Und das hat was mit Leiden zu tun?
Von dem psychischen Spaltungsmechanismus, zu dem wir alle fähig sind, habe ich – glaub ich – berichtet. Oder?
Wir Menschen sind in der Lage, unser Selbst zu spalten. So können wir Schlimmstes wahrnehmen, ohne zu erschrecken. Destruktives wird so eingeschätzt, als ob es sehr gering, unwichtig oder erst gar nicht vorhanden sei. Die Emotionalität ist wie abgeschaltet.
Keine Erkenntnis eigener Destruktivität, kein (eigenes) Leiden.
In der Folge ziehen wir auch keine Konsequenzen.
Die Spaltungstheorie betrifft aber nur die psychischen Prozesse innerhalb eines umschriebenen Gesichtsumfeldes.
Wir leben jedoch in einer Welt, die – wie mir scheint – noch nie menschenfeindlicher war als heute. Wie lässt sich das erklären?
1. Ist unsere lebens- und menschenfeindliche Welt das Ergebnis unvermeidlich, weil es durch Gene oder durch „höheren“ Ratschluß bestimmt ist?
oder
2. Sind wir lediglich Opfer fehlerhafter Berechnungen und fehlerhafter Entscheidungen von Spezialisten und Politikern?
oder
3. Liegt es an einem fundamentalen moralischen Versagen?
Ich denke, man kann alle Gründe, die eine Erklärung für unsere weltweite Lage geben könnten, unter die obigen 3 Punkte alternativ einordnen.