WAHRHEIT
Ich denke, es ist okay, wenn ich diesen zurzeit etwas verwaisten Faden nutze um meine Gedanken zu sortieren. Niemand muss es lesen. Ich schreibe für mich.
Schreiben hilft. Zumindest, wenn man bereit ist, etwas von sich selbst preiszugeben. Aber wir machen uns damit natürlich angreifbar.
Also, was schreibe ich? Die Wahrheit?
Mein halbes Leben hindurch bin ich gnadenlos mit der Wahrheit umgegangen. Intellektuell sozialisiert, wissenschaftlich gestählt, mit kritischer Urteilsfähigkeit erbarmungslos ehrlich. Nur die Wissenschaft formuliere eindeutige Kriterien um die Wahrheit zu definieren.
Das Leben hat mich gelehrt, dass es mehr als eine Wahrheit gibt und dass man vorsichtig damit umgehen sollte. Wahrheit ist in Wirklichkeit eine Illusion, eine Interpretation, die durch unsere persönlichen Erfahrungen gespeist wird, durch Gespenster unserer Vergangenheit. Zu behaupten, es gäbe nur eine Wahrheit, ist von allen Annahmen die gefährlichste. Ich fand in dem Roman von Colson Whitehead „Underground Railroad“ einen Gedanken, der mich beschäftigt:
„Manchmal ist eine nützliche Illusion besser als eine nutzlose Wahrheit. In dieser schlimmen Kälte wird nichts wachsen aber wir können trotzdem Blumen haben.“
Da stimme ich zu. Die Wahrheit ist in erster Linie die
persönliche Wahrheit. Manchmal stimmt diese Wahrheit mit der Wahrheit anderer überein, manchmal nicht.
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Erinnert mich gerade daran, dass ich mir gestern Interviews mit Elon Musk angeschaut habe. Muss da immer ein wenig schmunzeln, weil man doch deutlich merkt, dass er anders als viele andere denkt.
Er wurde zum Beispiel gefragt, warum er sich nicht für ein längeres Leben einsetzt. Er überlegt dann immer eine ganze Weile, und seine typische Antwort ist: "Menschen ändern sich nicht, sie sterben einfach."
Er meint damit wohl, dass Menschen zumindest die Tendenz haben, altem Denken, Handeln und Fehlern nachzuhängen, sich nicht wirklich ändern. Und er mag damit nicht ganz unrecht haben.
Er untermauerte seine Aussage gewissermaßen mit der Politik in den USA. Es sei damals ein Mindestalter festgelegt worden, um bestimmte Positionen bekleiden zu können, aber kein Höchstalter, weil sie damals nicht wussten, wie alt die Leute werden würden.
Lol.
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Er meinte gewissermaßen, dass Politik bzw. Politiker die breite Masse vertreten können müssen, einen Bezug dazu haben, und das sei durch besonders junge oder besonders alte Politiker nur bedingt gewährleistet. Darüber kann man natürlich streiten.