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Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk - objektiv oder manipulativ?

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
was denkt ihr über unseren öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Seid ihr der Meinung, dass unser öffentlich-rechtlicher Rundfunk neutral und objektiv berichtet, sodass man diesem immer noch insgesamt vertrauen kann? Oder seid ihr der Meinung, dass die Berichterstattung in unseren öffentlich-rechtlichen Medien mittlerweile zu großen Teilen befangen ist und sogar teilweise manipuliert wird?
Ich finde den Thread interessant, danke dafür.

Vorweg: Ich finde es richtig und wichtig, dass es öffentlich rechtliche Medien gibt.

Folgende Probleme sehe ich bei den ÖRR Medien:
  • Es gibt zu viele. Es gibt alleine 13 Fernsehsender, dazu dutzende Radio Sender, Internetplattformen und eine breite Präsenz auf Social Media. Das ist teuer für den Gebührenzahler, geht weit über den Kerninhalt hinaus und dominiert die Medienlandschaft. Der ÖRR gehört für mich auf maximal 3 Sender zusammen gestampft.
  • Es gibt Verpflechtungen von Politik und ÖRR. In den Rundfunkräten sitzen Menschen mit Parteibuch und es gibt erwiesenermaßen direkte Einflussnahme auf das Programm. Politiker sprechen z.B direkt mit Tageschaumoderatoren und sagen ihnen wovon sie mehr oder weniger berichten sollen.
  • Es gibt im ÖRR Interessen, die einer neutralen Berichterstattung zuwider laufen. Zum Beispiel die eigene Karriere. Ein Intendant im ÖRR verdient bisweilen über 400.000 € im Jahr + Sachkosten + Aufwandsentschädigung + gute Pension. Und weil das Geld vom Gebührenzahler kommt, besteht kaum ein Druck das Programm so zu gestalten, dass es gefällt. Das Geld kommt eh rein...
  • Es wird nicht klar deklariert, was gebührenfinanziert ist. Gerade im Bereich Social Media und Youtube gibt es viele Inhalte, die neutral wirken aber hinter denen der ÖRR steckt. Dazu zählen auch Bewertungen, Meinungen und Stellungnahmen. Es geht so weit, dass der ÖRR auch gerne bei "zufälligen" Bürgerbefragungen 5 Leute auf der Straße fragt und zufälligerweise haben dann alle das gleiche Parteibuch....
  • Der ÖRR arbeitet oft nicht repräsentativ. Er läd politische Gäste nicht danach ein, wie groß der Stimmanteil bei einer Wahl ist sondern nach eigenem Gutdünken. Auch in anderen Themen arbeitet der ÖRR nicht auf Basis von Mehrheitsmeinungen sondern vertritt auch gerne absolute Minderheitenmeinungen, bis hin dazu, dass es Grafiken fälscht oder zumindest plötzlich anders darstellt. Da waren früher auf einer Wetterkarte Werte um die 15 Grad gelb, heute sind sie plötzlich rot. Na, wollte da jemand die Klimaerwärmung farblich suggerieren?
Das meiste wissen wir natürlich nicht. Es gibt keine neutrale Aufsicht über den ÖRR.
Auffällig ist allerdings, dass heute mehr Meinungsmache betrieben wird als früher. Wer sich alte Nachrichten anschaut, dem fällt sofort auf, dass hier die Nachrichtensprecher oft nur nüchtern vorgelesen haben. Heute gibt es sofort eine Meinung dazu präsentiert. Selbst die Wortwahl zwischen den Sendern scheint abgesprochen. So wird der Krieg in der Ukraine inzwischen normiert als "russischer Angriffskrieg" bezeichnet. Habe ich ja nichts dagegen, aber es fällt eben auf, dass er immer so genannt wird.

Insgesamt bin ich sehr kritisch geworden und schaue gerne neben dem ÖRR andere Sender wie Auslandsmedien (z.B. CNN). Da bin ich ganz bei dir @Daoga : Man kann den ÖRR als Informationsquelle nutzen aber die Wahrheit liegt meist darin möglichst viele Medien zu sehen und sich selber ein Gesamtbild zu machen.
 

Dalmatiner

Aktives Mitglied
Da waren früher auf einer Wetterkarte Werte um die 15 Grad gelb, heute sind sie plötzlich rot. Na, wollte da jemand die Klimaerwärmung farblich suggerieren?
Die 13 Programme des ÖRR färben also auf Anweisung irgendwelcher Politiker die Wetterkarte ein, damit die Zuschauer endlich an den Klimawandel glauben?(...)

