ch danke dir für dieses Thema!
Wenn mal Zeit und Kraft da ist würde ich gerne was dazu schreiben.
Eine Frage vorweg wie kommen deine Gedanken im sozial arbeitenden Umfeld an?
Ich sehe einige Punkte ähnlich aber geh nicht komplett konform.
Eine Idee: sammel alles was an Posts hier kommt, und gib die Sammlung dann mal weiter an Kollegen in den sozialen Hilfsdiensten und auch an deren Vorgesetzte, zum einfach mal durchlesen, ob sie sich da in irgendeiner Form wiederfinden und Aussagen aus eigener Erfahrung bestätigen oder widerlegen können, und ob sie ggf. was verändern können wenn sie merken, da hakt es irgendwo.
Hier Meinungen sammeln ist ein Ding, was anderes ist, daraus was zu machen mit dem Ziel, daß sich vielleicht Veränderungen einstellen. Selbsterkenntnis ist hin und wieder der erste Weg zur Besserung ...
Eure Rückmeldung geht ja in eine ähnliche Richtung. Daher bündele ich mal meine Antwort an euch beide.
Ich habe mehr als zweieinhalb Jahrzehnte Arbeit im klassischen Streetworking hinter mir, also Sozialarbeit auf der Straße. Diese musste ich aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen aufgeben (Rückenbeschwerden), die mir langes Laufen und Stehen unmöglich machten, wie sie der Job von mir verlangt.
Dies war der Grund, warum ich vor 4 Jahren in die Verwaltung meines kirchlichen Trägers, dessen Namen ich hier nicht nennen möchte, wechselte.
Meinen Abschluss, damals noch Diplom, als Sozialarbeiter machte ich Ende der 90er.
Und ich habe den Eindruck, dass die Inhalte des Studiums damals noch deutlich andere waren, als das, was meine jüngeren Kollegen lernen.
Ein Erfolg war für uns damals, einen Menschen zurück in die Gesellschaft zu führen, ihn für sich selbst wieder arbeiten zu sehen.
Das tritt heute, bei den jüngeren Kollegen mehr und mehr in den Hintergrund. Generell gilt das Hinterfragen der Situation eines Menschen und zielgerichtete Hilfe als nicht mehr en vogue.
Die Sozialarbeit ist von linken politischen Kräften völlig vereinnahmt, die den Menschen als hilflosen Spielball in einem menschenfeindlichen System propagiert.
Junge Kollegen "schützen" ihre Klinentel vor einem System, welches sie selber zunehmend verachten, statt zu erkennen, das es eigentlich ihre Aufgabe wäre, ihre Klienten wieder an das System anzunähern.
Neben diesem politischen Aspekt, hat sich das Studium der Sozialarbeit stark vereinfacht über die Jahre. Gut, das haben fast alle Studiengänge, könnte man sagen, aber bei der sozialen Arbeit war es extrem. Dies schlägt sich in einer Vielfalt von eigentlich nicht geeigneten Absolventen und jungen Sozialarbeitern wieder. Eben solchen Menschen, die eigentlich selber Unterstützung benötigen würden, anstelle diese zu geben. Kompetenz im Sinne von Logik und Systematik spielt eine immer geringere Rolle. Stattdessen gehäuft weltfremder Idealismus, Beschützerinstikt für die eigene Klientel und mangelnde Distanz.
Die älteren Kollegen, darunter auch meine Chefs, sehen dies durchaus ähnlich. Sie kennen die Entwicklung und wissen diese einzuordnen.
Die jüngeren Kollegen reagieren auf derartige Denkanstösse teilweise ablehnend, teilweise sogar aggressiv.
Auch hier im Thread wurde leider bereits die Nazi-Keule ausgepackt obwohl nur jemand es wagt aus der 1. Reihe berechtigte Kritik zu üben.
Problematisch ist nicht ein zu geringer Personalschlüssel bei Sozialarbeitern und Psychologen. Ich glaube tatsächlich, dass es noch nie so viele von uns in staatlichen, kirchlichen und privaten Institutionen gab, sondern die Tatsache, dass einmal aufgenommenes Klientel nicht wieder in die Gesundung oder ein geregeltes Leben zurückgeführt wird. Sie drehen sich unter dem Schirm der Helferindustrie ewig im Kreis.
Natürlich war es noch nie so schwer wie heute, einen Termin bei einem Psychologen zu finden etc.
Dies jedoch nur, weil es zuviele (ewige) Patienten gibt und keinesfalls zu wenige Psychologen.
@Frau Rossi , ich freue mich auf ihre Sicht der Dinge.
@Daoga , die oberen Etagen kennen diese Entwicklung von der ich hier berichte. Es wird allerdings geschwiegen, weil das Menschenbild eines Klienten heutzutage von Idealismus dominiert wird, nicht von Realismus. Und leider, weil zunehmend Idealisten die Lenker sind, die auch die Gelder verteilen.
Ich bin nun selber Mitte 50.
Und ich sehe leider hier auf absehbare Zeit keine Besserung.