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Gelöscht 75067
Gast
Nun es ist halt noch das kindliche Denken, wo man seine Mutter lieb hat, sich alles die Schuld gibt etc. Und besonders wenn die Mutter eine Narzistin ist es schwer aus diesem Schema rauszukommen, das weiß ich selbst. Aber heute sehe ich meine Mutter nur noch als eine armselige biestige Kreatur an, die ich ihr sogar einen Gefallen getan hab, dass ich ausgezogen bin, statt ihr eines Tages an die Kehle zu springen.Hallo, ihr Lieben.
Seit ich diesen Thread eröffnet habe, könnte man denken, ich habe endlich alles verstanden, Entscheidung getroffen und nun kann alles nur gut werden. Theoretisch stimmt es sogar! Aber praktisch… Tja, da sieht es ganz anders aus. Ich bin nach wie vor überzeugt davon, dass ich endlich einen richtigen und wichtigen Schritt nach vorne gemacht habe. Und wäre da nicht dieses Urbedürfnis nach Gemeinschaft und Angenommenwerden in der eigenen Familie, deren Kern natürlich Eltern (in meinem Fall Mutter) sind, wäre alles richtig und wunderbar einfach! Aber das Bedürfnis ist eben da… Wir sind soziale Wesen. Bei diesem Gedanken wird es mir irgendwie bitter und Sarkasmus ergreift mich. Ich weiß nicht, ob ich heulen oder lachen soll. Mann könnte echt lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
Wie alle manipulativen Narzissten ist meine Mutter natürlich nicht so einfach gestrickt. Selbstverständlich hat sie mich nicht immer wie Dreck behandelt. Sie hat sehr oft, besonders vor Publikum, verkündet, dass sie mich mehr liebt, als ihr eigenes leben. Natürlich hat sie für mich gesorgt und ich lief nicht hungrig und verwahrlost herum. Das ist es gerade, dass das Vorgehen von Narzissten sehr subtil und durchdacht ist. Ich lese gerade ein Buch von Isabelle Nazare-Aga “Dies ist mein Leben: So befreien Sie sich vom Einfluss manipulativer Eltern”, und ich fange an einiges noch deutlicher durchzuschauen. Gleichzeitig bin ich sehr traurig, weil mir bewusst wird, wie sehr ich als Kind auf sie und ihre Sicht der Dinge angewiesen war. Und sie posaunte zwar herum, dass sie mich über alles liebt, aber in der Wirklichkeit war sie stets nur auf ihr eigenes Wohlergehen bedacht. Und ich verstand nicht, warum plötzlich, wenn in einer großen Not (sexueller Missbrauch) zu ihr komme, reagiert sie nicht angemessen, sondern redet mir ein, ich habe sicher etwas falsch verstanden. Ich war viel zu klein, um mit ihr zu diskutieren, also verließ ich mich auf ihr Urteil. Ich wurde weiter missbraucht, aber ich kam nicht mehr zu ihr. Leider gab es sehr viele andere Vorfälle, die nicht weniger gravierend waren, und eine adäquate Reaktion gab es nur dann, wenn sie persönlich betroffen war. Ansonsten musste ich von klein an selbst zusehen, wie ich klar komme. Besonders traurig und sauer bin ich beim Gedanken an meinen toten Bruder. Sein Leben hat unsere Mutter auch ganz perfide beeinflusst und im Endeffekt zerstört. Er hatte auch nicht die nötige Zusprache in seiner Not von ihr erhalten, und hat es leider nicht geschafft, sich von ihr und ihren scheinheiligen moralischen Vorstellungen zu distanzieren… Er hat sich umgebracht. Und für unsere Mutter ist das ausreichend damit begründet, dass er leider nicht so stark und gläubig wie sie war.
Und ich… Ich sitze nun da, versuche wieder mal mit meiner Zerrissenheit klar zu kommen, und mir ist ganz elend schlecht auf der Seele. Ich hasse mich dafür, dass ich trotz allem, was sie uns angetan hat, nicht so einfach kaltblütig sie fallen lassen kann. Sie ist ja nun alt und krank.
LG Mila