(...]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Blaumeise

Aktives Mitglied
Es gibt zu viele. Es gibt alleine 13 Fernsehsender, dazu dutzende Radio Sender, Internetplattformen und eine breite Präsenz auf Social Media. Das ist teuer für den Gebührenzahler, geht weit über den Kerninhalt hinaus und dominiert die Medienlandschaft. Der ÖRR gehört für mich auf maximal 3 Sender zusammen gestampft.
Viele Sender davon sind aber auch lokale Sender. Die sind auch wichtig. Ich persönlich würde sonst nicht viel mitbekommen, was in meiner unmittelbaren Umgebung so abgeht.

Da waren früher auf einer Wetterkarte Werte um die 15 Grad gelb, heute sind sie plötzlich rot. Na, wollte da jemand die Klimaerwärmung farblich suggerieren?
So ein Blödsinn. 15°C sind immer noch gelb. Hier als Beweis z.B. die Vorhersage für Freitag von der ARD:
Etwas nach unten scrollen, dann kommt die eingefärbte Karte. Und man sehe und staune: Da taucht eine 15°C auf und die ist GELB 😱

So wird der Krieg in der Ukraine inzwischen normiert als "russischer Angriffskrieg" bezeichnet. Habe ich ja nichts dagegen, aber es fällt eben auf, dass er immer so genannt wird.
Ja, und?


Wer der Wahrheit nahe kommen will, kann nur so viele unterschiedliche Medien wie möglich zu einem bestimmten Thema abfragen, und sich aus dem Querschnitt dann seine eigene Meinung bilden.
Richtig.

Am besten nicht nur deutschsprachige, sondern auch ausländische, je nach eigenen Sprachkenntnissen. Englisch zumindest kann vermutlich jeder, da ist CNN ein Klassiker, weil die eigene Reporter überallhin schicken. Auch britische Medien kann man googeln.
Englisch kann eben nicht jeder. Ich persönlich kenne sehr viele, die kein oder nur sehr schlecht Englisch können. Das betrifft aber überwiegend die ältere Generation ab 50+.
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Sagen wirs mal so: 100prozentige Objektivität ist eine Illusion, die es nicht gibt.
Und die meisten, die die Öbejktivität des ÖR infrage stellen sind halt leider bei den Qualitätsmaßstäben, die sie von den anderen medien fordern nicht sooo genau.
Aber wer einigermaßen Medienkompetenz besitzt, der kann sich in der aktuellen Meidenlandschaft ein gutes Bild verschaffen und dazu gehört eben zB auch die Bewertung der unterschiedlichen Medienakteure.
Je mehr sich ein Medienhaus journalistischen Standarts verpflichtet, je mehr Kontrollinstanzen es hat, je mehr es von unabhängigen Stellen geprüft werden KANN desto besser.
Allein die Tatsache, dass etwas überprüft werden kann und auch von zahlreichen Gegner des ÖR tatkräftig überprüft WIRD erzeugt ja auch einen gewissen Zwang nur ja nicht zu schludern.

Und genau das liefert der ÖR: Die Möglichkeit, seine Inhalte von unabhängiger Stelle prüfen zulassen.
Das ist aber leider etwas, das in all der (teilweise berechtigten Kritik am ÖR) total zu kurz kommt: Meist werden irgendwelche Behauptungen aufgestellt, der ÖR hätte hier oder da dies oder jenes verbockt, aber wenn es darum geht, das Kind beim Namen zu nennen ist meist nicht viel dahinter. ich habe schon so viele Behauptungen gehört, der ÖR würde dies oder das manipulieren aber wenn man es dann mal genauer überprüft ist einfach nichts dahinter...

