G
Gelöscht 122020
Gast
Hallo Leute,
ich würde gerne eine kleine Diskussion anstoßen, indem ich hier ein paar Punkte aufdrösle. In den letzten 3-4 Jahren habe ich eine teilweise sehr negative Perspektive für unsere europäische Zukunft entwickelt und die hängt zusammen mit den geopolitischen Gegebenheiten, der ökologischen Frage, den Spaltungen unserer Gesellschaft, einem postmodernen Umgang mit Fakten und den sozialen Medien bzw. der Medienkompetenz. Gerade die Fluchtbewegungen von 2015, die Pandemie und der Umgang mit Russland haben das besonders deutlich gemacht.
Punkt 1: Mir ist der Umgang des rechtskonservativen Randes (sprich: AfD, in meinem Land FPÖ) und in Teilen der Linken (Wagenknecht-Lager etc.) mit Russland ein absolutes Rätsel. Ich habe lange verstanden, dass man einen möglicherweise unverhältnismäßigen Umgang mit Russland im Vergleich zum geopolitischen Agieren der USA kritisiert. Inzwischen frage ich mich aber, was Putin eigentlich noch tun muss, um bei einigen Akteuren den politischen Rückhalt zu verlieren, wenn nicht einmal ein Angriffskrieg dafür ausreicht. Einige Leute schaffen es tatsächlich jetzt noch, diesen völkerrechtswidrigen Konflikt so umzubiegen, dass die USA als das eigentliche Übel entlarvt werden können.
Schon Napoleon wurde vom polnischen Adel um Hilfe gegen Russlands Unterwerfungsbestrebungen gebeten. Später kam es zu einem Russisch-Japanischen Krieg, dann zu einem Konkurrieren mit Österreich-Ungarn und dem Osmanischen Reich um Einfluss am Balkan, was letztlich auch zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges mit beitrug. Gleichzeitig darf man bei allem Unrecht, dass der Nationalsozialismus mit seinem Vernichtungskrieg in Russland zu verantworten hatte, dass Stalin anfänglich mit Hitler paktierte und sie sich Polen aufteilten, ebenso wie die kriegerische Auseinandersetzung mit Finnland. Und gerade den Deutschen müsste doch mit DDR-Erfahrung bewusst sein, wie glücklich sie sich über Agieren der Alliierten schätzen können, dass Westdeutschland vor Stalins Expansionsgelüsten bewahrt wurde.
Natürlich taten die USA dies auch aus Eigeninteressen, aber den Kommunismus mit seiner Opferbilanz einzudämmen, war aus heutiger Sicht wohl auch nicht immer ganz falsch. Schon in den 70ern gab es in Westdeutschland eine Reihe Intellektueller, die ihr Augenmerk vor allem auf den "US-Imperialismus" richteten, während sie das Agieren der Sowjetunion in Kuba, Nordkorea, Nordvietnam, Teilen Lateinamerikas und Osteuropas etc. getrost ignorierten. Und selbst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kann man nicht von Russland als Friedensengel sprechen. Gerne wird vergessen, dass Putin bereits vor Bush einen ,,Antiterrorkrieg" in Tschetschenien geführt hatte und heute mit Kadyrow einen Drahtzieher politischer Auftragsmorde als Verbündeten an seiner Seite hat. Mir ist völlig schleierhaft, wie all das so oft ignoriert werden. Aus Sicht des rechten Randes wäre das ja sogar noch verständlich, weil diese Leute sich ein Ende einer internationalisierten
Menschenrechtsordnung und der Europäischen Union wünschen und das System-Putin in vielerlei Hinsicht beneiden. Die NPD sieht in den USA und den Alliierten ohnehin eine Besatzungsmacht und nicht einen Teil der Befreier vom Nazi-Regime, wie ich das nennen würde. Leider sind die Europäer heute teils so gespalten und Teile der Bevölkerung und des Wutbürgers verachten die eigenen Regierungen mehr als die Gefahr durch China und Russland zu sehen, denen nichts Besseres passieren könnte als ein Zusammenbruch der Europäischen Union, ein Ende der Nachkriegsordnung und geschwächte Vereinigte Staaten, die sich in Trumpsch'er Manier (,,America First") aus diesen Angelegenheiten zurückziehen. Viele wissen nicht, dass der Slogan ,,America First" schon während