Kita auf dem Prüfstand

[coralina]

Ich wäre auch nie vor dem 3. Lebensjahr arbeiten gegangen.

Ich muss ehrlich sagen, hätte ich Kinder, würde ich auch nicht sofort wieder arbeiten gehen. Notfalls lieber Geld vom Arbeitsamt beziehen. Ich hab das beim Kind meines Halbbruders gesehen. Da brauche ich dann auch keine Kinder, wenn ich die mit einem Jahr weggebe.
Natürlich soll das jeder so machen wie er will, aber ich finde die Kita puren Stress. Ich bin da als Kind auch nicht gerne hingegangen. Ich wollte immer zu meinen Eltern und hatte immer in Frage gestellt, ob die mich wirklich wieder abholen. Ich dachte teilweise sogar, ich hätte was falsch gemacht, dass ich jetzt dort bin. Für ein kleines Kind sind selbst 6 Stunden eine Ewigkeit und das hat auch nicht das Bewusstsein, dass es wieder abgeholt wird und wo es eigentlich gerade ist. Ich hab mich da nie wohl gefühlt, obwohl die Erzieherin echt lieb zu mir war. Gestört hat mich besonders, dass wir immer alle in diesem Gruppenverband waren. Ich hätte wohl eine Bezugsperson für mich alleine gebraucht.
Richtig kapiert, dass ich wieder abgeholt werde, habe ich so mit 5 oder 6. Da war ich schon fast in der Grundschule. Aber mit 2 oder 3 hatte ich immer Heimweh zu meinen Eltern. Ich hab da nicht kapiert, wozu das ganze Kitasystem ist. Ich dachte, die wollen mich abschieben.

 

[Santino]

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[Nikola-mit-Sven]

Da war ich schon fast in der Grundschule. Aber mit 2 oder 3 hatte ich immer Heimweh zu meinen Eltern. Ich hab da nicht kapiert, wozu das ganze Kitasystem ist. Ich dachte, die wollen mich abschieben.

Ich habe einen Jungen und ein Mädchen. Während ein Kind die Kita liebte, hat das andere Kind ähnlich wie dir die Kita gehasst.
Mit der Konsequenz, dass ich mir dann zeitweise andere Optionen gesucht habe und das Kind erst wieder hingegeben habe, als es auch soweit war.
Ich weiß nicht, ob einige von euch den Film goodenough parents kennen. In diesem Film wird das Bindungsverhalten von Kindern thematisiert und da ist die Kita unter anderem auch ein Thema. Es ist nachgewiesen, dass ein hoher Cortisolausstoß krank macht und das Kleinkinder deshalb krank werden, wenn sie sich nicht gut aufgehoben fühlen.
Ich bin der Meinung, dass Kinder selbst bereit dafür sein müssen, per Explorationsverfahren die Welt zu erkunden. Dafür brauchen sie aber erst einmal eine feste Bindung zu ihren Eltern oder der Herkunftsfamilie.

 

[Nikola-mit-Sven]

GOOD ENOUGH PARENTS (2021) - Trailer zum Film

Ein Film über Elternschaft, Erziehungsmythen und Bedürfnisse. DVD & Stream auf www.goodenoughparents.de / Mit Susanne Mierau, Herbert Renz-Polster, Dr. Kari...

www.youtube.com

Ist für dich als Kitafachkraft vielleicht auch mal ganz sehenswert, Sonnenblume.

 

[Gelöscht 49749]

Auch Geld vom Arbeitsamt beziehen kann zu wenig sein, wenn der/die Partner*in wenig verdient und je nachdem wo man wohnt. Ich kenne auch Beispiele von Kindern, die total Freude an der Kita haben. Meine sind beide mit ca. 2 in die Kita gekommen. Und meine Tochter will manchmal gar nicht nach Hause. Es gibt auch was dazwischen, also nicht nur Kinder die mit 1 den ganzen Tag geschickt werden oder bis 4 zu Hause bleiben.
Ich finde, es kommt ganz aufs Kind an, auf die individuelle Situation, natürlich auch auf die Kita.

