Ein gemeinsames Treffen wollte ich auch vorschlagen, wäre euch das möglich? Zum Einen macht ihr den Jungen damit doch vielleicht eine große Freude, und euer Sohn sieht, dass ihr ihn in diesem Punkt ernst nehmt, und zum Anderen könnt ihr den Jungen und seine Eltern selbst mal kennenlernen.
Oder wenn ein gemeinsames Treffen auf halber Strecke nicht möglich ist, dann ladet den Freund doch mal über ein Wochenende oder in den Ferien ein. Mit 14 können Jugendliche ja eigentlich schon alleine Bahn fahren. Die Eltern setzen ihn in den Zug und ihr holt ihn bei euch am Bahnhof ab. Dann könnt ihr zumindest den Jungen kennenlernen. Und mit den Eltern vielleicht im Vorfeld telefonieren, um das Organisatorische abzuklären, so lernt ihr sie wenigstens am Telefon etwas kennen.
Wobei ich ein Treffen auf halber Strecke noch besser finden würde, denn wenn der Junge zu euch kommt, dann sitzen die beiden bestimmt zusammen nur vor dem PC und spielen. Und wenn ihr euch woanders trefft, dann können sie evtl. erleben, dass es auch andere schöne Dinge gemeinsam zu unternehmen gibt.
Ich bin niemand, der das Internet und Online-Spiele verteufelt. Ja, es gehört zur heutigen Zeit dazu.
Aber Online-Spiele mit Skat spielen zu vergleiche ist für mich Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Sicher gibt es auch Studien, die man nicht allzu ernst nehmen kann. Aber von einer Skatsucht habe ich noch nie was gehört. Muss nicht heißen, dass es sie vielleicht nicht auch geben kann, aber dann doch recht selten. Wohingegen eine Online- oder Spielsucht nun mal wirklich nicht mehr selten ist.
Dass jede Sucht ihre Ursache hat, ist klar. Und dass bei einer vorhandenen Sucht (nach einem Entzug) an den Ursachen gearbeitet werden muss, ist ebenso klar. Und wenn die Sucht sich noch nicht ausgebildet hat, sie aber befürchtet wird, muss man im Vorfeld an den Ursachen arbeiten. Aber gleichzeitig muss das Suchtmedium begrenzt oder ausgeschlossen werden, das ist bei jedem Suchtmittel so!
Entweder muss ein kontrollierter Umgang damit erlernt werden, oder wenn es Suchtmittel sind, die schon durch die Einnahme süchtig machen (z. B. bestimmte Drogen), dann müssen sie komplett weggelassen werden.
Mit Verboten kommt man nur bedingt weiter. Manchmal lassen sie sich jedoch nicht vermeiden, wenn z. B. gar keine Einsicht, gar keine Gesprächs- und Absprachebereitschaft da ist. Soll man dann die Jugendlichen ihr Ding machen lassen, weil Verbote bringen ja eh nichts? Manchmal geht es nicht anders.
Trotzdem sehe ich es auch als sehr wichtig an, weiter das Gespräch zu suchen. Und vor allem dem Jungen zu zeigen, dass ihr ihn ernst nehmt. Dass dann nicht nur in Lippenbekenntnissen zeigen, sondern auch durch Taten. Wie z. B. durch ein Treffen oder eine Einladung. Oder euren Sohn mal fragen, was er sich denn wünscht. Ihm eure Bedenken aufzeigen. Und dann versuchen, Kompromisse gemeinsam zu finden. Wo aber auch klar gemacht wird, dass sich beide Seiten dran zu halten haben, heißt für euren Sohn - Belügen und Beklauen hat erneute Konsequenzen.
Grad wenn du schreibst, dass es im Moment ganz gut läuft - vielleicht wäre das ein Punkt, mal über die Situation zu reden. Was gewesen ist, wie es für euch war, wie es für euren Sohn war. In dieser ruhigeren Phase könnte ich mir vorstellen, wird ein solches Gespräch konstruktiver ablaufen, als wenn die Fronten schon durch aktuellen Stress verhärtet sind.
Noch was zu Skat und Online-Spielen:
Beim Kartenspielen und vielen anderen Hobbies, auch wenn man sie sehr viel und gerne macht und jede freie Minute damit zubringt, ist es doch so, dass man um sich herum noch was mitbekommt. Klar, wenn man mitten im Spiel ist, ist die Konzentration komplett auf das Spiel gelenkt. Aber die einzelnen Spiele sind vergleichsweise kurz, dann ist nach jedem Spiel erst mal etwas Pause, die Karten müssen neu gemischt werden, verteilt... diese Auszeiten hat man bei den Endlosspielen nicht so.
Wenn man vor dem PC sitzt und mitten in einem Spiel ist, dann bekommt man doch um sich herum nichts mehr mit, dass ist der Blick u. U. stundenlang stur auf den Bildschirm gerichtet. Ich merke das ja schon bei der PC-Arbeit, wenn ich Sachen machen muss, bei denen ich längere Zeit ununterbrochen am Monitor arbeite. Nicht mal parallel dazu was woanders nachschlagen oder aufschreiben muss oder auch mal Arbeiten komplett ohne PC erledigen kann. Oder wenn ich im Internet vertieft bin. Mein Blickwinkel wird dadurch ganz schön eingeschränkt, wenn ich nicht zwischendurch mal unterbreche und was andres mache. Und bei Onlinespielen sind diese Zeiten doch viel, viel länger (Bei Menschen, die eben Gefahr laufen, davon abhängig zu werden oder es bereits sind, nicht bei Menschen, die einen gesundes Maß für sich gefunden haben, und eben zwischendurch mal spielen)
Die Gefahr bei Onlinespielen ist doch auch einfach, dass man den Bezug zur Realität verlieren kann, dass man dann nur noch in einer Scheinwelt lebt. Eben die hier schon genannte verlockende Fantasywelt ansich, aber sich mal in eine Traumwelt flüchten, das machen auch viele ohne Internet. Aber dann in Kombination mit dem, was ich oben geschrieben habe. Da kann man doch noch tiefer in die Welt eintauchen. Mit dem Blick komplett auf den Monitor fixiert. Und eben örtlich komplett isoliert.
Wenn man es eben übertreibt! Wenn es zur Sucht wird.
Trotz aller technischen Möglichkeiten (ich finde Technik, Internet etc. selbst ganz toll) sollte sich doch das eigentliche Leben noch in der realen Welt abspielen, reale Kontakte sind für so ziemlich jeden Menschen wichtig. Online-Kontakte können das ergänzen und haben auch ihren Wert, ganz klar. Aber ich bin der Meinung, jeder Mensch sollte auch rauskommen, auch mal was draußen machen. Andere Menschen sehen. Alles andere macht auf Dauer krank und unglücklich.
Es ist wie bei fast allem eine Frage des Maßes. Und dieses Maß müssen besonders Kinder und Jugendliche erst noch lernen. Und da sind die Eltern gefragt, ihnen dieses zu vermitteln, und eben auch Alternativen aufzuzeigen.