Aber egal: Der Aufreger und die Überzeugung, der ÖR wäre irgendwie böse und würde uns manipulieren bleiben, während munter manipulitaivster Inhalt ohne jegliche Quellensubstanz konsumiert wird.
DAS ist doch gerade das Wichtige am ÖR: Er stellt sich der Diskussion, indem er sich überprüfbar und damit angreifbar macht.
Er tut das, was halt so viele andere "Quellen" nicht machen: die stellen schlicht random irgendwelche Behauptungen auf, wissend, dass ihre Zuhörerschaft es allein deswegen glaubt, weil es die eigene Meinung bestätigt, nicht aber weil es obejktiv überprüfbar wäre.
Momentan kann halt jeder im Internet schreiben/sagen was er will und wozu er lustig ist. Meist bilden sich dann sich dann gewisse Echokammern, die sich gegenseitig als Quelle aufrufen und natürlich null journalistischen Wert haben. Das ist ja auch OK, solange man es als das nimmt was es ist: Eine Meinung! Diese Meinung kann man dann teilen oder ablehnen, aber es ist eben nicht zu verwechseln mit irgendeiner Form von journalistischer Sorgfalgt (sei es jetzt in ör- Medien oder in privaten oder im Internet).
Seriös wäre es ZB, solche Videos mit dem Vermerk "Meinungskommentar" zu kennzeichen.
Also wenn ich die Objektivität eines ÖR-Rundfunks der immerhin gewissen Richtlinien, Kontrollinstanzen und Gremien unterliegt grundsätzlich anzweifle (was man ja gut und gerne tun kann und auch sollte), wie viel mehr muss ich dann irgendwelche hingeschluderten Videos von nach Costa-Rica ausgewanderten Immobilienmaklern (ich frage mich, was so einen Menschen dazu qualifiziert, solche Videos zu erstellen: Das ist doch auch nichts anderes, als wenn Karl-Heinz am Stammtisch redet) ohne jegliche Kontrolle, mit klarer politischer und gesellschaftlicher Prägung und entsprechender "Agenda" anzweifeln?
Bzw naja, anzweifeln muss man solche Quellen natürlich nicht, denn man bekommt ja GENAU das was sie versprechen: Ein total einseitiges Meinungsbild eines Menschen, der eine gewisse politische Haltung verbreiten will und dafür halt in die absolute Polemikkiste greift: Allgemeinplätze, ein bißchen Wutbürgersprech und schon hat man seine Klicks.
Also eigentlich das übliche.
 

Arktur

Sehr aktives Mitglied
Und genau das liefert der ÖR: Die Möglichkeit, seine Inhalte von unabhängiger Stelle prüfen zulassen.
Ein wichtiger Aspekt, weswegen ich den ÖR nach wie vor als eine wichtige Informationsquelle erachte. Ich würde mich niemals nur auf "alternative Medien" verlassen, sondern ich konsultiere zu den Themen auf jeden Fall auch den ÖR. Meinem Eindruck nach bekommt man da immer noch die zuverlässigsten Infos, und außerdem auch noch professionell recherchiert.
 

Dunkle Prinzessin

Moderator
Teammitglied
Ja, der ÖRR ist schon manipulativ, diese besteht für mich aber mehr in der Einseitigkeit, mit der oft berichtet wird, politische Motivation steckt zwar auch manchmal darinnen aber mehr nervt mich, dass meist nur von einer Sichtweise aus berichtet wird. Ich kunsimiere darum auch zu einem Thema oft im internet mehrere Medien, so kann man das etwas ausgleichen.
 

Insta

Sehr aktives Mitglied
  • Es gibt im ÖRR Interessen, die einer neutralen Berichterstattung zuwider laufen. Zum Beispiel die eigene Karriere. Ein Intendant im ÖRR verdient bisweilen über 400.000 € im Jahr + Sachkosten + Aufwandsentschädigung + gute Pension. Und weil das Geld vom Gebührenzahler kommt, besteht kaum ein Druck das Programm so zu gestalten, dass es gefällt. Das Geld kommt eh rein...
Du hast in allen Punkten Recht. Diesen greife ich mal hinaus. Der ÖR ist ein reiner Selbstbedienungsladen geworden. Hat man ja vor allem beim MDR gesehen, wie geldgeil die Intendatin war. Auto, Prunkbauten etc. sind ja ganz normal geworden.

Wie vertrauenswürdig sind solche Menschen?

Ich war früher Befürworter und habe auch gern GEZ gezahlt um objektive Nachrichten zu bekommen. Diese Zeiten sind vorbei.
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Viele Sender davon sind aber auch lokale Sender. Die sind auch wichtig. Ich persönlich würde sonst nicht viel mitbekommen, was in meiner unmittelbaren Umgebung so abgeht.
Die Frage ist, eben, ob das politischer Auftrag eines ÖRR sein sollte.

