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Ist es bei Depressionen normal, dass die Stimmung schneller fällt als steigt?

Joq

Neues Mitglied
Mir ist bekannt, dass Reizbarkeit auch ein Symptom von Depressionen ist. Allerdings rege ich mich nicht nur schnell auf, sondern ich werde auch viel schneller traurig oder enttäuscht oder einsam. Generell kommen alle unangenehmen Gefühle leichter als die positiven. Ich weiß nicht unter welchen Begriff das fällt. Ist das Sensibilität? Emotionalität?

Ich habe in einem Buch, was meine Therapeutin empfohlen hat, gelesen, es hätte evolutionäre Gründe, dass uns negative Emotionen mehr beeinflussen. Das macht auch Sinn für mich, aber kann man dann überhaupt lernen, mehr positives zu empfinden? Bzw. schneller aus der negativen Gefühlslage herauszukommen? Ist das passende Stichwort eher Dankbarkeit und Achtsamkeit lernen?

Ich habe einfach den Eindruck, vor der Depression haben sich meine Gefühle auch relativ schnell gewandelt, aber da hat dann auch eine Kleinigkeit ausgereicht um wieder gute Laune zu kriegen. Jetzt ist die schlechte Laune viel präsenter. Und ich muss ständig Angst haben, dass mich etwas triggert. Es gibt nur ein paar Dinge, die mich erfreuen, aber unendlich viel, was mich verletzt.

Ich habe ein Buch über ACT und eines über Emotionsregulation, was ich mit der Therapeutin zusammen nutze. Aber keines der Bücher scheint mein Problem richtig zu erfassen. Kann mir hier jemand helfen?
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Schlechte Gedanken, schlechte Gefühle. Du kannst mitschreiben, was du vorher gedacht hast, bevor deine Stimmung ins Minus fiel. Meist sind das Wahnideen, die sich immer ums Ähnliche drehen...keiner hat mich lieb...ich schaffe es eh nicht...ich bin so hässlich...alles ist so schwer usw... Das sind die typischen Ohrwürmer, die man als Depri hört. Diesen Wesenszug kann man nicht ändern, der ist so.

Lass dich nicht runterziehen.
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Probier mal das alles zu machen wieder, was Depressive hassen, was sie gar nicht mögen, was sie sich nie gönnen würden. Versuche dich in tiefe Depression zu verfrachten, absichtlich und dann steh auf und geh spazieren, oder finde etwas nett, oder mach etwas hübsch, oder fang etwas an, das gut tut und zugleich verlässt du dieses Hirnareal, wo man so tickt, wie ein Schwermütiger halt tickt. Das sind Ausrichtungen, Eindrücke, die sind subjektiv. Wie eintauchen in so eine Lage. Heb den Kopf, richte dich gerade, steh auf und denke andersrum, steige fest auf, sei entschieden und entschlossen... übe das halt, das ist wie schwimmen lernen. Du darfst nicht immer ersaufen in diesen Ideen, du musst dich befreien lernen daraus.
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Du hast gefragt, ob es leichter ist nach unten zu schauen, als hinauf, also mir kommt vor, Energiesparend ist es, wenn man nichts denkt, weder froh, noch unfroh, wenn man bloß funktioniert. Das kann sehr entspannend sein. Das wäre eigentlich eine neutrale Verfassung, weder hoch, noch tief.
Falls du Stimmungsschwankungen hast, dann liegt es vielleicht daran, dass ein Zuviel von diesem Plus dann in die andere Richtung schupst, also ins Minus, um das wieder auszugleichen. Quäle dich nicht, geh halt mit Mundwinkel nach unten, das ist doch nicht muss, immer zu lächeln.
Ich finde beides gut und wichtig und richtig- schlecht gelaunt, gut gelaunt, das muss beides sein dürfen. Was aber sicher nicht sehr gesund ist, das ist Einseitigkeit. Also sei zwischendrin mal alles andere als üblich, damit dieses Hirnareal nicht einschläft mangelns Betätigung.
:) Mal so, mal anders... wie kleine Kinder ja auch sind, die wissen nichts von Psychologie und queren jede Emotion mehrmals täglich. Sicher nicht von ungefähr.
Gute Nacht liebe(r) Joq, sei nicht so ernst.
 

unschubladisierbar

Sehr aktives Mitglied
Kann mir hier jemand helfen?
Ich würde dir raten nicht ständig irgendwelche Bücher zu lesen. Wirklich gute Bücher sind schwer zu finden. Ratgeber etc. kannst du wahrscheinlich zu 90 % in die Tonne klopfen.Es hilft dir nicht irgendwelche Begründungen oder Erklärungen zu finden, die dir erzählen das deine Depression ja irgendwie evolutionäre Gründe hat. Das finde ich sogar sehr kontraproduktiv.

