Hatte zwei schwere Depressionen bisher gehabt, eine in meiner Kindheit, die mal schlimmer, mal besser wurde und eine vor ein paar Jahren. Stürzte jedes Mal derartig ab, war nicht mehr fähig irgendetwas zu tun, fand alles völlig Sinnlos und immer dieses beschissene, flaue Gefühl im Magen. Grübelatacken und sehr starke Gedanken an Selbstmord waren meine Begleiter.
Muss man sich mal vorstellen, ein Kind mit zehn Jahren denkt daran sich die Tabletten aus Mamas Medikamentenschrank zu schnappen! Keiner hats gemerkt, wirklich niemand hat jeh geahnt was in mir vorging, obwohl ich, objektiv betrachtet, finde, dass man es auf jeden Fall hätte merken müssen! Die haben meine Not einfach ignoriert und deswegen bin ich teilweise immernoch sehr enttäuscht und sauer auf diese Menschen.
Jedesmal wenn ich ganz unten angekommen bin und wirklich kurz davor war all dem endgültig ein Ende zu setzen, hab ich mich vollkommen zurückgezogen. Mein Vater war zu dem Zeitpunkt Alkoholiker meine Mutter einsame Hausfrau, wir hatten ein großes Haus und ich veränderte mein Verhalten von Anhäglichkeit zu vollkommener Abgeschiedenheit.
Lebte nur noch in meinem abgesperrten Zimmer und ließ niemanden rein. Lag oft in meinem Bett, dachte nach was schief ging. Es war nicht das "ich kann nicht mehr aufstehen"-Gefühl (hatte ich lange genug davor gehabt, aber zu dem Zeipunkt abgelegt) und ich "grübelte" auch nicht mehr. Hab in der Zeit mein ICH gefunden.
Ich sagte mir, es interessiert keinen wie es dir geht, also gibt es auch keinen der dich liebt! All deine Mitmenschen sind egoistisch. Und wenn die anderen so egoistisch sind, dann werd eben selber auch egoistisch. Fang gefälligst an dich selbst zu lieben. Jetzt ist alles Scheißegal, fang an Dinge zu tun, die du dich vorher nicht getraut hast, den hey was hast du den noch großartig zu verlieren? Wenns schief geht, na dann gibt es immernoch die Möglichkeit dich umzubringen.
Irgendwie hab ich es geschafft mich von einem schüchternen vollkommen unsicheren Typ in ein selsbstbewussten offenen Menschen zu verwandeln (praktisch ne 180°-Drehung). Wenn mir jemand blöd kam hab ich mich ihm mutig entgegengestellt. Plötzlich gab es keine Probleme mehr, denn wie kann jemand Probleme haben, der sagt wenns gar nicht mehr anders geht, bring dich um!
Irgendwann hab ich festgestellt, dass ich wieder glücklich geworden war. Bis ich dann vor ein paar Jahren erneut in Depressionen verfiel. Es lief fast genauso ab, wie beim letzten mal. War plötzlich wieder schüchtern und unsicher, hatte das Gefühl, keiner mag mich und jeder findet mich blöd und hässlich. Habs irgendwie geschafft, mich wieder hochzurappeln.
Manchmal glaub ich, es wohnt in mir eine Kraft die vollkommen die Kontrolle übernimmt, wenn ich ganz unten angekommen bin. Ich lasse mich in ihre Hand fallen und sie fängt mich sicher auf um mich wieder nach oben zu katapultieren.
Ich spreche oft mit meinem Partner über meine Kindheit. Ich wurde nie geschlagen oder misshandelt, aber mein Vater war nur selten daheim, da er immer beim saufen war. Meine Mutter war selber depressiv und bis heute paranoid, sie würde das aber niemals zugeben. Sie hat mich nicht geliebt, dazu ist sie viel zu kaltherzig. Als ich früher in der Schule gemobbt und fertig gemacht wurde und ich bei ihr Hilfe suchte sagte sie nur "na die anderen werden schon einen Grund dazu haben"
Wenn ich mit meinem Partner darüber spreche sagt dieser oft, es ist ein Wunder dass ich so normal geworden bin und dass ich wirklich ein liebenswerter Mensch bin.
Wenn ich zurück blicke, muss ich zugeben, dass ich stolz bin, es alleine geschafft zu haben und ich bin mir sicher, ohne diese schrecklichen Zeiten, wäre ich nie so stark geworden und ich hätte niemals meine eigenen Fähigkeiten, mein eigenes Potential ausschöpfen können.
Vielleicht hab ich auch einfach die Sturheit meines Vaters geerbt, der ebenfalls ohne Hilfe es geschafft hat, vom Alkohol wegzukommen und obwohl er über viele Jahre hinweg fast Kettenraucher war, von heut auf morgen damit aufhörte.
Ich kann nur anderen mit auf den Weg geben: Vertraut euch selbst und fangt an euch selbst zu lieben! So egoistisch darf man sein!
Ansonsten würde nämlich auch die Nächstenliebe auf der Strecke bleiben.
LG