Pappenheimer
Aktives Mitglied
Danke für die genaue Beschreibung. Ich fürchte, bei mir würde das eher nicht funktionieren. Und ich frage mich, ob es damit zu tun hat, dass ich nicht in Sprache denke, andere aber vielleicht schon?Ich kann dir gerne noch eine Technik zeigen, die wir in der Ausbildung gelernt haben. Da geht man schrittweise an die hinderlichen/zu verändernden Glaubenssätze heran:
1. Den "alten" Satz klar benennen und ggf. aufschreiben.
2. Dann einen "neuen" Satz formulieren, mit dem man den alten ersetzen möchte (hierbei muss sehr gut darauf geachtet werden – wie hier auch mehrfach angemerkt – dass er realistisch, bekömmlich und auch gut zu merken ist).
3. Nun schaut man nach, wo der "alte Satz" im Gehirn gespeichert ist (bei den meisten Menschen sind die wichtigen, prägenden Sätze eher vorne im Kopf verankert, also gefühlt). Meist sind sie auch eher "groß", "laut" oder "gewichtig" abgespeichert, bei manchen in Leuchtschrift oder als großes Plakat; manchmal auch in der Stimme eines Elternteils oder einer Autoritätsperson.
4. Man sucht sich einen Platz im Kopf, wohin der "alte" Satz verschoben werden soll. Sinnvoll wären hier z. B. Orte, an denen bereits andere "abgelegte" Sätze archiviert sind. Ihn nur zu löschen ist wohl eher nicht sinnvoll, weil das unserer Hirnarchitektur widerspricht. Manche verändern auch nur die Submodalitäten des Satzes; sie verkleinern ihn, speichern ihn "leiser" ab, in zarter grauer Schrift o. Ä. – je nachdem, wie die anderen "abgelegten" Sätze abgespeichert sind.
5. Nun legt man sich den neuen Satz zurecht, und "tauscht" den alten gegen den neuen. Der alte kommt an den ihm künftig zugewiesenen Platz, der neue nimmt den Platz des alten ein. Die Technik ist als "Swish" bekannt, es gibt aber Variationen.
6. Zuletzt überprüft man, ob der Tausch funktioniert hat, also ob der alte Satz gut archiviert ist und der neue richtig verankert. Evtl. muss man da noch ein paarmal nachsehen und ggf. nachjustieren, falls es nicht funktioniert.
7. Jetzt kann man in der Praxis, im Alltag beobachten, ob die beiden Sätze entsprechend dem eigenen Wunsch ihre Wirkung zeigen. Falls man sich dabei ertappt, dass doch wieder der alte Satz das eigene Verhalten, Gefühl oder Denken beeinflussen möchte (Rückfall), erinnert man sich bewusst an den neuen und gibt dem alten die Anweisung, zurück ins Archiv.
Wir haben das mit einem Therapeuten, für uns alleine und in Übungsgruppen geübt – alle drei Varianten scheinen zu funktionieren, aber nicht bei jedem gleich gut.
Ich versuche mal, mein Problem damit zu beschreiben. Nehmen wir einmal an, mein Glaubenssatz sei "Ich bin nichts wert." Dann würde ich das ja nicht wörtlich so denken. Sondern ich würde mir zum Beispiel klein und nutzlos neben anderen vorkommen, ihnen vielleicht nach dem Mund reden, weil sie ja soviel wertvoller als ich wären usw. Was sich ändern müsste, wäre ja nicht ein abstrakter Satz in meinem Kopf, sondern mein Selbstbild und meine Weltsicht, meine Haltung zu mir und den Menschen. Es wäre ja nicht so, dass mir in den Momenten, wenn ich mich wertlos fühle, genau dieser Satz "Ich bin nichts wert." wörtlich durch den Kopf gehen würde. Also müsste es doch generell eher um folgendes gehen:
- Überprüfen und ggf. Ändern meiner Meinung und Haltung; dies nicht anhand von Wunschdenken, sondern anhand eines Realitätschecks und von anderen Meinungen, Perspektiven und Argumenten
- Erkennen des Aufkommens von Minderwertigkeitsgefühlen in konkreten Situationen
- Abgleichen dieser Situationen mit meiner neuen Sicht: "Ich bin doch eigentlich davon ausgegangen, dass ich doch was wert bin. Warum fühle ich mich dann gerade wieder so wertlos? Stimmt meine neue Weltsicht nicht? Habe ich irgendwas übersehen? Oder ist es nur noch eine schlechte alte Denk-Gewohnheit, die mich so fühlen lässt?"
- längerfristig: Annehmen einer neuen Haltung, einer neuen Sichtweise, die hervorgegangen ist aus der alten Sichtweise und neuem Input
Wie weiter oben schon geschrieben, es bringt mir nichts, mir einfach einen Satz zu sagen. Ich muss ihn mir auch glauben. Und dazu braucht es entsprechende Erfahrungen, Beispiele, Bilder, Argumente etc.
Was sagst du dazu?