb der Kirche einsetzen. Es gibt nämlich garnicht so wenig Kirchenpersonal an der Basis, das ebenso druck nach oben macht.

Die wahren Probleme bei der Aufarbeitung bestehen auch eben nicht bei den "Otto-Normal-Pfarrern" sondern in der oberen Etage: Der Fisch stinkt hier definitiv vom Kopf!
 

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