des Zweiten Weltkriegs auftauchte. Einige Amerikaner lehnten eine Einmischung der USA in diesen Krieg strikt ab und damit auch ein Eingreifen zum Stopp des Massenmordens durch die Japaner in Asien und die Nazis in Europa. Die rechte Bewegung hat heute mit dem Konzept ,,Ethnopluralismus" ebenso eine Haltung, die Menschenrechte relativiert, da Kulturen unter sich bleiben und ihre Werte selbst definieren sollten. Wer so denkt, kann langfristig auch die Werte der liberalen Demokratie und unserer Verfassungen über den Haufen werfen. Deswegen werden auch Denker wie Alexander Dugin auf rechte Veranstaltungen eingeladen. Dugin interpretiert Menschenrechte als Ausdruck von westlichem Imperialismus. Der universale Gedanke bleibt dabei auf der Strecke. Auch auf der Linken gibt es diese Haltung, wenn auch mit einer anderen Argumentation untermauert. Wie wir uns ohne die USA und die NATO überhaupt militärisch verteidigen könnten, will auch niemand beantworten. Zumal wir auch auf die inneren Gegner unserer Demokratien achten müssen, die durchaus auch aus dem Ausland finanziert werden. In Österreich ruht man sich auf der Neutralität aus. Ein israelischer Sicherheitsberater namens Dan Schueftan hat das Verhalten der Europäer mal sehr gut in einigen kurzen Sätzen zusammengefasst. Wortgemäß meinte er, dass man das 20. Jahrhundert folgendermaßen zusammenfassen könne: Die Europäer bauen Scheiße und starten zwei Weltkriege. Beides mal steigen die USA ein und helfen, den Krieg zu beenden, um sich dann die Beschwerden der Europäer anhören zu müssen. Mich würde ja wirklich interessieren, wie dieses Europa ohne Europäische Union, ohne transatlantische Bindung und ohne Widerstand gegen die russische Politik aussehen soll? Ein Europa, in dem jedes Land nach dem Demokratiemodell der Schweiz funktioniert. Das gelingt nur bei einer sehr aufgeklärten Gesellschaft und nicht massiven wirtschaftlichen Problemen. Ein Europa der Vaterländer und eine Neuauflage des Nationalismus? Ist das mit Rückblick auf das 20. Jahrhundert eine so gute Idee?
Punkt 2: Die Flüchtlingskrise 2015, Fehler der amerikanischen Außenpolitik und die Verbreitung von Fake News, Wutbürger-Veranstaltungen, russische Propaganda und etliche rechte und linke Youtuber haben dazu beigetragen, dass ein bestimmter Anteil der Bevölkerung prinzipiell dogmatisch alles ablehnen, was Handlungen der eigenen Regierungen und der EU betrifft. Diese Leute sind teils so tief in ihrer Bubble gefangen, dass ich nicht mehr weiß, wie man sie da herauskriegen soll. Und es wundert mich auch, dass es im z. B. im deutschsprachigen Raum so wenig aufgeklärten Gegen-Aktivismus im Netz gibt. Sollte ich mich hier irren, kann mir gerne jemand Beispiele nennen. Ich war kürzlich ungewollt auf einem Discord-Channel von Schwurblern und Verschwörungstheoretikern.
So viel Hass, Ablehnung des Westens, Nonsense zur Impfung und zur etablierten Politik habe ich selten gehört. Aber man würde sich absolut irren, wenn man meinen würde, dass das nur gesellschaftliche Verlierer oder ungebildete Menschen dabei sind. Gerade Kandidaten aus dem Bürgertum erscheinen mir oft besonders radikal und aggressiv. Das typische Bild von extremistischen Randerscheinungen muss wirklich grundlegend überdacht werden. Diese Leute äußern dieselbe Verachtung des Westens wie das Mullah-Regime im Iran oder die russische Propaganda. Der Westen sei degeneriert, weil er Homosexuelle akzeptiert. Er sei ein Untertan der USA. Er sei gottlos, weil er säkular ist etc. Diese Seite ist grundsätzlich antiwestlich radikalisiert und merkt gar nicht, wie stark sie den Salafisten ähnelt, die immer von genau diesen Personen kritisiert werden oder sie bestreiten es noch nicht einmal und loben die autoritären Strukturen in anderen Kulturen. Das ist eine des Problems.