210 € zahlt der deutsche Haushalt jährlich für den ÖRR, knapp 8 Milliarden Gesamteinnahmen.
Für 210 € Euro kann man sich quer durch alle Streamingangebote arbeiten.
Zum Vergleich: Die britische BBC kommt bei der Haushaltsabgabe mit nur etwas mehr als der Hälfte aus und das ohne Werbung.
Nicht umsonst finden 75% der Deutschen den ÖRR Beitrag zu hoch und 66% sind mit dem ÖRR unzufrieden bzw. sehen ihn in der Krise.
Und wenn man dann sieht wofür so massiv Geld ausgegeben wird, ist es noch kritischer. Über 500 Millionen alleine für Renten, Millionen für einseitige Politik-Talks und teils über 400.000 € für Intendanten, die nebenbei noch in politischen Parteien mitwirken. Teilweise auch einfach doppeltes Programm, denn braucht es 16(!) verschiedene ÖRR Sender, die alle Nachrichten machen?
 

Violetta Valerie

Moderator
Teammitglied
Ja, der ÖRR ist schon manipulativ, diese besteht für mich aber mehr in der Einseitigkeit, mit der oft berichtet wird, politische Motivation steckt zwar auch manchmal darinnen aber mehr nervt mich, dass meist nur von einer Sichtweise aus berichtet wird. Ich kunsimiere darum auch zu einem Thema oft im internet mehrere Medien, so kann man das etwas ausgleichen.
Wie genau würdest Du manipulativ beschreiben? Also nicht nur dem Gefühl nach sondern wie genau?
Ist nicht ALLES, was um uns herum passiert in gewiser Weise manipulativ oder möglicherwiese manipulativ? Oder andersherum: kann man ebenso nicht auch sagen, dass NICHTS manipulativ ist, wenn man nicht die falschen Erwartungen stellt?
Also welche Erwartungen hat man eigentlich?
MÜSSEN Medien die eigene Erlebniswelt widerspiegeln, damit wir sie als objekitv und realitätsgetreu empfinden?
ich habe manchmal das Gefühl, menschen erleben die Wirklichkeit in einer anderen Weise, als sie in den Medien dargestellt wird: Das ist jetzt erstmal normal, aber was bedeutet das?
DAs kann ja jetzt auch bedeuten, dass meine Sicht der Welt nicht die Ganzheit einer Sache repräsentiert oder nur in Teilen. Oder es kann bedeuten, dass ich Dinge anders erlebe, als sie für andere Menschen erlebbar sind.
Aber Fakt ist: menschen lesen etwas anderes, als sie es vor ihrer Haustür beobachten: Also stimmt da was nicht oder?
Es kann aber halt eben auch sein, dass vor anderen haustüren die Welt halt wieder ganz anders aussieht.

Bei privaten Medien taucht dieses Problem in der Regel nicht auf, denn die medien, die die Welt anders darstellen, als ich sie erlebe, konsumiere ich halt nicht. Die gibt es dann in meiner Welt nicht, Google filtert sie sowieso raus und ich nehme sie nicht ernst und muss mich nicht weiter damit befassen und schon erlebe ich einen Trugschluss: Ich erlebe: Der ÖR spiegelt meine Wirklichkeint nicht wieder, aber DIE Privaten schon (klar, weil ich nur die konsumiere die mich ansprechen). Also ziehe ich den Schluss: Der ÖR ist irgendwie aufm falschen Dampfer. (ich denke, wenn es keine Google-Algorithmen gäbe und jeder zufällig mit Info versorgt würde, wäre das Bild viel breiter und die meisten Menschen würden sich von dem Überangebot an Info abgeschreckt fühlen und entweder die Welt viel breiter erleben oder gleich wieder nur die ÖR konsumieren, die eben halt eine Zusammenfassung darstellen)

Das ist erstmal ein total nachvollziehbarer Schluss, aber dennoch ist er halt falsch, weil er diesen Bios drin hat, dass man die privaten Medien ja nach Geschmack vorselektiert hat.
Das heißt, man bekommt mit ziemlicher Sicherheit KEIN realsitisches Bild der Gesamtsituation, aber eins, das zur eigenen Beobachtung passt und DAS nimmt man dann viel viel eher an und fühlt sich davon repräsentiert.

