Und warum ist das heute nicht mehr so? Falsche Erziehung, falsche Vorbilder, falsche Sozialisierung. Und nicht die nötigen Strafen wenn sich jemand danebenbenimmt, stattdessen Verhätschelung und eifriger Täterschutz. Ein Opfer ist bekanntlich immer selber schuld. Täterschutz ist Opferverachtung!
Meinst Du, es ist wirklich so, dass die Jugendstrafen früher härter waren?
Mir wäre NICHTS davon bekannt.
Harte Strafen haben von je her keine Verbrechen verhindert (in USA gibt es mehr Morde als bei uns obwohl es die Todesstrafe gibt)
Ist es nicht viel mehr so, dass Jugendliche und Kinder von ihren Eltern und anderen Erwachsenen einfach nicht mehr vorgelebt bekommen, dass man die Gesellschaft irgendwie achten sollte? Sich "anzupassen" also MIT den Regeln zu leben, gilt heute ja in fast allen Schichten nicht mehr als erstrebenswert.
Früher war es doch zumindest so, dass Eltern zB Wert darauf gelegt haben, dass ein Kind in der Schule sich benimmt und "brav" ist. Heute gilt ein Kind, das sich nicht benimmt vielleicht sogar als besonders "charakterstark". Brav sein ist kein Ziel mehr.
Die Eltern wollen, dass das Kind sich durchsetzt...sich ja nichts sagen lassen vom Lehrer usw.
Und je nach Milieu, in dme man aufwächst bekommt man halt entweder das Gefühl vermittelt, es wäre Ok, sich mit Ellenbogen vorteile zu verschaffen (Mobbing, keinerlei Teamfähigkeit, Egoismus, Narzismus usw) oder eben seine Interessen mit Gewalt durchzusetzen. Je nachdem also welcher "Schicht" man kommt aber letztlich bleibt beides eine grundliegende Verachtung der Gesellschaft und der Mitmenschen, die man doch überall beobachten kann:
Im Grunde bekommt man wo man auch hinschaut das Gefühl vermittelt, es wäre etwas positives, sich gegen "den Staat", "das System", "die da oben", "die Ausländer", "die Deutschen" usw aufzulehnen.
Da braucht es einen doch nicht zu wundern, dass das auch auf Kinder und Jugendliche durchschlägt.
Und letztlich treibt das dann solche Blüten.
Also lässt sich das Problem doch niemals durch härtere Jugendstrafen lösen sondern man sollte mal bei den Erwachsenen anfangen.
Mal ein kleines Beispiel aus meiner kurzen Zeit als Lehrerin.
Ein Schüler (der sich sowieso immer völlig daneben benommen hat) hat mal einfach seine Füße ganz Cheffig auf den Tisch gelegt und mit dreist gesagt, dass er keinen Bock auf diesen SCh... hat.
ich hab ihm dann natürlich gesagt: Ist mir egal, ob Du keinen Bock hast: Füße runter, sonst fliegst Du raus.
Er: Nein, die Füße bleiben oben, da können Sie machen, was sie wollen (allein dass ein 12 Jähriger so mit einer Lehrerin redet...). Naja, ich hab eben dann den Direktor holen lassen, einen Verweis verpasst und einen Mitteilung an die Eltern.
Von der Mutter kam dann eine Antwort: Sie könne sich das alles garnicht erklären, ihr Sohn würde sowas doch nicht machen und Frau Valerie hat bestimmt alles missverstanden.
Ernsthaft?
Wenn Eltern SO reagieren, braucht man sich doch nicht zu wundern.
Da kann man ja noch von Glück sagen, wenn es nur bei dreisten Kommentaren und Füßen aufm Tisch bleibt.
Und natürlich haben harte Strafen bei so einem Schüler überhaupt keinen Effekt: Wie auch? Zuhause wird ihm vermittelt, er wäre zu Unrecht bestraft worden.
Bei einem Kind, das vermittelt bekommt, dass es eine Bedeutung hat, sich anständig zu benehmen würe vermutlich schon ausreichend, es zu schimpfen. Bei so einem Kind hilft nicht mal ein Verweis oder eine Ansprache von Direktor was, denn da Kind lebt in der Überzeugung, dieses Verhalten würde ihm zustehen.
Und das ist ja nur ein minikleines beispiel für das, was Lehrer jeden Tag erleben.
In meinem Fall war das übrigens eine Privatschule mit ausschließlich deutschen Kindern: Nur um dieses Vorurteilt mal auszuräumen.
In dieser Schule gab es Kinder (also wirklich KINDER), die andere Kinder dafür bezahlt haben, dass sie sich zu ihrer Unterhaltung prügeln.
ja, auch sehr reiche Kinder können verroht sein....
Also wen wunderts, dass an der Spitze dieses Berges auch Schwerstverbrechen vorkommen?
Aber anstatt dies mit noch mehr Ablehung unseres Staates und unseres Rechtssystems zu beanworten (unser Rechtssystem ist Müll und viel zu weich...das ist ja auch schon wieder eine Ablehnung) sollten wir uns als Gesellschaft mal mehr Gedanken darüber machen, WARUM es so hipp ist, "unangepasst" zu sein und die Gesellscahft abzulehnen.
Und das eben nicht nur im kriminiellen Bereich sondern quer durch alle Schichten.
Wie oft hört und liest man doch: Ich lasse mir nichts vorschreiben! WAS? ICH soll zugunsten der Gesellschaft verzichten/mich anpassen..? ich bin doch nicht bescheuert.
Wir leben in einer Ich-Gesellschaft und das sind halt die Folgen davon.
Und egal wie hart wir die Strafen machen: Wo kein Gefühl für Miteinander (und damit für die Mitmenschen) ist, wird all das nichts bringen.