Punkt 3: Die andere Seite ist eine progressive Linke, die vollkommen weltfremde und aberwitzige Maßnahmen gegen den Klimawandel fordert, welche den oben genannten Rechtspopulismus noch mehr verstärken würden. Ebenso viele identitätspolitische Debatten, die Gruppen, welche eigentlich gemeinsame Interessen hätten, zunehmend spaltet und damit am Ende auch eher den autoritären Gegnern des rechten Spektrums in die Hände spielt. Aber auch eine Sahra Wagenknecht, deren Beliebtheit sich mir beim besten Willen nicht erschließt und die seit rund 15 Jahren in jeder Talkshow eine klar vorhersehbare prorussische und eher amerikakritische Haltung einnimmt, vollkommen unabhängig davon, worum es geht. Was hat denn die russische Oligarchie auch nur im Ansatz mit linker Politik gemein, dass sich so viele indirekte Anwälte des Putinismus im Westen verorten lassen. Auch Wagenknechts Angriffe gegen die ,,Lifestyle-Linken“ schießen oft übers Ziel hinaus. Ich sehe hier einerseits eine Teilschuld bei progressiven Leuten, die übers Ziel hinausschießen, aber auch bei einer viel harschen Gegenreaktion einiger Altlinker und der Rechtspopulisten sowieso. Von der Wahl in Italien wollen gar nicht reden oder den Entwicklungen in Osteuropa. Auch der Internationale der Nationalisten scheint ja eine interessante Entwicklung zu sein, wobei man sich hier nicht überall einig zu sein scheint. Ebenso auf der Linken: rechte und linke Globalisierungsgegnerschaft, linker und rechter Antizionismus etc. Wir haben an beiden Rändern wirklich bedenkliche Entwicklungen.
Europa scheint es überhaupt nicht zu gelingen, seine Interessen zu vertreten. Das sind natürlich nur Gedankengänge meinerseits und ihr könnt mich gerne ausbessern, aber ich sehe hier wirklich eine starke Zunahme des Irrationalismus und der Geschichtsvergessenheit.
ich würde gerne eine kleine Diskussion anstoßen, indem ich hier ein paar Punkte aufdrösle. In den letzten 3-4 Jahren habe ich eine teilweise sehr negative Perspektive für unsere europäische Zukunft entwickelt und die hängt zusammen mit den geopolitischen Gegebenheiten, der ökologischen Frage, den Spaltungen unserer Gesellschaft, einem postmodernen Umgang mit Fakten und den sozialen Medien bzw. der Medienkompetenz. Gerade die Fluchtbewegungen von 2015, die Pandemie und der Umgang mit Russland haben das besonders deutlich gemacht.
Punkt 1: Mir ist der Umgang des rechtskonservativen Randes (sprich: AfD, in meinem Land FPÖ) und in Teilen der Linken (Wagenknecht-Lager etc.) mit Russland ein absolutes Rätsel. Ich habe lange verstanden, dass man einen möglicherweise unverhältnismäßigen Umgang mit Russland im Vergleich zum geopolitischen Agieren der USA kritisiert. Inzwischen frage ich mich aber, was Putin eigentlich noch tun muss, um bei einigen Akteuren den politischen Rückhalt zu verlieren, wenn nicht einmal ein Angriffskrieg dafür ausreicht. Einige Leute schaffen es tatsächlich jetzt noch, diesen völkerrechtswidrigen Konflikt so umzubiegen, dass die USA als das eigentliche Übel entlarvt werden können.
Schon Napoleon wurde vom polnischen Adel um Hilfe gegen Russlands Unterwerfungsbestrebungen gebeten. Später kam es zu einem Russisch-Japanischen Krieg, dann zu einem Konkurrieren mit Österreich-Ungarn und dem Osmanischen Reich um Einfluss am Balkan, was letztlich auch zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges mit beitrug. Gleichzeitig darf man bei allem Unrecht, dass der Nationalsozialismus mit seinem Vernichtungskrieg in Russland zu verantworten hatte, dass Stalin anfänglich mit Hitler paktierte und sie sich Polen aufteilten, ebenso wie die kriegerische Auseinandersetzung mit Finnland. Und gerade den Deutschen müsste doch mit DDR-Erfahrung bewusst sein, wie glücklich sie sich über Agieren der Alliierten schätzen können, dass Westdeutschland vor Stalins Expansionsgelüsten bewahrt wurde.