Was ich dagegen für hilfreich halte, sich mit Kommunikation und Emotionen zu beschäftigen. Oft lässt man sich triggern, obwohl es nie einen Trigger gab. Wieso kränkt mich etwas? Oft liegt der Fehler bei der Kommunikation. Was wurde gesagt? Was habe ich verstanden? Was war die Botschaft?
Du kannst dich ja mal mit dem "4 Seiten Modell" befassen.

Danach kannst du dich mit Fehler in der Kommunikation auseinandersetzen oder auch wie man gewaltfrei kommuniziert oder mögliche Trigger umgehen kann und vermeidet, dass sich eine Situation hochschaukelt.

Auf jede Aktion folgt eine Reaktion. Welche Reaktion man erhält, ist von der vorhergehenden Aktion abhängig.
 
G

Gelöscht 125794

Gast
Ich bin kein Wissenschaftler.
Aber persönlich finde ich, dass es doch typisch für eine Depression ist, dass die Stimmung schneller fällt als steigt.

Depression ist ein krankhaftes (nicht 'reaktives') Stimmungstief.
Da "steigt's" nur selten.
 

Holunderzweig

Sehr aktives Mitglied
Ich würde dir raten nicht ständig irgendwelche Bücher zu lesen. Wirklich gute Bücher sind schwer zu finden. Ratgeber etc. kannst du wahrscheinlich zu 90 % in die Tonne klopfen.Es hilft dir nicht irgendwelche Begründungen oder Erklärungen zu finden, die dir erzählen das deine Depression ja irgendwie evolutionäre Gründe hat. Das finde ich sogar sehr kontraproduktiv.

Was ich dagegen für hilfreich halte, sich mit Kommunikation und Emotionen zu beschäftigen. Oft lässt man sich triggern, obwohl es nie einen Trigger gab. Wieso kränkt mich etwas? Oft liegt der Fehler bei der Kommunikation. Was wurde gesagt? Was habe ich verstanden? Was war die Botschaft?
Du kannst dich ja mal mit dem "4 Seiten Modell" befassen.

Danach kannst du dich mit Fehler in der Kommunikation auseinandersetzen oder auch wie man gewaltfrei kommuniziert oder mögliche Trigger umgehen kann und vermeidet, dass sich eine Situation hochschaukelt.

Auf jede Aktion folgt eine Reaktion. Welche Reaktion man erhält, ist von der vorhergehenden Aktion abhängig.
Eigentlich ist das alles ein spannendes Forschungsgebiet- wie ticken wir?

Mir ist einmal aufgefallen, dass ich stets auf die Tränendrüse drückte bei einer bestimmten Vorstellung. Es reichte, wenn ich mich in diese Geschichte beamte, immer heulte ich los, wie wenn ich dauernd in die gleiche Falle tappen würde. ICH bin es, die das beeinflusst, wie es mir geht. An meinen Reaktionen liegts... die kann man ja überdenken und ändern.
 
G

Gelöscht 123871

Gast
Du musst lernen die Gefühle auszuhalten, zu deuten, zu verstehen wo die herkommen. Gönn dir ruhe, gehe in dich. Überlege was dir fehlt, mit was für Illusionen du lebst, was du brauchst. Mach dir klar worauf es im Leben ankommt. Welche Bedürfnisse du hast, welche du davon selbst befriedigen kannst (nahezu alle). Lies Schopenhauer, Nietzsche… versuche zu verstehen. Geh in die Natur und reflektiere dich. Gehe in die Stadt und guck dir die seelenlosen Körper an. Werd dir darüber im klaren in was für einer kranken Welt wir leben. Was dir eingetrichtert wird wie du zu leben hast. Welche Werte dir vermittelt wurden welche Werte du lebst, welche Werte dein Umfeld mit dir teilt, welche Spielchen du mitspielst etc.

Depressionen müssen nichts schlimmes sein… Depressionen können ein Segen sein … depressiver Realismus ist ein Segen. Du kannst einigen weit voraus sein. Und dann wird es besser … es muss klick machen. Mache Sport, verstehe die Gehirnchemie, Dopamin, Serotonin … es ist ein Prozess.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
G

Gelöscht 125794

Gast
Eigentlich sind solche Tiefs ein Symptom, was ist der Auslöser, die Ursache?
Nun ja, wenn man es so nimmt,
dann sind Stimmungstiefs - oft, nicht immer - Symptome einer Depression.
'Auslöser' hierfür muss es dann nicht immer geben: sie kommen einfach.

'Auslöser' gibt es für Stimmungstiefs, wenn keine Depression vorliegt.
Sie sind dann 'reaktiv'.
 

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