Genau deswegen ist ja der ÖR so wichtig, dass er eben nicht der persönlichen Vorliebe des Publikums verpflichtet ist. Das macht ihn angreifbar, aber umso wichtiger.
Und ich finde, es ist einfach total wichtig ,dass wir uns das klarmachen: Die Aufgabe des ÖR ist es nicht, UNSERE persönliche Weltsicht zu bestätgien sondern einen Querschnitt abzubilden. Und gerade diese Differenz zwischen der eigenen wahrnehmung und der Berichterstattung kann enorm wichtig sein. Oder will man immer nur das lesen, was man eh schon aufm schirm hat?
Und dazu ist er ÖR eben transparent: Also bei aller Berichterstattung hast Du stets die Möglichkeit, es nachzuprüfen. Also WENN Dir etwas spanisch vorkommt, dann prüf es nach und vollziehe nach, wie eine Berichterstattung zustande kommt. Das ist beim ÖR möglich, bei den meisten privaten schon schwerer und bei allem was im Bereich Social Media unterwegs ist, ist es fast unmöglich.
Alsi beim ÖR kann man eben dann auch nicht nur die Inhalte überprüfen, sondern zB auf die Fehler und Probleme analysieren.


Nehmen wir mal ein Beispiel: Man hat herausgefunden, dass in den großen Verlagshäusern und auch im ÖRR hauptsächlich die Perspektive der gebildeten Großstadtbevölkerung repräsentiert wird: die Medienhäuser sitzen ja auch dort. Es werden also verstärkt Themen ausgespült, die dieses Klientel bedienen. Ganz automatisch.
Nun gibt es aber eben auch Menschen die wohnen NICHT in einer Großstadt und haben auch keinen akademischen Hintergrund. Man hat zB ebenfalls herausgefunden, dass die Perspektive von Menschen, die in ostdeutschen Dörfern leben total unterrepräsentiert ist.
Diese menschen gibt es aber halt trotzdem und die erleben eine komplett andere Wirklichkeit, als sie zB in der Zeit oder der SZ zu lesen ist.
Nehmen wir an, die Zeit berichtet über einen neuen Trend von veganen Fastfoodrestaurants, die die Städte bevölkern. Der Städter wird sagen: "ja, stimmt: Erlebe ich jeden tag"
Wie wirkt so eine Berichterstattung auf menschen, die in einem Kaff in sachsen-Anhalt leben, wo alles so ausgestorben ist, dass es nicht mal eine Dorfwirtschaft mehr gibt?
Die interessiert das vegane In-Futter einen Dreck und sie können sich auch nicht vorstellen, dass das irgendeine relevanz hat. Warum berichtet die Zeit nicht über die Tatsache, dass die Käffer dort nicht mal meine eine Dorfwirtschaft haben?
Und dann kommt vielleicht die Bild um die Ecke und titelt: veganer Pseudohype unter Studenten vertreibt kleine Traditionsgastronomie.
Jaaa DA findest Du Dich dann doch wieder und schwupps....haben wir den Salat: Die Leser vertrauen der Bild die vielleicht NULL recht damit hat, dass irgendwer irgendwen vertrieben hätte. Aber sie vertrauen ihr, weil sie näher an ihrer Lebenswirklichkeit ist.
Ist nun der Artikel aus der zeit falsch: Nein, denn er berichtet ja etwas, das stimmt (nehen wir jetzt mal an, diese Thema gäbe es) nur ist es halt was, das viele menschen garnicht betrifft und für sie ganz anders wahrnehmbar ist.
Manipulativ wäre die Bild, aber sie trifft die EMOTION!!! der Leser mehr: Sie bespielt nicht die Faktenebene ("Es gibt einen neuen Trend bei Restaurants") sondern sie bespielt die Emotionsebene ("die woken Spinner sind schuld an eurem Elend: In der Stadt futtern sie ihr veganes Zeug und drängen euer Schnitzelhaus damit vom Markt")
Das IST ein reales Problem! Weil SO läuft in der Regel aktuell die Bewertung von medieninhalten ab: je nachdem wie stark ein Medium meine persönlichen Emotionen aufgreift und bedieht, desto glaubwürdiger stuft man es ein.
Drum wär es ja zB auch so wichtig, dass der ÖR sich mehr mit der Lebenswirklichkeit verschiedener Schichten befasst und die stärker bespielt.
Dass er dads nicht tut ist schlecht, aber das heißt eben NICHT, dass die berichterstattung deswegen grundsätzlich falsch, unwahr oder manipulati wäre.
 

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