Natürlich taten die USA dies auch aus Eigeninteressen, aber den Kommunismus mit seiner Opferbilanz einzudämmen, war aus heutiger Sicht wohl auch nicht immer ganz falsch. Schon in den 70ern gab es in Westdeutschland eine Reihe Intellektueller, die ihr Augenmerk vor allem auf den "US-Imperialismus" richteten, während sie das Agieren der Sowjetunion in Kuba, Nordkorea, Nordvietnam, Teilen Lateinamerikas und Osteuropas etc. getrost ignorierten. Und selbst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kann man nicht von Russland als Friedensengel sprechen. Gerne wird vergessen, dass Putin bereits vor Bush einen ,,Antiterrorkrieg" in Tschetschenien geführt hatte und heute mit Kadyrow einen Drahtzieher politischer Auftragsmorde als Verbündeten an seiner Seite hat. Mir ist völlig schleierhaft, wie all das so oft ignoriert werden. Aus Sicht des rechten Randes wäre das ja sogar noch verständlich, weil diese Leute sich ein Ende einer internationalisierten
Menschenrechtsordnung und der Europäischen Union wünschen und das System-Putin in vielerlei Hinsicht beneiden. Die NPD sieht in den USA und den Alliierten ohnehin eine Besatzungsmacht und nicht einen Teil der Befreier vom Nazi-Regime, wie ich das nennen würde. Leider sind die Europäer heute teils so gespalten und Teile der Bevölkerung und des Wutbürgers verachten die eigenen Regierungen mehr als die Gefahr durch China und Russland zu sehen, denen nichts Besseres passieren könnte als ein Zusammenbruch der Europäischen Union, ein Ende der Nachkriegsordnung und geschwächte Vereinigte Staaten, die sich in Trumpsch'er Manier (,,America First") aus diesen Angelegenheiten zurückziehen. Viele wissen nicht, dass der Slogan ,,America First" schon während des Zweiten Weltkriegs auftauchte. Einige Amerikaner lehnten eine Einmischung der USA in diesen Krieg strikt ab und damit auch ein Eingreifen zum Stopp des Massenmordens durch die Japaner in Asien und die Nazis in Europa. Die rechte Bewegung hat heute mit dem Konzept ,,Ethnopluralismus" ebenso eine Haltung, die Menschenrechte relativiert, da Kulturen unter sich bleiben und ihre Werte selbst definieren sollten. Wer so denkt, kann langfristig auch die Werte der liberalen Demokratie und unserer Verfassungen über den Haufen werfen. Deswegen werden auch Denker wie Alexander Dugin auf rechte Veranstaltungen eingeladen. Dugin interpretiert Menschenrechte als Ausdruck von westlichem Imperialismus. Der universale Gedanke bleibt dabei auf der Strecke. Auch auf der Linken gibt es diese Haltung, wenn auch mit einer anderen Argumentation untermauert. Wie wir uns ohne die USA und die NATO überhaupt militärisch verteidigen könnten, will auch niemand beantworten. Zumal wir auch auf die inneren Gegner unserer Demokratien achten müssen, die durchaus auch aus dem Ausland finanziert werden. In Österreich ruht man sich auf der Neutralität aus. Ein israelischer Sicherheitsberater namens Dan Schueftan hat das Verhalten der Europäer mal sehr gut in einigen kurzen Sätzen zusammengefasst. Wortgemäß meinte er, dass man das 20. Jahrhundert folgendermaßen zusammenfassen könne: Die Europäer bauen Scheiße und starten zwei Weltkriege. Beides mal steigen die USA ein und helfen, den Krieg zu beenden, um sich dann die Beschwerden der Europäer anhören zu müssen. Mich würde ja wirklich interessieren, wie dieses Europa ohne Europäische Union, ohne transatlantische Bindung und ohne Widerstand gegen die russische Politik aussehen soll? Ein Europa, in dem jedes Land nach dem Demokratiemodell der Schweiz funktioniert. Das gelingt nur bei einer sehr aufgeklärten Gesellschaft und nicht massiven wirtschaftlichen Problemen. Ein Europa der Vaterländer und eine Neuauflage des Nationalismus? Ist das mit Rückblick auf das 20. Jahrhundert eine so gute Idee?
