Ich kenne es durchaus so, dass Leute, die zu Anfang in Hartz IV waren, noch arbeitsfähig waren, aber drei Jahre später definitiv nicht mehr. Egal ob es an den Sanktionen liegt, dem Ausgeliefertsein oder auch an mehr persöhnlichen Gründen, irgendwann sind so einige mental nicht mehr in der Lage einer Arbeit aufzunehmen.
Leider fällt mir aber auch nicht ein, was man dagegen tun kann. Irgendwie muss ja verhindert werden, dass Leute das System missbrauchen. Ich glaube allerdings nicht, dass die Agentur wirklich selbst födern soll. Jeder Arbeitsgeber weiß wohl, dass da nur das Billigste genommen wird, was sowieso den kleinsten gemeinsamen Nenner trifft (das berühmte Rechnen auf Grundschulniveau oder wie man einen PC einschaltet). Eventuell kann man hier verstärkt Sachen outsourcen zu richtigen Firmen, die professional Fortbildungen machen. Selbst wenn grundsätzliche Kenntnisse zu Mathematik oder Rrchtschreibung fehlen, sollte sowas nicht Inhouse gemacht werden. Lieber etwas sehr Teures in kurzer Zeit durchführen und so die Chancen wirklich zu verbessern, als jemand jahrelang durchzufüttern.
Jobvermittlungen könnten auch eingeschränkt werden. Wenn sowieso alle sagen, dass da nie was Gescheites bei rumkommt (meine Firma wird auch nie jemanden nehmen der von der Arge kommt), dann kann man es gleich auf die persöhnliche Verantwortung schieben. 10 bis 20 Bewerbungen pro Woche und eventuell Sanktionen bei unsinnigen Bewerbungen (wenn ein gelernte Koch sich beispielsweise als Ingenieur bei einer Fluggesellschaft bewirbt). Vermittlungsvorschläge sollten nur kommen, wenn die Person es sich selbst wünscht.
Generell sollte so viel es geht auf den Arbeitssuchenden geschoben werden und klar gemacht werden, dass die Arbeiter in der Agentur nur Verwalter sind. Die werden niemals so geschult sein oder genug Personal haben, um allen Arbeitssuchenden individuell gerecht zu werden. Ansatz sollte sein Selbstverantwortung hochzuhalten und eine Reduzierung des Gefühls des Ausgeliefertsein. Ein bisschen wie eine Aufgabe in der Schule: "Ok, 10 Bewerbungne bis Donnerstag? Ich kann frei wählen? Kriege ich hin!", anstatt "Ah Scheiße, wieder 10 Firmen bei denen ich bewerben muss und die gar nicht zu mir passen."
Weiterhin bin ich durchaus dafür, dass es leichter sein sollte die EU-Rente und Co. zu bekommen. Eine zweite Prüfstelle wäre hier hilfreich, wobei da natürlich die Frage ist ob es genug Ärzte und andere Infrastruktur dafür gibt.
Und wer wirklich so unten angekommen ist, dass selbst die regelmäßigen Termine und das Öffnen des Briefkasten zu viel sind, würde ich durchaus sagen, dass extern massiv eingegriffen werden sollte. Es mag sich radikal anhören, aber wer ein extrem toxisches und komplett negatives Mindset entwickelt hat (ich bekomme nie einen Job, bin zu fertig, Angst vor Sanktionen, lasst micht bitte in Ruhe etc.), der hat dumpf gesagt sein eigenes Leben nicht mehr im Griff. Ein Art betreutes Wohnen, wo man wirklich bei ALLEM an der Hand genommen wird, wäre dann hilfreich, um langsam wieder in die Gesellschaft eingegliedert zu werden. Selbst der Zugriff auf Geld sollte dabei eingeschränkt und natürlich auch psychologische Hilfe nicht nur durchgeführt, sondern klar durchgesetzt werden. Denn in der Wohung versauern zu lassen und nichts zu tun, hilft auch niemanden - ganz sicher nicht der Person. Wenn man selbst keine Kraft mehr hat, müssen dann andere Arme einen auf die Beine helfen - auch wenn man nicht unbedingt einverstanden damit ist, wohin der Marsch geht.
Letzten Endes gibt es immer ein Löcher im sozialen Netz, wo jemand durchfallen kann. Es gibt nicht das perfekte System. Es geht darum wie viele solcher Fehler sozial akzeptabel sind. Scheiße für die betroffene Person, aber man kann nicht jedes indivudelle Unglück berücksichtigen.
PS: Ich finde es auch ganz arm, wenn hier teilweise kommt "Ich hoffe du landest nie in H4, bekommst Krebs etc.", wobei da trotzdem mitschwinkt, dass man es sich TROTZDEM wünscht, einfach nur um etwas Schadenfreude zu haben.