Extrem sexistisch ist mir mal eine uralte Jugendbuchserie aufgefallen, nämlich "Nesthäkchen". In einem der Bände möchte Nesthäkchen, bereits eine erwachsene Frau mit Kind, der Mann ist Arzt, eine selbständige Karriere als Malerin anstreben, aber - in solchen Romanen immer mit Absicht! - das Kind kommt durch einen dummen Zufall zu Schaden, und da wird ihr ganz wörtlich eine "geistige Verwirrtheit" bescheinigt, weil sie ihre Freiheitsbestrebungen (nur Kind und Küche - da ist ihr die Decke auf den Kopf gefallen, verständlich) über das Kind gestellt hat, sie aber halt "nur eine Frau" ist, bei der die geistige Beschränktheit per Geschlecht schon angeboren ist.
Die "Frauenromane" der 50er Jahre und früher sind praktisch alle nach Schema F gestrickt, wo das brave Hausmütterchen, das alle eigenen Wünsche "tapfer und uneigennützig" hintanstellt, am Ende den schönen und reichen Grafen heiratet (weniger als Adel, Großbauer, Arzt war es nie), während der "bösen" selbstbestimmten Frau, die sich erfolgreich gegen die Männerwelt zu behaupten wagt, irgendwas böses zustößt.
Literarischer Sexismus pur, imho. Glücklicherweise hat sich seitdem auch die "Frauenliteratur" massiv emanzipiert. Aber hin und wieder fällt einem noch so ein uraltes Kinderbuch oder billig gemachtes Leihbuch mit solchen Herzschmerz-Geschichten in die Hand, und dann ärgert jede moderne Frau sich über diese primitiv-suggestiven Inhalte.