Puh, ich habe mir all die Seiten durchgelesen und mir sind ganz schön viele Gedanken dazu gekommen. Ich würde gerne meine Sichtweise dazu mit euch teilen. Ich strukturiere das mal ein bisschen... Hier sind ja verschiedenen Diskussionspunkte aufgetaucht:
1. Glaube und Wert eines Menschen
Ich bin gläubig, aber deshalb bin ich weder besser noch schlechter als andere Menschen. Der Wert eines Menschen hat (meiner Meinung nach) nichts mit dem Glauben zu tun, sondern mit dem Verhalten - ganz unabhängig von Glaube und Religion.
Meine Sichtweise ist, dass Gott unser Herz sieht und uns als Menschen.
2. „die Wahrheit“
Ich will meinen Glauben nicht als „die Wahrheit“ verkaufen und versuche auch niemanden davon zu überzeugen. Denn ich kann nicht
wissen, dass es Gott gibt, genauso wie andere nicht
wissen können, dass es ihn nicht gibt.
Ich habe lediglich meine Gründe an Gott zu glauben – genauso wie andere ihre Gründe haben, nicht an ihn zu glauben. Beides ist berechtigt. Ich akzeptiere den (Nicht-)Glauben anderer und wünsche mir, dass mein Glaube ebenfalls akzeptiert wird. Toleranz ist hier ganz wichtig.
3. Zweifel an Religion und Glaube
Obwohl ich an Gott glaube, sehe ich „die Löcher im Käse“, die
@GrayBear und andere beschreiben und finde die Zweifel an Religion und Glaube, die bei Fragen wie „Wieso lässt Gott so viel Leid zu, wenn er doch allmächtig ist?“ aufkommen, berechtigt.
Trotz diesen Zweifeln und trotz den schrecklichen Dingen die in dieser Welt passieren, den schlimmen Dingen, die anderen und auch mir widerfahren sind, glaube ich an Gott. Genauso verstehe ich aber, wenn jemand - eben wegen dieser Dinge – nicht an Gott glauben kann oder mag.
Für mich reicht bei der o.g. Frage die Erklärung, dass wir Menschen einen freien Willen haben. Und dieser freie Willen wird von Gott nicht angetastet. Wir Menschen sind selbst verantwortlich für das was wir tun.
Für andere reicht diese Erklärung nicht und auch das ist okay.
4. Ein strafender Gott?
Ich tue mich schwer mit dem Gefühl von Angst im Bezug auf Glauben. Bestrafung oder gar Hölle passen für mich mit Gott nicht zusammen. Vor einiger Zeit habe ich mich dahingehend von Sichtweisen anderer Gläubiger noch sehr beeinflussen/lenken lassen, doch inzwischen kann ich sagen, dass ich diesen Höllen-/Bestrafungs-Gedanken ganz klar für mich ablehne und „die Wahrheiten anderer“ für mich nicht annehme. Ich gehe da annähernd mit
@_cloudy_ s Vorstellung von Gott mit.
Zudem wäre der Sinn im Glauben für mich nicht gegeben, wenn Gott mehr mit Angst & Kälte als mit Liebe & Wärme in Verbindung gebracht wird. Ich brauche nicht noch mehr Angst in meinem Leben.
Übrigens gilt das für mich auch für das Gegenteil, nämlich der Belohnung. Ich denke nicht, dass ich von Gott belohnt werde, weil ich an ihn glaube.
5. Die schrecklichen Taten „der Kirche“
Schwierig und falsch finde ich immer noch, den Glauben für Taten verantwortlich zu machen.
Ja, es ist Fakt, dass Menschen, die schlimme Taten begangen haben, der (kath.) Kirche und damit auch der Religion/dem Glauben zugehörig waren – deshalb verstehe ich schon die Verbindung, die hier gezogen wird, denn diese Verbindung ist da. Dennoch bin ich ganz klar der Meinung, dass die schrecklichen Taten der Kirche mit dem Glauben an Gott nichts zu tun haben. Die Religionen und die Kirche wurden ausgenutzt und missbraucht mit menschlichen Taten, die NICHTS mit dem Glauben zu tun haben. Und ich finde es schlimm, wenn gläubigen Menschen im Allgemeinen diese Taten indirekt vorgeworfen werden und schüttel da zurecht empört den Kopf, wenn mir direkt jemand kommt mit: „Ach, du bist gläubig? Und was sagst du zu den schrecklichen Taten der Kirche?“. Denn nur Einzelne waren/sind verantwortlich und
nicht mein Glaube.
Es waren seine Dienerinnen die im Namen eures Gottes handelten
Die Christen waren schon immer Heuchler
Die beiden Sätze stören mich ganz arg.
Der christliche Glauben basiert auf Gott/Jesus. Ich finde es falsch, den christlichen Glauben entkräften zu wollen, indem man die schrecklichen Taten nennt, die in seinem Namen getan worden sind, denn das Christentum steht und fällt nicht mit den Taten dieser Menschen, sondern mit Gott/Jesus als Person und er war/ist kein Heuchler.
Und nur weil in der Kirche Heuchler waren/sind, bedeutet es nicht, dass alle Christen Heuchler sind.