Guten Morgen!
Diesen Artikel habe ich heute Morgen in der Welt entdeckt.
Passt ganz gut zum Thema!
Palästinensische Kämpfer haben bereits mehrere Kirchen im Westjordanland und Gazastreifen angegriffen und zwei davon zerstört. In Somalia haben Revolverhelden eine ältere italienische Nonne erschossen. Radikale Theologen von Khom bis Katar haben - je nachdem - zu einem "Tag des Zorns" aufgerufen oder Gläubige mobilisiert, den Papst und seine Anhänger "zur Strecke zu bringen" oder appelliert, dass die "Anbeter des Kreuzes" ein bitteres Ende finden sollen.
Moderate Politiker - von der Türkei bis nach Malaysia - haben in diesen Chor eingestimmt und die Entschuldigung des Papstes als "unzureichend" verdammt. All das, weil Benedikt XVI. in einer Ansprache an der Universität von Regensburg einen byzantinischen Kaiser zitiert hatte, der vor 600 Jahren den Islam als Glauben bezeichnete, der "mit dem Schwert" verbreitet wurde.
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Westliche Reaktionen auf islamische Proteste folgen einem Muster
Wir sind natürlich schon einmal in dieser Situation gewesen. Ähnliche Proteste entzündeten sich im vergangenen Winter an Karikaturen von Mohammed in der dänischen Presse. Das Resultat damals waren ähnliche Entschuldigungen wie heute, obwohl die Entschuldigung von Benedikt überraschender ist als die der dänischen Regierung. Niemand kann sich an einen Papst erinnern, der sich jemals auf dermaßen spezifische Weise für irgendetwas entschuldigt hätte. Nicht einmal der medienfreundliche Johannes Paul II. hat das getan - auch nicht für die Inquisition, und ganz gewiss nicht für eine einzelne Bemerkung, die vor einem akademischen Publikum in einer unwichtigen deutschen Stadt fiel.
Doch die westlichen Reaktionen auf die muslimischen "Tage des Zorns" folgen einem bekannten Muster. Im vergangenen Winter verteidigten einige westliche Zeitungen ihre dänischen Kollegen, manche gingen sogar so weit, die Karikaturen nachzudrucken - aber andere, unter ihnen der Vatikan, griffen die Dänen an, weil sie provoziert hätten. Einige führende Katholiken haben jetzt den Papst verteidigt - aber andere (unter ihnen bestimmt auch ein paar Dänen) haben sich beschwert, seine Predigt hätte besser vorbereitet oder gar nicht gehalten werden sollen.
Der Westen ist kein Monolith
Lange Analysen dessen, was - blicken wir der Wahrheit ins Auge- eine zutiefst obskure Rede war, zieren längst die Kommentarspalten aller großen Zeitungen der Welt. Einige Kommentatoren scheinen zuinnerst schockiert zu sein, dass der Papst den Katholizismus offenbar anderen Religionen und Konfessionen für überlegen erachtet - als ob dieser Glaube nicht ein integraler Bestandteil seines Jobs wäre.
Selbstverständlich ist es nicht überraschend, dass die Meinungen so auseinanderstreben; im Gegenteil, es ist typisch. Der Westen ist per definitionem kein Monolith. Journalisten, die der Linken zuneigen, identifizieren sich nicht mit ihren rechten (oder rechten katholischen) Kollegen - und ungekehrt.
Nicht alle Katholiken identifizieren sich mit dem Papst
Nicht alle Christen, geschweige denn alle Katholiken, nicht einmal alle deutschen Katholiken identifizieren sich mit dem Papst, und sie wollen ganz gewiss nicht jedes seiner akademischen Zitate verteidigen. Unglücklicherweise bekommen Fanatiker, die Botschaften und Kirchen abfackeln, von solch subtilen Unterscheidungen nichts mit. Und vielleicht hindern solche Subtilitäten uns auch alle daran, eine sinnvolle Antwort auf jene Wellen antiwestlicher Wut und Gewalt zu finden, die in jüngster Zeit die muslimische Welt in periodischen Abständen überschwemmen.