Andreas900
Sehr aktives Mitglied
Alles richtig, was du sagst. Was ich mich allerdings frage ist, was ein Friedensvertrag der Ukraine überhaupt bringt.Es ist immer sehr schlecht, wenn in einer Demokratie der Staat seine Bürger zum Kampf und Einsatz für diesen Staat zwingen (!) muss. Denn dann will anscheinend ein großer Teil nicht für diesen Staat kämpfen und sich nicht einsetzen. Nach meinem Verständnis wäre das in einer Demokratie zu respektieren, denn wenn die Bürger etwas nicht wollen, ist es eben so.
Die Mobilisierung in der Ukraine hat übrigens bereits im Oktober für alle Männer unter 60 Jahren den Kriegsdienst angeordnet. Wer sich weigert, erhält 5 Jahre Gefängnis.
Die Zeit läuft für Russland.
Sie haben sowohl hinsichtlich Soldaten als auch militärischer Güter deutlich größere Reserven und auch das weitaus größere Potential. Sollte Russland bis 60 Jahre mobilisieren, kann die Ukraine einpacken.
Man hätte direkt in den ersten Wochen des Krieges nach der russischen Niederlage vor Kiew das ukrainische Momentum nutzen und den Krieg beenden sollen. Die Russen standen konsterniert mit dem Rücken zur Wand. Mit etwas guten Willen wäre das zweifellos möglich gewesen. Die Kompromissvorschläge lagen auf dem Tisch, einschließlich russischen Rückzug zu den Februar-Grenzen. Anstatt zuzugreifen hat man sich stattdessen entschieden, beflügelt durch diesen Erfolg und befeuert durch Einmischungen aus dem Ausland der üblichen Kriegstreibernationen, man könne den Russen so richtig eins mitgeben, inkl. Krim, und brauche das nicht.
Sagen wir Russland hätte sich teilweise zurückgezogen, wer garantiert, dass Russland nicht morgen nochmal angreift? Haben wir doch bei der Krim gesehen. Nur weil Russland mit dem Ergebnis heute zufrieden ist, heißt es nicht dass es nicht Morgen mehr will.
Harter Vergleich aber was hätte eine Verhandlung mit Hitler gebracht? Ein Frieden mit Russland könnte aktuell nur dazu führen, dass Putin Zeit bekommt mehr Soldaten einzuziehen um dann noch stärker erneut anzugreifen.
Versteh mich nicht falsch: ich würde bei einer Möglichkeit zum Frieden zugreifen. Wenn ich an der Stelle der Ukraine wäre, würde ich vermutlich sogar territoriale Verluste akzeptieren, zumal der Osten der Ukraine auch vor dem Krieg schon ein Schlachtfeld von Separatisten war.
Ich würde aber nicht sagen, dass die Zeit für Russland spricht. Ja, Russland hat ein deutlich größeres militärisches Potenzial, aber jede Mobilmachungswelle führt zu Flüchtlingswellen aus Russland heraus. Russland muss immer mehr Männer einziehen, die zu ethnischen Minderheiten gehören. Das erinnert mich an das alte Rom, was gerne die "Unterstützungstruppen" an die Front stellte, statt römische Bürger. Wenn Putin weiterhin keine große Erfolge melden kann, ist sehr ungewiss wie dies in Russland ankommt.
langer Rede kurzer Sinn: Wir wissen es nicht.
Zu Kriegsbeginn sagten viele "Experten", dass sich die Ukraine in wenigen Wochen geschlagen sein würde. Als dies nicht geschah, wurde immer wieder betont, dass die Rekruten der Ukraine in wenigen Monaten ausgehen würden. Dann wurde gesagt, dass spätestens im Winter Schluss sei. Und jetzt wird gesagt, dass mit der neuen Rekrutierungswelle Russlands Schluss sein müsste.
Ich bin immer erstaunt, wie viele Experten es gibt...