 

[coralina]

Auch Geld vom Arbeitsamt beziehen kann zu wenig sein, wenn der/die Partner*in wenig verdient und je nachdem wo man wohnt.

Bis zum 3. Lebensjahr darfst du ja zu Hause bleiben und selbst wenn es wenig wäre. Das wäre es mir wert. Da würde ich mich eben zurück nehmen. Hauptsache dem Kind geht es gut. Gerade in dem Alter brauchen Kinder doch noch keinen Luxus. Schwieriger wird es eher dann, wenn die älter werden und dann der Vergleich zu anderen losgeht. Bis 3 freuen die sich noch an einfachen Dingen.

Ich kenne auch Beispiele von Kindern, die total Freude an der Kita haben.

Klar, aber ich glaube trotzdem nicht, dass die Mehrheit der Kitakinder sind unbedingt wohl in der Kita fühlt. Am Anfang müssen die ja alle durch eine Trennungsphase und das finde ich ehrlich gesagt vorm 3. Lebensjahr auch einfach zu früh.
Ich meine überleg es dir doch mal, du wirst als Kleinkind, das gerade eine feste Bindung aufbaut 8 Stunden oder wenn auch etwas weniger zu wildfremden Menschen gegeben. In eine völlig fremde Umgebung. Und diese wildfremden Menschen haben nicht ein Kind wie dich, sondern mal 10,11 oder 12.
Da bist du dann nur eine Nummer zwischen vielen und deine Mutter lässt dich einfach so da und Zeit kommt dir wie eine Ewigkeit vor. Oft verstehst du ja noch gar nicht, warum du da bist und dass die dich wieder abholt und warum sie arbeitet. 2 Jährige verstehen das noch nicht. Du hast ja noch kein Zeitgefühl und sollst da plötzlich essen, manchmal auch schlafen und auf Toilette gehen und da spielen. Genauso habe ich das als Kleinkind empfunden. Ich hatte diese Gewissheit, dass meine Mama mich wieder abholt nicht. Ich dachte wirklich, die lässt mich jetzt da. Für immer. Warum gibt die mich da hin? Die merkt doch, dass es mir da nicht gut geht. Das Gefühl ist nie wirklich verschwunden. Auch nicht, als ich mit 4 oder 5 langsam begriffen habe, warum meine Eltern arbeiten müssen und warum ich da bin. Ich hab das in der Kita als Strafe empfunden.

also nicht nur Kinder die mit 1 den ganzen Tag geschickt werden oder bis 4 zu Hause bleiben.

Ich war 8 Stunden da und viele meiner Kitafreunde damals auch. Für mich war es ein Alptraum, der erst aufhörte, als ich in die Schule kam. Ab da hatte ich dann ein Zeitempfinden und hab die Uhr gelernt. Daher bin ich dagegen, dass man Kinder schon mit 1 oder 2 weggeben sollte.

Selbst 6 Stunden finde ich mit 2 zu viel.

Ist für dich als Kitafachkraft vielleicht auch mal ganz sehenswert, Sonnenblume.

Kann man den Film auch irgendwo kostenlos schauen?

 

[Sonnenblume4407]

Ich muss ehrlich sagen, hätte ich Kinder, würde ich auch nicht sofort wieder arbeiten gehen. Notfalls lieber Geld vom Arbeitsamt beziehen.

Man bekommt aber kein Geld vom Arbeitsamt wenn man in Elternzeit ist und verlängern will.
Da wird auch jeder Sachbearbeiter sagen geh arbeiten. Wer drei Jahre zuhause bleiben will muss eben entsprechend sparen um sich das leisten zu können. Abgesehen davon gibt es sicherlich auch Jobs wo man sich drei Jahre zuhause bleiben einfach sich nicht leisten kann weil man vielleicht auch nicht mehr nachkommt wenn man wieder arbeiten geht.

Ich war z.b während meiner Schwangerschaft im Büro Am arbeiten und über ein Jahr in Elternzeit und in den zwei Jahren wo ich weg war hat sich wirklich einiges geändert.
Der erste Monat war ich eigentlich nur beschäftigt alles zu lesen was sich geändert hat und musste auch die ein oder andere Weiterbildung besuchen.