Punkt 2: Die Flüchtlingskrise 2015, Fehler der amerikanischen Außenpolitik und die Verbreitung von Fake News, Wutbürger-Veranstaltungen, russische Propaganda und etliche rechte und linke Youtuber haben dazu beigetragen, dass ein bestimmter Anteil der Bevölkerung prinzipiell dogmatisch alles ablehnen, was Handlungen der eigenen Regierungen und der EU betrifft. Diese Leute sind teils so tief in ihrer Bubble gefangen, dass ich nicht mehr weiß, wie man sie da herauskriegen soll. Und es wundert mich auch, dass es im z. B. im deutschsprachigen Raum so wenig aufgeklärten Gegen-Aktivismus im Netz gibt. Sollte ich mich hier irren, kann mir gerne jemand Beispiele nennen. Ich war kürzlich ungewollt auf einem Discord-Channel von Schwurblern und Verschwörungstheoretikern.
So viel Hass, Ablehnung des Westens, Nonsense zur Impfung und zur etablierten Politik habe ich selten gehört. Aber man würde sich absolut irren, wenn man meinen würde, dass das nur gesellschaftliche Verlierer oder ungebildete Menschen dabei sind. Gerade Kandidaten aus dem Bürgertum erscheinen mir oft besonders radikal und aggressiv. Das typische Bild von extremistischen Randerscheinungen muss wirklich grundlegend überdacht werden. Diese Leute äußern dieselbe Verachtung des Westens wie das Mullah-Regime im Iran oder die russische Propaganda. Der Westen sei degeneriert, weil er Homosexuelle akzeptiert. Er sei ein Untertan der USA. Er sei gottlos, weil er säkular ist etc. Diese Seite ist grundsätzlich antiwestlich radikalisiert und merkt gar nicht, wie stark sie den Salafisten ähnelt, die immer von genau diesen Personen kritisiert werden oder sie bestreiten es noch nicht einmal und loben die autoritären Strukturen in anderen Kulturen. Das ist eine des Problems.
Punkt 3: Die andere Seite ist eine progressive Linke, die vollkommen weltfremde und aberwitzige Maßnahmen gegen den Klimawandel fordert, welche den oben genannten Rechtspopulismus noch mehr verstärken würden. Ebenso viele identitätspolitische Debatten, die Gruppen, welche eigentlich gemeinsame Interessen hätten, zunehmend spaltet und damit am Ende auch eher den autoritären Gegnern des rechten Spektrums in die Hände spielt. Aber auch eine Sahra Wagenknecht, deren Beliebtheit sich mir beim besten Willen nicht erschließt und die seit rund 15 Jahren in jeder Talkshow eine klar vorhersehbare prorussische und eher amerikakritische Haltung einnimmt, vollkommen unabhängig davon, worum es geht. Was hat denn die russische Oligarchie auch nur im Ansatz mit linker Politik gemein, dass sich so viele indirekte Anwälte des Putinismus im Westen verorten lassen. Auch Wagenknechts Angriffe gegen die ,,Lifestyle-Linken“ schießen oft übers Ziel hinaus. Ich sehe hier einerseits eine Teilschuld bei progressiven Leuten, die übers Ziel hinausschießen, aber auch bei einer viel harschen Gegenreaktion einiger Altlinker und der Rechtspopulisten sowieso. Von der Wahl in Italien wollen gar nicht reden oder den Entwicklungen in Osteuropa. Auch der Internationale der Nationalisten scheint ja eine interessante Entwicklung zu sein, wobei man sich hier nicht überall einig zu sein scheint. Ebenso auf der Linken: rechte und linke Globalisierungsgegnerschaft, linker und rechter Antizionismus etc. Wir haben an beiden Rändern wirklich bedenkliche Entwicklungen.
Europa scheint es überhaupt nicht zu gelingen, seine Interessen zu vertreten. Das sind natürlich nur Gedankengänge meinerseits und ihr könnt mich gerne ausbessern, aber ich sehe hier wirklich eine starke Zunahme des Irrationalismus und der Geschichtsvergessenheit.