Vor ziemlich genau 15 Jahren habe ich einen (für heutige Verähltnisse lukrativen, damals nannte man das noch "Minizinsen") Bausparvertrag mit 4% Zinsen auf alles da reingeschobene Geld abgeschlossen. Ich habe es eben ausgerechnet: wenn man sich damals sowas geholt hat, nur 10.000€ eingezahlt hat und das Geld dann ohne weitere Einzahlung da drin hätte liegen lassen, wären da bis heute dank Zinseszins durch Nichtstun etwa 18.000€ daraus geworden. Selbst mit einem lausigen Bausparvertrag hätte sich das Geld also nahezu verdoppelt. Und sie hätten ihn dazu nutzen können, bis zur Zuteilungsreife in der Niedrigzinsphase der letzten Jahre auch weiteres Geld sicher darin zu vermehren.
Neben dem Bausparvertrag hatte ich noch Festgeld - 5,75% Zinsen im letzten Jahr. Hat sich auch durch pures fest anlegen und warten vermehrt. Voraussetzung eben, dass man das Geld tatsächlich angelegt und nicht ausgegeben hat.
Nur um mal 2 wertsichere Varianten zu nennen, mit denen man damals sein Geld sicher und gewinnbringend hätte anlegen können. ETFs (auch die gab es schon damals) hätten noch mehr eingebracht.
Ich erinnere mich aber auch, dass Häuser - speziell ältere- gerne mal als Geldgrab bezeichnet wurden. Ständig gab es neue gesetzliche Regelungen, die einen zum Modernisieren zwangen, wenn man es für irgendwas anderes als zum selbst bewohnen nutzen wollte. Dagegen bekam man häufig mit, wie die Häuser der Eltern am Ende ans Altersheim draufgingen und speziell ältere Häuser schon auch mal im Wert sanken.
Da dein Vater damals bereits betagter war, waren deine Geschwister bestimmt froh, noch "rechtzeitig" - d.h. 10 Jahre vor dem erwarteten Eintritt ins Altersheim - zumindest an das Bargeld ranzukommen. So war man "auf der sicheren Seite", sprich, man riskierte nicht, dass am Ende des Altersheims kein Geld mehr zu erben ist.
Wollte man damals einen Kredit für ein Haus, waren die Zinsen noch ein gutes Stück höher als heute (auch wenn gerade jeder über die gestiegenen Kreditzinsen jammert). Bestimmt haben sie das Geld gerne als Anzahlung für eine eigene Immobilie verwendet, um a) einen niedrigeren Kredit zu brauchen und b) dank vorhandenem Vermögen bessere Zinssätze dabei zu kriegen. Sie haben dabei also eine Menge Zinsen und Zinseszinsen gespart (über die Jahre gewiss ebenfalls ungefähr die doppelte Summe von dem, was sie einst bekamen). Ein so gekauftes Haus hätte sicher ebenfalls an Wert gewonnen, plus den Vorteil, dass die Kaufpreise dank hoher Kreditzinsen noch niedriger waren und man die einstig so hohen Zinsen ab ca. 2012 durch clevere Umschuldung auch wegbekommen hätte.
Kurz: hätten sie damals sinnvoll investiert, hätten sie ihr Vermögen selbst bei für damalige Verhältnisse sichere Anlagen (Bausparvertrag, Festgeld, eigenes Haus mit Wertsteigerung) ebenfalls verdoppelt. Haben sie aber nicht, vermutlich wurde das Geld für Lifesyle oder sonst was ausgegeben. Und sollten sie es ausgegeben haben (juhuu, volljährig, ich kann mit dem Geld machen was ich will), sind sie selber schuld. Du hättest als 9-jährige sicher auch lieber so viel Geld in Süßigkeiten und Spielzeug "investiert", als so ein uraltes Haus zu haben, mit dem man in dem Alter doch noch gar nichts anfangen kann.
Ich würde ihnen daher gar nichts geben. Es wird ohnehin egal sein, was gegeben wird, es wird immer zu wenig sein. Sie hätten dir auch nichts gegeben, wenn das Haus heute nur noch einen Bruchteil von dem wert gewesen wäre, was es damals wert war.