Ich bin da als Kind auch nicht gerne hingegangen.

Nur weil du nicht dahin wolltest musst du es nicht auf andere kinder schließen.
Meine Tochter geht mit ihren 2 Jahren gern in die Kita und freut sich morgens auch darauf wenn wir losgehen.
Sie weiß auch das ich oder der Opa sie abholen weil sie es in der kita auch sagt.
Aber ich muss dir in einem Punkt recht geben Kinder sollten unter 3 keine 8 st in der kita sein. Mir tun immer die Kleinen leid wenn die von 7:30 bis 16:30 Uhr in der kita sind.
Ich gehe in teilzeit arbeiten damit sie eben nicht den ganzen Tag in der kita ist.

 

[coralina]

Was ich noch schreiben wollte. Ich glaube, wenn man wirklich nur eine Bezugsperson für sich hat, die man nicht mit einer ganzen Gruppe teilt, ist das nochmal was anderes, obwohl ich mir da nicht sicher bin. Ich brauchte einfach meine Eltern.

 

[Violetta Valerie]

Und damit gehst du ja wieder am Bedürfnis des Kindes vorbei. Verstehst du, was ich meine? Bedürfnis des Kindes einhalten und überschreiten ist nicht so einfach.

Nö wieso? Es ist aufgabe der Eltern bedürfnisse su gut es geht zu erkennen. Und die entsprechen eben nicht immer dem akuten WILLEN eines Kindes. Klar: Eindeutigkeit wird man da nie erlangen, aber es ist eben auch nicht so, dass Bedürfnisorientierung bedeutet, dass man komplett nach dem tanzt was ein Kind so will und dann einen kleinen Tyrannen heranzieht.

Dann waren wir zu DDR Zeiten alle Ausnahmen. Ich sage es nochmal: Mit Pampers wurden die Kinder später trocken als mit Stoffwindeln. Die saugen sich nämlich voll und sind dementsprechend eklig, wenn voll.

Das wäre mir neu, dass nie meisten Kinder der DDR mit 18 Monaten zuverlässig trocken gewesen wären. Aber wenn Du das sagst, wirds schon stimmen. Keine Einwände.
Ich bin ein Wessi-kind und war mit zweieinhalb zuverlässig trocken. Und die meisten menschen, von denne ich das weiß, da war das ähnlich. Ob mit Stoffwindeln oder mit Wegwerfwindeln.

Du hast keine Kinder und das merkt man hier.

Du musst es ja wissen.

 

[Gelöscht 60553]

Bitte auch mal daran denken, dass die Kinder heute in den meisten Kitas eine Eingewöhnung zwischen 4-6 Wochen durchlaufen. Es ist nicht mehr wie früher, dass das Kind von Tag 1 abgegeben wird und nach 8 Stunden Verzweiflung wieder abgeholt wird. Ich kann von der Eingewöhnung nur positives Berichten. Tatsächlich will unser Kind nach der Kita oft gar nicht nach Hause, weil sie sich da sehr wohl fühlt und das mit 2 Jahren. Die Kinder werden eben bedürfnisorientiert und gut behandelt. Es gibt viel zu Spielen und zu Erleben.
Natürlich gibt es auch in unserer Kita einen absoluten Notstand und die Pädagogen*innen sind am Limit, aber da muss mMn die Politik tätig werden! Im Moment werden die Leute dort nur noch verbrannt und ich kann verstehen, dass viele ganz schnell raus aus dem Job wollen.

Übrigens meine Kitazeit dagegen war wie schon erwähnt sehr schlimm. Ohne Eingewöhnung wurde ich zurück bei den den sogenannten "Tanten" (Damen, die schon in der DDR *lol das schon wieder* tätig waren). Sie waren streng und lieblos. Wir wurden alle zum Essen und Schlafen gezwungen. Ich habe anfangs nicht verstanden was ich da soll und warum ich dort zurückgelassen werde. Ich dachte ich bin schuld daran. So läuft es heute wahrscheinlich nur noch in schlechten Kitas..hoffe ich.