Das stört mich ja so an den fernöstlich geprägten "Religionen" - dass sie im Prinzip das Leben mit seinen Leiden überwinden wollen und jegliche Moral ablehnen (jedenfalls hat das Nirvana keinen Platz für Moral).
Ich sprach von Daoismus. Der kennt kein Nirvana. Manchmal erschreckend, wie gering das Allgemeinwissen in Deutschland ist. Erst recht will er nicht das Leben überwinden, es ist auch kein Leiden. Es ist Wandel. Dynamik.
Freilich sieht er ein Problem mit der menschlichen Domestizierung und glaubt nicht das domestizierte, antrainierte Werte etwas bringen. Und er weiß, daß diese Werte irgendwann in ihr sogenanntes Gegenteil kippen. Aber wer das Leben als eins erkannt hat, wird das Leben nicht schädigen, egal in welcher Form.
Und der Buddhismus, der Nirvana anstrebt, ist durch und durch moralisch. Die Ordenmitglieder haben glaub ich über 250 Regeln, die Laien mindestens 10. Und er scheint viel weniger Leid verursacht zu haben als die theistischen Religionen mit ihren Kriegen. Das liegt wahrscheinlich damit zusammen, das er zumindest die Weisheit hatte, zu erkennen, das es kein Ich und keine Seele gibt. Also auch keine Trennung.
Wer nach Sinn teils verzweifelt sucht, der fühlt in sich die Stimme der Verantwortung. Auch dürfte das Gewissen hier eine Rolle spielen. Man möchte auf das Rätsel des Lebens eine Antwort geben.
Leben ist dynamisch. Jede Antwort ist statisch. Daher kann Verantwortung ja immer nur ein Antworten auf die jeweilige Situation sein. Und die gelingt spontan, wenn sich da keine Domestizierung und keine moralischen Vorschriften dazwischenmengen. Denn meist will der andere etwas ganz anderes, als man denkt.
Sinn engt natürlich ein, weil nämlich ein Universum mit Sinn nicht egal ist und ein bestimmtes Verhalten zu diesem Sinn erfordert. Eine Egalhaltung schränkt nicht ein. Ein auf "Lebendigkeit" beschränktes Leben führen Tiere. Ein Mensch besitzt aber auch noch einen Überbau, der vor allem aus Vernunft besteht.
Er bildet sich ein, etwas mehr, etwas besseres zu sein. Aber die Vernunft muss sich erst einmal selbst dekonstruieren, dann wird sie Diener des Lebens, und nicht Herr.
Wem das Leben sinnlos erscheint, dem ist wohl auch eher das Leid seiner Mitmenschen egal. Das ist meine Befürchtung.
Nein. Eher das Gegenteil. Er muss seinen Sinn gegen den Sinn der anderen mit allen Mitteln verteitigen.
Wenn das Leben ohne die Kategorie des Sinns ist, fällt das alles weg. Vor allem die Idee eines Ich steh im Mittelpunkt.
Ich nehm mich nicht mehr wichtig (Der Ich Gedanke ist ja sinnlos), so kann ich angemessen in jeder Situation reagieren (vor allem ohne dafür etwas zurück haben zu wollen, weder Dank noch gutes karma noch einen guten Platz im Paradies).
Am Wort "Ziellosigkeit", die man akzeptieren soll, wird der Unsinn des Ganzen für mich deutlich. Gerade einem Menschen mit Vernunft dürfte eine praktizierte Ziellosigkeit in großes Leid führen. Man verweigert sich seinen Pflichten. Irgendwann dürfte sich das rächen.
Ja, man verweigert sich seinen antrainierten zu entsprechen, und entspricht seinem natürlichen. Somit gibt es nichts, was ich für eine imaginierte Zukunft tun muss, Und jegliches Ziel wird als Mindfuck entlarft.
Gerade deshalb kann er dem Fluss des Lebens folgen und kann ihm entsprechen. Ziel bedeutet: So wie es jetzt ist, ist es nicht gut. Wäre es anders wäre es besser." Ich glaube, daß diese Einstellung der Grundmotivator für Leid ist. Für mein Leid und das Leid anderer.
Es gibt genügend Menschen, die unsere aktive verantwortungsgeleitete Hilfe brauchen und deren Leid uns nicht egal sein sollte. Sinn und Verantwortung statt Weltflucht, Sinn- und Ziellosigkeit!
Diesen kann man doch helfen. Das ist doch kein Problem. Jede Zielhaftigkeit dagegen ist doch Welt- und Lebensflucht.
Sinn- und Ziellosigkeit macht uns frei, das Leben zu leben, wie das leben sich lebt, und nicht es so zu leben, wie es Regeln und Pflichten erwarten.